Gemeinderat: Kappel-Grafenhausen spricht sich gegen neue Kreisstraße aus

Die geplante neue Kreisstraße zwischen Ringsheim und Lahr stößt in Kappel-Grafenhausen auf keinerlei Gegenliebe. Der Gemeinderat zieht ihren Sinn in Zweifel – und spricht sich klar gegen den Bau aus.

Kappel-Grafenhausen. Bei der letzten Gemeinderatssitzung vor den Kommunalwahlen gab es massive Kritik an dem Vorhaben des Ortenaukreises. Zuvor hatte Straßenbauamtsleiter Roland Gäßler die aktuellen Planungen der B 3-Umfahrung erläutert.

Demnach ist Grafenhausen nur mit einigen seiner Ackerflächen östlich der Autobahn betroffen, auf etwa 600 Metern Länge. Gäßler begründete das Vorhaben mit dem Ziel, zahlreiche Ortsdurchfahrten, so in Ringsheim, Orschweier, Mahlberg und vor allem Kippenheim zu entlasten (wir berichteten). Man wolle nun nicht mehr auf die Bahn warten und hoffe, "einigen Verkehr" von der stark frequentierten Bundesstraße aus den Ortschaften raus zu bekommen. Höhnisches Gelächter erntete Gäßler mit seiner Aussage, dass dadurch nicht mehr Lärm als bislang auf Bürger zukäme, weil Schutzmaßnahmen über gesetzliche Regelungen hinaus dafür sorgen würden.

Bürgermeister Jochen Paleit hatte zuvor auf die Thematik eingestimmt. Die Gemeinde sei künftig schon genug gebeutelt mit sechsspurigem Autobahnausbau, Rheintalbahn-Neubautrasse mit vier Gleisen samt Betriebsbahnhof und dem viergleisigen Ausbau der alten Rheintalbahnstrecke. Und: Durch die Umfahrung mitverursacht würde im Jahr 2030 mehr Verkehr im Ort entstehen – 8100 Autos und 530 Lastwagen (aktuell 7300 beziehungsweise 470). Gäßler erklärte, dass dies lediglich Modellrechnungen seien und die geplante neue Trasse nur für 100 zusätzliche Fahrzeuge verantwortlich wäre.

Paleit betonte hingegen, dass schon jetzt die Lärmbelastung in den Ortsdurchfahrten von Kappel und Grafenhausen gesundheitsschädlich sei. Mit weiter zunehmendem Verkehr werde sich diese Situation stetig und weiter drastisch verschärfen, klagte der Bürgermeister, ohne näher auf die Lärm-Situation in Nachbarorten einzugehen.

Im Ratsrund ging es teils sehr emotional her. Die aktuelle Meinungsbildung geriet eindeutig: Bei den zahlreichen Wortmeldungen war kein Befürworter der neuen Straße auszumachen. Frank Andlauer (CDU) bezeichnete die geplante Ortsumfahrung als "blinden Aktionismus". Tobias Manz (CDU) sagte: "Warum brauche ich hier eine Straße – es gibt doch die B 3." Die könne man einfach funktionsfähiger machen, etwa den Ortsverkehr durch Kippenheim "anders gestalten". Rebecca Wild (FW) beklagte "extremen Flächenverbrauch". Brunhilde Gündner (FW) erklärte: "Auf amtliche Lärm-Aussagen gebe ich gar nichts mehr." Thomas Anselm (FW) befürchtete zudem, dass der neu errichtete Kreisverkehr im Gewerbegebiet DYN A5 von Ettenheim und Mahlberg den künftigen Verkehr nicht bewältigen könne.

Aktueller Aufhänger der leidenschaftlichen Debatte war das Vorhaben des Landratsamts, parallel zur Umgehungsstraße einen durchgehenden Radweg anzulegen, mit Kostenbeteiligung von Kappel-Grafenhausen auf einer Länge von 600 Metern. Das wären 49 200 Euro. Dazu hieß es jedoch klar, etwa von Wolfram Wegmann (FW): "Wir brauchen den Radweg dort nicht, nach Ringsheim ist der sinnlos."

Gäßler appellierte sichtlich konsterniert an einen "Akt der Solidarität". Es sei für ihn nicht vorstellbar, dass eine Konsenslösung unter betroffenen Gemeinden nicht möglich wäre.

Klar dürfte nach der Sitzung am Montag sein: Trotz des Neins des Kappel-Grafenhausener Gemeinderats, sich an den Kosten zu beteiligen, werden weder die Umgehungsstraße selbst noch der parallel geplante Radweg scheitern. Im Zweifel würden wohl eher die Gemeinden, die von der neuen Trasse profitieren würden, den Anteil der Doppelgemeinde mitübernehmen. Dass die Verweigerungshaltung aus Kappel-Grafenhausen bei den Nachbargemeinden gut ankommt, darf indes stark bezweifelt werden.