Nur noch ein paar Wochen, dann ist Schluss mit Fleisch und Wurst in Kappel: Die Metzgerei Junele in der Rheinstraße schließt Ende März. Fotos: Decoux-Kone/Bildermacherei Laura Junele-Bellert Foto: Decoux-Kone/Bildermacherei Laura Junele-Bellert

Versorgung: Benjamin Junele schließt Geschäft zum 31. März / Lage im Ort ist prekär

Kappel-Grafenhausen - Kappel-Grafenhausen verliert seine letzte Metzgerei: Benjamin Junele macht Ende März überraschend Schluss. Schuld, sagt er, hat die Politik. Die Versorgungslage in der Gemeinde spitzt sich zu.

Mit einer ganzseitigen Anzeige im Amtsblatt der Gemeinde hat der Geschäftsmann am Donnerstag offiziell das Aus seiner Metzgerei verkündet. Dabei fand er deutliche Worten in Richtung Politik. Zu lesen ist von "übertriebener Bürokratie", "leeren Versprechungen" und mangelnder Unterstützung für den Mittelstand.

Benjamin Junele ist erst 38. Sein Betrieb, den er vor elf Jahren von seinem Vater Josef übernommen hat, sagt er, laufe gut – und dennoch "kann ich so nicht weitermachen", erklärt er im Gespräch mit der LZ. "Von den Hygieneauflagen bis zum Abrechnungssystem" würden seiner Branche immer mehr unüberwindbare Hürden in den Weg gestellt. "Mörderisch" nennt Junele die Gesetzgebung. "Um die Kosten für die Verwaltung zu kompensieren, müsste ich die Preise um 20 Prozent erhöhen."

Dass es gerade jetzt zur Geschäftsaufgabe kommt, ist kein Zufall: "Es wäre an der Zeit, meinen Betrieb für die nächsten 30 Jahre aufstellen", sagt Junele. Doch für eine "richtige" Investition ("Da reden wir nicht von 100. 000 Euro") sei die Perspektive zu ungewiss: "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das Geschäft irgendwann nichts mehr wert ist. Dieses Risiko ist mir zu groß." Ausdrücklichen Dank richtet der Metzger an seine Kunden für das "jahrelange Vertrauen". Sie trügen keine Schuld an seinem Rückzug.

Über Jahrzehnte große Handwerkskunst

Bürgermeister Jochen Paleit äußerte auf LZ-Nachfrage "großes Bedauern". Die Metzgerei Junele habe "über Jahrzehnte große Handwerkskunst" geleistet. Die Entscheidung könne er indes nachvollziehen, sagt der Rathauschef: "Die zunehmende Regelungswut auf EU- und Bundesebene trifft kleine Familienbetriebe hart." Nicht nur in Kappel-Grafenhausen seien "immer mehr Schließungen" die Folge.

Junele hat sein Personal frühzeitig informiert, alle 18 Mitarbeiter hätten bereits einen neuen Job gefunden, berichtet der Metzger. Wie es mit ihm persönlich beruflich weitergeht, will er noch nicht sagen. Was mit dem Geschäft in der Rheinstraße wird, sei noch unklar.

Sicher ist, dass das Lebensmittelangebot in der Gemeinde dünn wird. Sehr dünn. Die Metzgerei Junele schließt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Bekanntlich wurde der Edeka-Markt in Grafenhausen gerade abgerissen, am Montag ist Spatenstich für den Neubau. Paleit: "Wir werden für Monate keine Grundversorgung haben, das sehe ich mit Sorge."

Die Metzgerei Junele betreibt in Ettenheim (Muschelgasse 1) eine Filiale. Sie übernimmt zum 1. April der langjährige Leiter Mario Bellert. "Teilweise bleibt auch das Personal", sagt Benjamin Junele. Die gute Nachricht für die Kappel-Grafenhausener: Der neue Inhaber hat angekündigt, für Kunden aus der Doppelgemeinde künftig einen Lieferdienst anzubieten.