Gemeinderat: Lahrer Forstbezirksleiter Hans-Georg Pfüller plädiert für klimaresistente Baumsorten / Langfristig kein Gewinn mehr

Kappel-Grafenhausen (mm). Der Gemeindewald wirft im Gegensatz zu früheren Zeiten kaum noch Gewinn ab. Auch im laufenden Jahr wird das so bleiben – auf unabsehbare Zeit. Auf der Gemeinderatssitzung in Kappel-Grafenhausen legten der Lahrer Forstbezirksleiter Hans-Georg Pfüller und Revierleiter Bernhard Göppert einen entsprechenden Betriebsplan für das aktuelle Forstwirtschaftsjahr vor.

Die Diskussion ging schnell über das Zahlenwerk hinaus. Nachdem Bürgermeister Jochen Paleit befürchtete, in 70 oder 80 Jahren vielleicht keinen Wald mehr zu haben, relativierte Füller: Den werde es sicher noch geben, jedoch "wird er völlig anders aussehen als heute". Denn: Wegen des Klimawandels sei ein gründlicher, schrittweiser "Waldumbau" angesagt. So werden etwa mit Bergwald-Baumsorten, die zunehmende Hitze und Trockenheit besser vertragen, zunehmen. Seltener hingegen werden Fichten und Douglasien sein.

Auch im Auewald herrscht wegen des Eschentriebsterbens teurer Handlungsbedarf. Ehedem machten die Eschen 18 Prozent des Bestandes aus. Mittlerweile hat sich ihr Bestand halbiert mit Tendenz gegen Null.

Hölzerne "Hoffnungsträger" dort sind laut Pfüller etwa Eichen. Paleit war klar: "Wir haben mit dem Gemeindewald dramatische Zeiten vor uns." Auch die Gemeinderäte zeigten sich betroffen. So sagte etwa Frank Andlauer (CDU): "Wir müssen dringend beraten, was uns künftig der Wald wert ist." Da seien auch strategische Entscheidungen fällig. Rebecca Wild (Freie Wähler) plädierte dafür, die bisherige Waldstruktur "so lange wie möglich" zu erhalten. Doch auch sie sah, dass der Wald-Umbau zwangsläufig kommen wird und mehr Geld kostet. Als sichere kommunale Einnahmequelle dürfte er dauerhaft wegfallen, stattdessen mehr Kosten zugunsten Ökologie und Naherholungsfunktion verursachen, prophezeite Füller. Im Detail wird sich der Gemeinderat im Mai damit befassen, wenn die "Forsteinrichtung" als Langzeitplan für die nächsten zehn Jahre auf der Tagesordnung steht.

Einstimmig befürwortete der Gemeinderat den vorgeschlagenen Hieb- und Betriebsplan 2020 der Forstverwaltung. Danach stehen im Verwaltungshaushalt 459 010 Euro Einnahmen 456 200 Euro an Ausgaben gegenüber. Obwohl die Holzernte als Hauptposten bei den Einnahmen mit 318 500 Euro angesetzt ist, und damit knapp 132 000 Euro Überschuss erbringen soll, stehen unter dem Strich nur noch 2810 Euro auf der Wald-Ertragsseite. Denn: Vor allem Kulturvorbereitungen und -sicherung, Pflanzungen, Einzelschutz und Wertästung verursachen zunehmend Kosten. Voriges Jahr waren immerhin noch 27 200 Euro an Gewinn erwirtschaftet worden.

Im Gemeindewald mit 762 Hektar Gesamtfläche sollen dieses Jahr als "Hiebsatz" 5000 Festmeter Holz geschlagen werden, hauptsächlich im Bergwald. Beim Laubholz sind die Absatzbedingungen vergleichsweise günstig, hängen beim Nadelholz jedoch von manchen Kalamitäten ab, etwa dem künftigen Ausmaß europaweitem Borkenkäferbefalls. Deshalb wollen nun alle Ortenauer Forstämter beim Baumschlag "auf Sicht fahren", also je nach Marktlage.