Jahrestag: Oberlehrer Karl-Friedrich Stehlin ist heute vor 50 Jahren gestorben / Bilder im Rathaus erinnern an sein Wirken

Kappel-Grafenhausen. Es gibt nicht mehr viele Kappler, die sich noch an den heute vor 50 Jahren verstorbenen Oberlehrer Karl-Friedrich Stehlin, den Initiator der Kappeler Volksschauspiele, erinnern können. Geboren wurde Karl Friedrich Stehlin am 15. August 1885 in Hammereisenbach (Schwarzwald) als Sohn von Heinrich und Monika Stehlin, geborene Wörter.

1914 schloss er die Ehe mit der Kappler Bäckerstochter Mathilde, geborene Glück, die ihm fünf Kinder schenkte. Zwei Söhne sind im Zweiten Weltkrieg gefallen. Von 1912 bis 1951 war er Lehrer, später Oberlehrer an der Volksschule in Kappel.

Er sprach fließend Französisch und Italienisch, spielte einige Instrumente (Klavier, Violine, Flöte, Trompete). Viele Jahre dirigierte er den Kirchenchor und Männergesangverein Cäcilia und spielte die Orgel in der Kirche. Stehlin war aber nicht nur Lehrer, sondern auch der Initiator der Kappler Volksschauspiele. Ein Auszug aus dem Protokollbuch des Theatervereins Volksschauspiele Kappel am Rhein erinnert an Stehlins Wirken in der Zeit von 1921 bis 1925: "Nachdem es dem Männergesangverein Kappel mit seinem Hauptlehrer Stehlin viele Jahre in der Weihnachts- und Fastnachtszeit in seinem Stammlokal Gasthaus zur Linde gelungen ist, mit erstklassigen Theateraufführungen vor das Publikum zu treten und dabei reichen Beifall erntete, so kam Hauptlehrer Stehlin dazu, ein Volksschauspiel beziehungsweise eine Naturbühne ins Leben zu rufen."

Gewinn dient dazu, Kosten zu decken

Im Februar 1921 wurde durch Stehlin der Verwaltungsrat des Gesangvereins für die Sommer-Aufführung der Oper "Freischütz" einberufen. Darin wurde festgelegt, in der sogenannten "Vogtsgrube" zu spielen. Doch der Gesangverein konnte das Stück, das 120 Personen erforderte, nicht alleine aufführen und suchte deshalb im Vorfeld weitere Schauspieler.

Die musikalische Umrahmung übernahm die Musikkapelle Kappel. Das Spiel wurde den ganzen Sommer über von vielen auswärtigen Leuten, Vereinen und Schülern aus der Umgebung besucht und erntete großen Beifall. Der eingebrachte Gewinn wurde zur Deckung der Kosten für die Platzherrichtung an Handwerksleute, Inserate in Zeitungen und Kostümverleiher in Freiburg genutzt.

Die Begeisterung war aber derart groß, dass im Folgejahr sich immer mehr jüngere Leute zum Mitspielen meldeten. Der Gemeinderat von Kappel stellte der Spielergesellschaft einen Spielplatz (das heutiger Theaterwäldele) unentgeltlich zur Verfügung. Der Platz musste angelegt und eine Zuschauerhalle gebaut werden, was ganz erhebliche Kosten verursachte. Die Mitspielenden arbeiteten damals alle umsonst, geht aus dem Protokollbuch weiter hervor.

An dem neuen Stück "Preciosa" beteiligten sich ungefähr 200 Personen. Das Stück hatte Erfolg und die Besucher von auswärts wurden immer zahlreicher, so dass die Mitspieler bereits jeden Spieltag entlohnt wurden. Durch das Inflationsjahr und einen Todesfall fiel 1923 durch Beschluss des Ausschusses die Aufführung wegen verschiedener Bedenken aus.

1924, als sich die Verhältnisse wieder besserten, ging es mit dem Stück "Rosa von Tannenburg" weiter. Der Gesangverein wollte aber nicht mehr der Alleintragende sein, weshalb der Theaterverein gegründet wurde, dem ungefähr 200 Mitglieder beitraten. Dieser kaufte die Zuschauerhalle und Szenerie vom Gesangverein für 1800 Mark ab.

Die Spiele nahmen in der Folge von Jahr zu Jahr ein größeres Ausmaß an, so dass ein Platzwart eingestellt werden musste. Jeden Sonntag – von Mai bis September/Oktober – wurde nachmittags von 14.30 bis 17.30 Uhr gespielt. Die Plätze kosteten 1,50 und 2 Mark (Schüler 50 Pfennig). Die Karten konnten telefonisch bei der Postagentur in Kappel vorbestellt werden.

Einige Bilder der damaligen Zeit sind im Rathaus zu sehen, eine Erinnerungstafel und ein Gedenkstein im Theaterwäldele erinnern an die weit über die Ortsgrenze hinaus bekannten Volksschauspiele von Kappel. Auch am Wohnhaus von Oberlehrer Karl-Friedrich Stehlin hat der Arbeitskreis Historie vor Jahren eine Tafel anbringen lassen. Weitere Informationen und Bilder sind auf der Homepage des "Arbeitskreis Historie Kappel-Grafenhausen" zu finden.