Kappel-Grafenhausener Gremium beschließt Resolution zum Ettenheimer Standort

Kappel-Grafenhausen - Die Debatten über die Zukunft der Ortenauer Klinik-Standorte weckt auch in Kappel-Grafenhausen Sorgen. Bürgermeister Jochen Paleit hat das Streitthema im Gemeinderat angesprochen. Dessen Mitglieder hielten sich nicht mit Kritik zurück.

Eigentlich stand außer Routine wenig Bewegendes auf der Tagesordnung des Gemeinderats – abgesehen von besagter Debatte, die unter dem Punkt "Verschiedenes" thematisiert wurde. Morgen, Donnerstag, wird die "Zukunftsplanung für das Ortenau-Klinikum" im Krankenhausausschuss des Ortenaukreises vorgestellt. Die sogenannte Agenda 2030 soll laut Landrat Frank Scherer unter anderem "eine qualitativ hochwertige, flächendeckende Patientenversorgung und -sicherheit gewährleisten" sowie "eine ausgewogene Wirtschaftlichkeit bis zum Jahr 2030" erreichen (wir berichteten).

Doch das wird mancherorts schon jetzt infrage gestellt. Ohne bislang Details des Strukturgutachtens zu kennen, warnte Paleit: "Zwar wird wohl der Klinikumsstandort Ettenheim noch für ein paar Jahre bestehen bleiben, aber schon jetzt werden mit der Agenda 2030 Weichen gestellt." Und die, so klang es unter den Gemeinderäten durch, weisen in eine besorgniserregende Richtung.

Rita Bücheler und Brunhilde Gündner (beide FW) kritisierten gleichermaßen, dass eine reine Rentabilitätsrechnung für den Standort Ettenheim zu kurz greife. Beide betonten auch, dass eine übermäßige Zentralisierung, die später eventuell auf ein einziges Großklinikum in Offenburg hinauslaufen könnte, zulasten der Patienten gehe.

Joachim Leser und Clemens Sedler (beide CDU) halten es ebenfalls für geboten, den ländlichen Raum wenigstens in Sachen medizinischer Grundversorgung nicht weiter auszudünnen. Auch Christian Anselm (CDU) wunderte sich: "Wo soll das noch hin führen?"

Paleit selbst sagte: "Wir müssen unsere wohnortnahe Versorgung behalten und nicht alles nur an einem Standort konzentrieren." Seine Haltung zur Zukunft des Klinikums in Ettenheim ist ebenso klar wie die sämtlicher Gemeinderäte von Kappel-Grafenhausen. Das zeigt auch eine im Anschluss einstimmig angenommene "Resolution zum Krankenhaus".

Darin heißt es mit recht klaren Worten: "Die Gemeinderäte erwarten, dass Entscheidungen zu den Kreiskrankenhäusern die Interessen der Menschen in der großen Kreisfläche berücksichtigen. Eine hohe Konzentration medizinischer Leistungen auf nur eine Stadt wird dem nicht gerecht." Der Wert dezentraler Standorte müsse sich in der Entscheidung wiederfindet. Für den Erhalt des Standorts Ettenheim "als Teil des erfolgreichen Klinikums Lahr-Ettenheim" gebe es zahlreiche Argumente, die in der Resolution aus Kappel-Grafenhausen auch einzeln aufgeführt werden (siehe Info).

Abschließend wird klargestellt: Die Gemeinderäte erwarten, dass der Standort Ettenheim "seine Leistungen als Akutkrankenhaus" – in dem also eine Versorgung von Patienten mit akuten Zuständen zu jeder Zeit gewährleistet ist – "auch in Zukunft dem Klinikbetrieb der Ortenau zur Verfügung stellen darf". Eine "massive Konzentration der Klinikbetten auf die Kreishauptstadt, die 15 Prozent der Bevölkerung stellt", wird in der Resolution abgelehnt.

Info: Pro Ettenheim

In der Resolution werden Argumente für den Erhalt des Standorts aufgeführt: So werde die Innere Abteilung auch von Patienten aus dem nördlichen Breisgau genutzt, die sich bei einer Schließung eher nicht Richtung Lahr oder Offenburg orientieren würden. Ein vor wenigen Jahren neu eingerichteter Notarztstandort sichere ein schnelles Eingreifen in der südlichen Ortenau sowie im nördlichen Breisgau und sei der nächste zum Besuchermagnet Europa-Park. Zudem gebe es mit Schmerzzentrum und Fußchirurgie hoch spezialisierte Abteilungen für die Ortenau. Nicht zuletzt sei die Klinik bei den Patienten wegen medizinischer Kompetenz, pflegerischen Leistungen und der Überschaubarkeit sehr geschätzt. Auch der Bauzustand des vor 15 Jahren generalsanierten Krankenhauses sei mit wenigen Ausnahmen tadellos. 80 Betten könnten nutzbringend für die Menschen in der Region und den Klinikverbund betrieben werden.