Noch vor 90 Jahren versammelten sich zu den Volksschauspielen bis zu 1400 Zuschauer im Theaterwäldele in Kappel. Heute erinnern eine Gedenktafel und ein Stein an die einstigen Aufführungen. Foto/Repro: Rest Foto: Lahrer Zeitung

Geschichte: Vor 90 Jahren ging das letzte Kappler Volksschauspiel über die Bühne

Kappel-Grafenhausen. Bilder im Rathaus, eine Erinnerungstafel und ein Gedenkstein im Theaterwäldele erinnern an die weit über die Ortsgrenze hinaus bekannten Volksschauspiele von Kappel. Von 1921 bis 1928 wurden, mit einer kurzen Unterbrechung im Jahr 1923 durch ein Todesfall, jährlich volkstümliche Theaterstücke von Mai bis Oktober aufgeführt. Das letzte Mal am 1. Oktober 1928, also vor 90 Jahren.

Karl-Friedrich Stehlin war der Begründer der Kappler Volksschauspiele, die im ganzen Land bekannt wurden. Zunächst wurde 1921 in Vogts Kiesgrube "der Freischütz" aufgeführt. Danach suchte man nach einem Platz näher am Dorf. Kunstvolle Kulissen und ein Zuschauerplatz für 1400 Personen bauten die Dorfbewohner dafür im Theaterwald auf. Bis zu 200 Laienspieler aus dem Dorf boten jeden Sonntag – von Mai bis Oktober – nachmittags volkstümliche Theaterstücke. Die Plätze kosteten 1,50 beziehungsweise zwei Mark (Schüler 50 Pfennig). Die Karten konnten telefonisch bei der Postagentur in Kappel vorbestellt werden. Der Personentransport vom Bahnhof Orschweier erfolgte zunächst mit dem Fuhrwerk, später gab es eine Busverbindung, die 50 Pfennig kostete.

Die volkstümlichen Theaterstücke waren: Der Freischütz (1921 und 1928), Preziosa (1922), Rosa von Tannenburg (1924), Genovefa (1925), Trompeter von Säckingen (1926) und Schwanenritter vom Rhein.

Karl-Friedrich Stehlin wurde am 15. August 1885 in Hammereisenbach (Schwarzwald) als Sohn von Heinrich und Monika Stehlin geboren. 1914 schloss er die Ehe mit der Kappler Bäckerstochter Mathilde, geboren Glück, mit der er fünf Kinder bekam. Zwei Söhne fielen im Zweiten Weltkrieg. Von 1912 bis 1951 war Stehlin Lehrer, später Oberlehrer, an der Volksschule in Kappel. Er sprach fließend französisch und italienisch und spielte mehrere Instrumente (Klavier, Violine, Flöte und Trompete). Viele Jahre dirigierte er den Kirchenchor und Männergesangverein "Cäcilia" und spielte die Orgel in der Kirche.

Als begeisterter Fotograf hielt er seine Reisen in Deutschland, Europa, Ägypten und Israel bildlich fest. Seine Lichtbildvorträge waren auch in den Nachbargemeinden gut besucht. Im Haus war eigenes ein "Kämmerli" zum Entwickeln der Fotos eingerichtet worden. Ein beliebtes Hobby von ihm war auch die Imkerei. Die Bienenstöcke standen in seinem gepflegten Garten hinter dem Haus. Stehlin starb am 11. Februar 1971 und ist auf dem Friedhof Kappel bestattet. Die Gemeinde widmete benannte eine Straße im Gewann "Obergarten" nach ihm.