Mit einer Förderleistung von 1250 Litern pro Stunde arbeitet die Wasserzirkulationsanlage seit August auf dem Grafensee. Um das Gewässer komplett zu "bearbeiten", wird es vier Jahre dauern. Foto: Angelverein Kappel-Grafenhausen

Grafensee in Kappel-Grafenhausen hat kaum noch Sauerstoff. Auch andere Gewässer betroffen

Kappel-Grafenhausen - Dem Grafensee geht die Luft aus. Der Angelverein Kappel-Grafenhausen hat reagiert und eine Anlage gekauft, die für Sauerstoffnachschub sorgen soll. Das Problem ist damit aber nicht gelöst. Auch andere Gewässer brauchen früher oder später Hilfe.

Um den Grafensee steht es schon lange nicht gut. Bereits 2015 hat ihn der Landesfischereiverband untersucht und kam zu dem niederschmetternden Ergebnis: "Unter einer Wassertiefe von neun Metern bis zum Grund in 17 Metern Tiefe ist der See ökologisch tot." Schuld seien "hohe Konzentrationen an giftigem Schwefelwasserstoff und anderen Faulgasen". Zudem habe man "große Mengen" Ammoniak im Wasser festgestellt, die vor allem mit dem (Über-)Düngen der umliegenden Felder zu erklären sei.

Alles in allem ein Zustand, der für Fische und andere Tiere im Wasser "lebensgefährdend giftig" ist, macht der Fischereiverband deutlich. Auch Badegästen drohten gesundheitliche Risiken: "Blaualgen können unter ungünstigen Bedingungen an die Wasseroberfläche kommen und dort einen dichten schwimmenden Belag bilden." Die Algen sonderten einen Giftstoff ab, der bei Menschen "starke Allergien" hervorrufen könne, warnen die Fachleute.

"Wir sehen die Entwicklung seit Jahren mit Sorge", erklärt Harald Vögt, Vorsitzender des Kappel-Grafenhausener Angelvereins, der den Grafensee von der Gemeinde gepachtet hat. Durch die seit Monaten andauernde Trockenheit habe sich die Situation weiter verschärft: "Der Wasserpegel des Sees ist um fast drei Meter gesunken, mittlerweile hört das Leben zwei, drei Meter unter der Oberfläche auf."

Erste Maßnahmen, wie das Fällen von Bäumen, um den Wind auf den See zu holen und eine groß angelegte Putzaktion, seien nahezu ergebnislos verpufft. Deshalb haben die Angler in diesem Jahr schweres Geschütz aufgefahren: Seit August wälzt eine Wasserzirkulationsanlage im Grafensee stündlich 1250 Liter um und reichert das Wasser so mit Sauerstoff an. Das hatte bereits der Landesfischereiverband in seinem Bericht vorgeschlagen, um einen – so wörtlich – "ökologischen Kollaps" zu verhindern. Ein Unterfangen, das Zeit braucht. Trotz der stattlichen Förderleistung wird die Pumpe laut Vögt vier Jahre brauchen, bis der vier Hektar große See komplett "bearbeitet" ist. Halbjährlich werden die Erfolge dokumentiert.

Verein kauft Anlage für 32 000 Euro

Für die Reanimation des Grafensees haben sich die Angler finanziell weit aus dem Fenster gelehnt. 32 000 Euro hat die Anlage gekostet, finanziert über ein Darlehen. Der Verein hat bei der Gemeinde einen Antrag auf einen Zuschuss in Höhe von 25 Prozent gestellt. "Wir tun das ja nicht für uns, sondern in erster Linie für die Umwelt", sagt der Vorsitzende und denkt bereits weiter: "Spätestens wenn der Kredit für diese Anlage abbezahlt ist, müssen wir eine weitere kaufen."

Zwar habe der Grafensee Hilfe am nötigsten, der Einzige, der unter Atemnot leidet, ist er aber nicht. Vögt: "Wir kämpfen an anderen Seen mit denselben Problemen." Und diese würden in den kommenden Jahren nicht weniger. Im Gegenteil: "Mach wir uns nichts vor – es wird immer wärmer und die Situation damit immer dramatischer." Den Klimawandel, das weiß Vögt, werden er uns seine Mitstreiter nicht aufhalten. Die Seen sich selbst überlassen will der 70-Jährige aber nicht: "Wir leben seit Jahrzehnten mit und an unseren Gewässern, deshalb wird der Angelverein auch künftig alles für ihre Rettung tun."

Info: Hier ist der Verein aktiv

Der Angelverein Kappel-Grafenhausen betreut mit seinen rund 200 Mitgliedern neben dem Grafensee auch den Kappeler Badesee und nennt zudem den Insel- und den Halbmondse e sein Eigen. An diesen Seen, sagt der Vorsitzende Vögt, brauche es künftig künstliche Hilfe, um den Sauerstoffgehalt auf Normalniveau zu halten. Nicht auf menschliche Hilfe angewiesen seien indes die beiden Rhinauseen, die an den Taubergießen angeschlossen sind. Aktiv sind die Angler auch an fließenden Gewässern – an 3,3 Kilometer Rhein sowie an Elz und Ett enbach auf Kappel-Grafenhausener Gemarkung.