Gute Laune herrschte nicht nur beim Organisationsteam des Neujahrstreffens. Für die Musik sorgte Reinhard Bleicher. Fotos: Birkle Foto: Lahrer Zeitung

Neujahrstreffen: Gut 100 Deutsche und Franzosen dabei

Kappel/Rhinau. Rund 100 Menschen von dies- und jenseits des Rheins haben sich am 1. Januar wieder an der Rheinfähre Kappel-Rhinaus getroffen, um gemeinsam auf das neue Jahr anzustoßen. Diese Tradition an der heutigen Nabu-Station (früher Zollhäuschen) lebt seit 26 Jahren, seit 1993 die Grenzen fielen.

Damals traf man sich bei bitterer Kälte sozusagen zum Beginn des offenen Europas, ohne Kontrollen, ohne den Pass vorzeigen zu müssen, ohne den Crémant der Traditionskellerei Dopff gar verzollen zu müssen. Europa hatte sich seiner Grenzen entledigt. Der Rhein war die einzige Barriere – die Schlagbäume blieben oben und wurden abgebaut.

Die junge Generation kann sich fast nicht mehr vorstellen, wie schwierig die Grenzen einst zu überwinden waren. Arsène Schnepf aus Boofzheim, Horst Weingart aus Rust, Rolf Renter aus Grafenhausen, Robert Schneider aus Boofzheim und viele andere hatten damals die Idee, sich auf der Fähre Rhinowe zu treffen, brachten den Dopff-Crémant mit, Brezeln von hüben und drüben, wünschten sich Glück und genossen später ein köstliches Menü im "Aux Bord du Rhin" gleich gegenüber in Rhinau. All das ist auch heute, 2019, noch gelebte Tradition. Nur die "Rhinowe", die gibt es nicht mehr, da fährt heute eine große Fähre, deshalb trifft man sich hüben (oder für die Franzosen drüben) am Nabu-Haus und isst auf der anderen Seite.

Dieses Jahr ist das Wetter mild, am späten Vormittag gegen 11 Uhr treffen die Menschen ein. Frohe Begrüßung, natürlich mit Küsschen und mehrsprachigen Glück- und Segenswünschen. Frohes Gelächter ist zu vernehmen, das die Freude sich wiederzusehen und wieder dabei zu sein, zum Ausdruck bringt. Die Gäste kommen aus der nahen Umgebung – aus Baden und dem Elsass –, aber auch von weiter her.

Unterschiede gibt es, aber nur bei der Brezel

Das Orga-Team hatte wieder ganze Arbeit geleistet. Horst Weingart, Rolf Renter und Gisela Grüninger von "hüben" hatten alles besorgt. Weingart hatte wieder eine tolle Uhr aus einer Wurzel aus dem Taubergießen gebastelt, der Hauptpreis der alljährlichen Tombola. Rolf Renter hatte die Neujahrsbrezel von der Bäckerei-Schaub aus Grafenhausen im Gepäck, Reinhard Schneider aus Boofzheim die aus der Bäckerei Helfter aus Rhinau sowie den Dopff, den Pionier des elsässischen Crémants, aus Riquewihr, der alljährlich zum Neujahrstrunk ausgeschenkt wird. Die Preise für die Verlosung waren so zahlreich wie attraktiv: Bertrand Schnepf, Sohn von Arsène Schnepf, spendete die Dopff-Magnum, zudem gab es Präsentkörbe von Super-U und Inter-Marché, Gutscheine vom "Au Bord du Rhin" sowie von der Rhein-Apotheke, der Shell-Tankstelle, dem Hotel Rheintal und von Edeka Feist. Entsprechend groß war die Resonanz bei der Tombola.

Mit dabei beim Neujahrstreffen war auch der Vorsitzende des Nabu Südbaden, Martin Neub, und – zur besonderen Freude vieler treuer Besucher– Paulette Schnepf, die Witwe des Mitinitiators Arsène Schnepf. Gisela Grüninger drückte in ihrer gewohnt kurzen Ansprache nach einer Gedenkminute für im vergangenen Jahr verstorbene Freunde ihre guten Wünsche fürs neue Jahr aus. "Zukunft braucht Zuversicht, die wir hier am Rhein jetzt alle erleben, denn heute ist friedlichste Tag vom ganzen Jahr", sagte sie.

Noch lange herrschte reges Treiben vor der Nabu-Station, wurde der Dopff zu deutscher und elsässischer Neujahrsbrezel genossen. Dabei wurde festgestellt, dass es dabei doch Unterschiede gibt: Die elsässische Brezel hat Rosinen, die badische hat keine. Mit der Überfahrt auf die andere Seite folgte unter großer Beteiligung der zweite Teil des Neujahrstreffens, das gemeinsame Mittagessen im "Aux Bords du Rhin". Nicht ohne sich vorher gegenseitig zu versprechen: "Alles Gute fürs kommende Jahr, nächstes Jahr wieder gleicher Ort und gleiche Zeit."