Wie sieht der Wald der Zukunft aus? Sicher ist: Eschen werden immer weniger.Symbolfoto: Stratenschulte Foto: Lahrer Zeitung

Wald: Forstbetrieb ist Thema im Kappel-Grafenhausener Gemeinderat / Schlechte Lage auf dem Holzmarkt

Kappel-Grafenhausen. Der Kappel-Grafenhausener Gemeinderat zeigte sich alles andere als unvorbereitet, als ihm kürzlich die neue "Forsteinrichtung" vorgestellt wurde. In dieser sind neben einem Analyseteil Ziele der Waldbewirtschaftung für die nächsten zehn Jahre festgelegt. Schon Mitte Juli hatte sich das Gremium bei einer Begehung im Bergwald vor Ort ein Bild von dessen Zustand gemacht und den Experten viele Fragen gestellt (wir berichteten). Nun sah der Gemeinderat den Leiter des Waldwirtschaftsamts, Hans Georg Pfüller, und Revierförster Bernhard Göppert im Sitzungssaal wieder.

Der Wald hat derzeit einen Laubholz-Anteil von 68 Prozent, vor allem dank der Buche. Im rheinnahen Auewald sind Eschen weiter abgestorben. Dort gibt es ein besonderes Problem mit lückenhaften Beständen, die zunehmend "verstrauchen". Zudem besorgniserregend: Ein gutes Viertel der Holzeinschläge im vorigen Jahrzehnt entstand durch "zufällige Nutzungen", sprich: Pilzbefall, Borkenkäfer oder Sturm- und Trockenschäden. Jungbestandspflege gab es nur zu 70 Prozent, neu gepflanzt wurden überwiegend Laubbäume mit klarem Schwerpunkt bei den Eichen. Das Fazit der vergangenen zehn Jahre: Es konnten anfänglich noch positive Betriebsergebnisse erzielt werden, allerdings in den beiden zurückliegenden Jahren nicht mehr. Zusätzlich macht sich der Klimawandel immer deutlicher bemerkbar.

Appell: Umwelt vor finanziellen Aspekten

Darum setzt der neue Zehnjahresplan ganz bestimmte Schwerpunkte. Etwa mit verstärkter Jungbestandspflege – nicht zuletzt, um den empfindlich schrumpfenden Nadelholz-Anteil wieder auf 25 Prozent zu erhöhen, aber auch Arten zu bevorzugen, die mit künftiger Hitze und Trockenheit besser zurecht kommen.

Klar ist mit der neuen Forsteinrichtung: Sollten die aktuellen Holzmärkte, sprich Verkaufspreise, weiterhin schlecht bleiben, werden "vermutlich in den nächsten Jahren kaum positive Betriebsergebnisse zu erzielen sein". Dazu meinte Rebecca Wild (FW), dass allen wirtschaftlichen Erwägungen voran Umweltbelange zählen müssten. Für Georg Wegmann (FW) klangen die vorgetragenen Fakten "ziemlich alarmierend" und Marius Bührle (FW) schlug vor, zusätzlich zu bereits angelaufenen Artenversuchen auch solche "mit Migrationshintergrund" zu testen, trotz der gesetzlichen Hürden.

Damit stieß er bei Pfüller und Göppert auf offene Ohren. Solche Arten würde man gerne verstärkt, "nicht hektarweise, aber an geeigneten Plätzen einbringen". Dazu gäbe es auch schon entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen der Freiburger Forstlichen Versuchsanstalt, so etwa zu der klimaresistenteren Baumhasel aus Süd- oder Osteuropa, hierzulande noch ein Fremdling. Jedenfalls werde die Bestandsverjüngung vorangetrieben. Dabei müsse man allerdings dem Problem Wildverbiss intensiver begegnen, möglicherweise über weitere teure Schutzmaßnahmen für junge Bäume hinaus auch mit gezielter Hilfe von Jägern.

Am Ende eines langen Gesprächs segnete der Gemeinderat den Forsteinrichtungsplan für die nächsten zehn Jahre einstimmig ab.