Ehrungen bei den Grafenhausener Landfrauen (von links): Carmen Biechele, Klaudia Santo, Anneliese Scheer, Paula Kinzinger, Johanna Schlenk (40 Jahre), Lydia Andlauer, Bärbel Billharz und Luise Blattmann Foto: Rest Foto: Lahrer Zeitung

Feier: Grafenhausener Landfrauen feiern 60-Jähriges Bestehen

Grafenhauen. Die Landfrauen Grafenhausen feiern 2020 ihr 60-jähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten wurden am Sonntag mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus eröffnet. Pfarrer Michael Gartner dankte den Frauen für ihren Einsatz, auch in der Kirchengemeinde. Denn seit vielen Jahren übernehmen sie die Reinigung der Kronleuchter und gestalten einen Blumenteppich an Fronleichnam.

Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte das Vorstandsmitglied Patricia Schlenk im Pfarrheim eine große Anzahl geladener Gäste, darunter viele Aktive und Ehrenmitglieder. In einem kurzen Rückblick erinnerte Schlenk an die Gründungsjahre und daran, wie sich der Verein im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat. Waren es im Gründungsjahr 24 Frauen, so zählt der Verein heute genau 70 Mitglieder. In den Anfangsjahren wollte man den Frauen die Gelegenheit geben, nicht nur im Haus und in der Landwirtschaft zu arbeiten, sondern sich auch entsprechend weiterzubilden. Vorträge über Schweine und Hühnerzucht sein schon lange Tabu, heute werden Rhetorik und Internetseminare angeboten. Ernährungsberatung und Kochvorführungen stehen im Terminkalender sowie die Klöppelnachmittage und Gymnastikabende. "Aus Alt mach Neu" – unter diesem Motto werden in Nähkursen aus alten Jeans neue Taschen angefertigt und aus Zeitungspapier Sterne und Weihnachtsdeko gebastelt. Unter der Regie der Landfrauen wurde 1967 auch der Altennachmittag (heute Seniorennachmittag) eingeführt.

Ein großes Kompliment sprach die Vizepräsidentin vom Landfrauenverband Südbaden, Luise Blattmann, den Grafenhausenerinnen aus. Mit Courage handeln, mutig sein und über den eigenen Tellerrand hinausschauen – all das hätten die Frauen in den vergangenen sechs Jahrzehnten getan und immer wieder unter Beweis gestellt.

"Starke Frauen mit einer Schwäche fürs Land", so bezeichnete die Bezirksvorsitzende Gerda Roth die Landfrauen im Allgemeinen. Ein mutiger Schritt sei es gewesen, so Bürgermeisterstellvertreter Heinz Renter, als man 1960 einen reinen Frauenverein gründete. Denn zum damaligen Zeitpunkt hätten die meisten Vereine überwiegend aus Männern bestanden. Mit einem Strauß von Blumensamen-Päckchen gratulierte die Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft, Anja Gigler. Ausgesät sollen sie als Blumen einmal Bienen anlocken – das Symbol der Landfrauen.

Die südbadische Vizepräsidentin Blattmann und das Vorstandsduo Carmen Biechele und Bärbel Billharz ehrten zahlreiche Mitglieder für ihre Treue zum Verein: Für 60 Jahre wurde Lydia Andlauer (Ehrenvorsitzende) ausgezeichnet. Seit 40 Jahren sind Hildegard Jäger, Johanna Schlenk und Anneliese Scheer (Klöppelleiterin) dabei, 30 Jahre sind es bei Klaudia Santo (Übungsleiterin). Eine besondere Ehrung erfuhr das einzige noch lebende Gründungsmitglied Paula Kinzinger. Nach der Gründung des Vereins hatte sie für einige Jahre das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden inne. Mit einer Chronologie in Mundart, vorgetragen von Klaudia Santo, und dem Landfrauen-Lied ließ man die Feier ausklingen.

Landfrauen gelten als tüchtig und fleißig, so wie eine Biene, weshalb die Frauen diese als Erkennungszeichen in Form einer Anstecknadel tragen. Der Landfrauenverband zählt mit rund einer halben Million Mitgliedern zu einem der größten Verbände von Frauen in Deutschland. Der Verband macht sich stark für Chancengerechtigkeit im ländlichen Raum, zu Hause und in der Familie stark. Der Landesverband Südbaden zählt derzeit rund 19 000 Mitglieder in 250 Ortsvereinen.