Weiden in den "Wilden Weiden": Salers-Rinder. Foto: Lahrer Zeitung

Versammlung: "Verein Wilde-Wald-Weiden" zieht positive Bilanz / Viel zu tun

Kappel-Grafenhausen. Erst im April hat sich der "Verein Wilde-Wald-Weiden" gegründet. Zwei Monate darauf war die Eintragung ins Vereinsregister geschafft. Jetzt hat die erste Hauptversammlung im Grafenhausener Bürgersaal stattgefunden. Der Verein verfolgt das Ziel, das Naturprojekt der "Wilden Weiden" mit Rindern und Pferden – 2015 im Taubergießen gestartet – zu unterstützen und zu fördern.

Der Gründungsvorsitzende Bernd Ihle, pensionierter Lahrer Forstbezirksleiter, berichtete über die ersten Monate. Mit viel Papierarbeit habe man die Gemeinnützigkeit errungen, ebenso mühsam ein Bankkonto eröffnet. Nun ist alles erledigt, samt abgeschlossener Haftpflichtversicherung. Es gab bereits zwei öffentliche Veranstaltungen im "Schollen" und "Gifiz".

Mittlerweile bekomme der Verein zahlreiche Anfragen von Gemeinden, Schulen und Kindergärten, das Projektgebiet geführt durchlaufen zu dürfen – nur auf erlaubten Wegen. Kassierer Jürgen Neumaier hat bereits Beiträge von mittlerweile 28 Mitgliedern eingezogen. Einfache Mitglieder zahlen 25 Euro jährlich, ein Familienbeitrag ist auf 30 Euro festgesetzt. So findet sich in der Vereinskasse bereits ein erster kleiner Grundstock. Formell wurde Brigitte Scheer mit bei der Gründung noch nicht besetztem Schriftführerposten einstimmig betraut. Sie war schon vorher ungewählt eingesprungen.

Im Anschluss folgten die ersten Fachberichte. Den Anfang machte Bernhard Göppert, zuständig für forstliche Belange. Er berichtete über spezielle Maßnahmen im Wildweiden-Bereich, wo nach und nach Freiflächen neu geschaffen oder Waldareale anders strukturiert werden sollen, etwa statt sterbender Eschen mit neu zu pflanzenden Bäumen wie Silberpappel, Eichen, Ulmen oder Wildobstbäumen.

Tilman Windäcker, Beisitzer für die Tierhaltung, berichtete über die angesiedelte Rinderherde, die bereits – dank 15 Nachwuchskälbern – auf 40 Tiere angewachsen sei. Die werden teilweise umziehen müssen, vor allem störrische Jungtiere. Das nicht zuletzt, weil bei der künftigen Vieh-Vermehrung zwischen den Weide-Zäunen eine Inzucht vermieden werden soll.

Siegfried Schneider, beruflich beim Freiburger Regierungspräsidium (RP) für Naturschutz und Landschaftspflege zuständig, hatte als Beisitzer besonders viel zu berichten. Zunächst ging es um ein fünfjähriges, demnächst abgeschlossenes begleitendes Monitoring des RP. Damit soll sichergestellt werden, dass durch das Weiden-Projekt keine Verschlechterung der Schutzgebietsqualität eintritt. Klar ist bereits vor dem offiziellen Ergebnis: Durch Einführung der Weidehaltung sind bereits deutliche Änderungen bei Flora und Fauna eingetreten.

Neue Pflanzenarten haben sich angesiedelt

Einige Pflanzenarten haben sich neu angesiedelt, andere, etwa Orchideen, aber vor allem das pflanzenverdrängende indische Springkraut haben abgenommen. Bei Tieren sind viele, teils vom Aussterben bedrohte, neue Laufkäfer- und Wildbienenarten, Tag- und Nachtfalter, vermehrt auch Zikaden und Heuschrecken festgestellt worden, unter Brutvögeln etwa auch Neuntöter oder Sumpf-Rohrsänger.

Das Gebiet der "Wilden Weiden" befindet sich mitten in der Entwicklung. Aus vegetationskundlicher Sicht gibt es zwar noch Defizite, es besteht jedoch ein deutliches Entwicklungspotenzial. Bei der Fauna sind bereits deutlich positivere Tendenzen erkennbar.