Bei der Übergabe der Urkunde (von links): Kappel-Grafenhausens Bürgermeister Jochen Paleit und Christoph Waidele, Geschäftsführer von E. Wilhelm, CDU-Bundestagsabgeordneter Felix Schreiner, Landesinnenminister Thomas Strobl und Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter.Foto: Innenministerium Foto: Lahrer Zeitung

Ehrung: Kappel-Grafenhausener Firma E. Wilhelm als ehrenamtsfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet

Vom Arbeitsplatz direkt zum Feuerwehr-Einsatz – das macht die Kappel-Grafenhausener Firma E. Wilhelm seit Jahrzehnten möglich. Dafür wurde sie nun als ehrenamtsfreundlicher Arbeitgeber im Bevölkerungsschutz ausgezeichnet.

Kappel-Grafenhausen. Nicht nur bei der Firma E. Wilhelm war die Freude über die Auszeichnung groß. Kappel-Grafenhausens Bürgermeister Jochen Paleit freute sich mindestens ebenso. "Ich hatte das Unternehmen beim Landes-Innenministerium für diese Auszeichnung vorgeschlagen, weil es seit vielen Jahren großzügig unsere Kameraden von der Feuerwehr in den Einsatz gehen lässt", erklärt er gegenüber der Lahrer Zeitung.

Das gelte besonders für Hilmar Singler, der seit 25 Jahren Kommandant bei der Feuerwehr ist. "Seit eh und je durfte er nicht nur zum Einsatz, auch als unser Feuerwehrhaus in der Planung war, durfte er zu den Sitzungen gehen. Im Hinblick auf viele, viele Arbeitsstunden hat sich E. Wilhelm als Arbeitgeber großzügig gezeigt, damit wir eine leistungsfähige Feuerwehr haben." Er als Bürgermeister könne allen Betrieben gar nicht genug dafür danken, die die Tagesverfügbarkeit von Feuerwehrleuten möglich machten. Auch CDU-Bundestagsabgeordneter Peter Weiß überbrachte seine Glückwünsche zur Auszeichnung.

Vier Feuerwehrleute sind bei E. Wilhelm beschäftigt. In der Tat könne ein plötzlicher Einsatz eine logistische Herausforderung sein, erklärt Betriebsleiter Marco-Sharif Khan der LZ. "Wir wissen ja nicht im Vorhinein, wann es einen Einsatz gibt. Wenn die Feuerwehrleute alarmiert werden, haben sie keine Zeit für eine Übergabe oder Rücksprache. Sie müssen schleunigst aufbrechen", berichtet er.

Wenn dies der Fall sei, würden meist die Produktionsmaschinen der Firma langsamer gefahren oder andere Mitarbeiter einspringen. "Viele Einsätze sind ja Fehlalarme, die sich in ein paar Minuten erledigt haben. Dann sind die Mitarbeiter in einer halben Stunde bis Stunde wieder da."

Rund 90 Prozent aller Einsätze im Bevölkerungsschutz in Baden-Württemberg werden von Ehrenamtlichen geleistet, hob Landes-Innenminister Thomas Strobl bei der Verleihung in Waldshut-Tiengen hervor, zu der Paleit und E.-Wilhelm-Geschäftsführer Christoph Waidele gemeinsam gefahren waren, hervor. "Dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter zu jeder Zeit in den Einsatz gehen lassen, das ist sehr lobenswert, das ist nicht selbstverständlich, das ist Ausdruck unserer Gemeinschaft und Verantwortung untereinander – das geht nur Hand in Hand", lobte er.

Dankbarkeit für Einsatzbereitschaft

Khan gibt diesen Dank zurück: "Die Auszeichnung, die wir bekommen haben, ist nicht nur eine Anerkennung für unser Unternehmen, sondern auch für die Feuerwehr selbst." Er habe Hochachtung vor der freiwilligen Feuerwehr und auch vor dem Ehrenamt generell. "Ohne diese Leute würde es in unserer Gesellschaft düster aussehen. Ich habe wirklich Respekt vor den Mitarbeitern, die bis nachts im Einsatz sind und am nächsten Morgen in der Firma sind und arbeiten", erklärte er.

Letztendlich sei alles ein Geben und Nehmen. "Wenn es bei mir brennt, wäre ich ja auch dankbar, wenn die Mitarbeiter aus den Unternehmen kommen und bei mir löschen", hebt Khan hervor und erklärt: "Auch wenn es manchmal nervenaufreibend sein kann, wenn die Kollegen zu Einsätzen gerufen werden, bislang haben wir immer alles gut meistern können. Das werden wir auch in Zukunft schaffen."

Die Firma E. Wilhelm produziert und vertreibt Verpackungen für Uhren, Schmuck und vieles andere. Seit Corona-Zeiten stellt sie aber auch Gesichtsschilder her. "Insgesamt haben wir eine fünfstellige Anzahl verkauft", erklärt Betriebsleiter Marco-Sharif Khan gegenüber der LZ. Aktuell würden der Schutz zwar nur wenig nachgefragt, im Herbst rechne man aber wieder mit einem größeren Umsatz. Die Unsicherheit bei den Unternehmen, ob sie die Schilder bei ihren Mitarbeitern akzeptieren sollten, sei groß, berichtet Khan. Denn offiziell gelten die Schilder nicht als Ersatz für eine Mund-Nasen-Bedeckung.