Die Biotope im Taubergießen, hier das Blaue Loch, sollen in Zukunft miteinander verbunden werden. Foto: Decoux-Kone

Naturschutzgesetz: Kappel-Grafenhausen will Flächen zusammenschließen

Kappel-Grafenhausen - Jetzt wird geplant: Kappel-Grafenhausen lässt eine Biotop-Verbundfläche erarbeiten, samt konkreter Umsetzungsvorschläge. Besonderes Augenmerk wird auf eine Erweiterung des Gebiets "Wilden Weiden" im Taubergießen geplant.

Laut dem Landesnaturschutzgesetz sollen bis 2030 15 Prozent der gesamten Landesfläche als "funktionale Biotopverbundfläche" entwickelt werden. Damit das klappt, werden die dafür notwendigen kommunalen Verbundpläne 90 Prozent der Planungskosten bezuschusst.

Bereits im März hatte der Gemeinderat Kappel-Grafenhausen beschlossen, sich diesen Zuschuss zu sichern und eine "Biotop-Verbundplanung" in die Wege zu leiten (wir berichteten). Jetzt lag dazu ein Kosten-Angebot der Bruchsaler BHM-Planungsgesellschaft vor. Deren Vertreterin Anke Uhlig erläuterte den Umfang der angebotenen Arbeiten. Das Biotop soll Offenland-Kernflächen von 207 Hektar (entspricht acht Prozent Anteil) und 425 Hektar Kernräume (17 Prozent Anteil) umfassen. Dazu kommen 34 Kilometer Fließgewässer.

Einer der Schwerpunkte soll auf Wegrändern und Gewässern liegen, nämlich auf einer Weiterentwicklung des schon vorliegendenden Pflege- und Entwicklungskonzepts. Besonderes Augenmerk wird auch auf eine Erweiterung der "Wilden Weiden" im Taubergießen mit einem Entwicklungspotenzial von weiteren 100 Hektar an Hüte- und Mittelwald im Ellenbogenwald-Osten und Untermatt-Südwesten gelegt.

Landwirte sollen eng miteinbezogen werden

Ansonsten liegt der Fokus auf die Erarbeitung geeigneter Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen und der Suche nach geeigneten Flächen für einen "multifunktionalen Ansatz" innerhalb der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung – anstelle "monofunktionaler" Biotopschutzflächen. Darüber hatte Bürgermeister Jochen Paleit schon im Januar mit Vertretern des BLHV (Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband) gesprochen. Er hatte zugesichert, dass die Landwirte in künftige Planungsprozesse eng eingebunden werden.

Ein Vorteil der Flächen-Verbundplanung ist, dass damit weitere Öko-Punkte generiert werden können. Die lassen sich dann bei künftigen Eingriffen in die Natur zur Kompensation anrechnen – oder auch verkaufen, wie gerade im laufenden Haushalt geschehen (wir berichteten). Die BHM-Planer werden nun Kostenschätzungen für künftige Maßnahmen erarbeiten. Laut Zeitplan sollen die vorliegenden Daten bis Jahresende ausgewertet und Potenzialflächen ermittelt werden. Nächstes Jahr folgen Festlegung der Zielarten, Überprüfungen im Gelände und Maßnahmen-Steckbriefe mit Umsetzungsbeispielen. Der komplette Biotop-Verbundplan soll dann im letzten Quartal 2022 übergeben werden. Anschließend hat der Gemeinderat zu entscheiden, was er daraus konkret macht.

Die Gemeinderäte hatten nur noch wenig Gesprächsbedarf. Frank Andlauer (CDU) lobte die Idee und erfuhr, dass man noch nicht präzise sagen könne, welchen Biotop-Anteil man in der Gemeinde schon habe oder künftig erreichen könne. Man müsse die vom Landesnaturschutzgesetz angestrebten 15 Prozent nicht punktgenau erreichen, dürfe etwas drunter oder drüber liegen, erklärte Uhlig. Tobias Manz (CDU) erfuhr, dass die anderen Gemeindewälder schlicht aus der Planung draußen bleiben müssen, weil das eine andere Sache sei. Dem Land ginge es, so Uhlig, nur um Offenland-Vorhaben.

Der Gemeinderat stimmte schließlich der Planungs-Beauftragung für die Firma BHM als einzigem Anbieter einstimmig zu. Die Auftrags-Bruttosumme wurde offiziell nicht genannt, laut LZ-Informationen beträgt sie jedoch knapp 54. 000 Euro, für die Gemeinde, die ein Zehntel davon tragen muss, also 5.400 Euro.