Lob für die menschlichen und tierischen Beteiligten: Das Projekt Wilde Weiden gehört zur "UN-Dekade Biologische Vielfalt 2019". Foto: gad Foto: Lahrer Zeitung

Wilde Weiden: Vereinte Nationen zeichnen Projekt aus

Kappel-Grafenhausen. Schon manche Urkunden und Preise hat das Projekt "Wilde Weiden Taubergießen" bislang erhalten. Die Auszeichnung, die es nun gab, ist aber definitiv eine besondere: Sie kam von den Vereinten Nationen, die das Kappel-Grafenhausener Projekt zur "UN-Dekade Biologische Vielfalt 2019" zählt.

Der Ortenauer Landrat Frank Scherer brachte die entsprechende Urkunde nach Kappel. An der Schollenhütte fanden sich nicht nur zahlreiche menschliche Gäste ein, es schauten auch fünf Konik-Pferde und ein Haflinger vorbei, die sich vom wartenden kalten Buffet deutlich angezogen fühlten. Dabei haben sie eigentlich die Aufgabe, im Wald zu grasen und dafür zu sorgen, dass der immer baumärmer wird. Unterstützung erhalten sie dabei von derzeit 24 Salers-Rinder – ganz so, wie es im feuchten Auewald vor gut 170 Jahren noch Normalität war.

Arten kehren nach und nach zurück

Bei einem Rundgang konnten sich rund 50 Gäste samt Projektpartnern von Forst und Gastronomie davon überzeugen, dass die Tiere blendend ohne Stall auskommen. Auch Metzger waren mit dabei, denn die Rinder werden im entsprechenden Alter stressfrei geschlachtet und liefern dann qualitativ hochwertiges Fleisch. Die Tiere sollen wild und menschenfrei aufwachsen, abgesehen von Kontrollgängen und Blutproben.

Landrat Scherer zeigte sich bei der Urkunden-Übergabe begeistert. Eine große Gruppe von Partnern habe hart und leidenschaftlich zusammen gearbeitet, etwa der Ortenauer Landschaftserhaltungsverband mit Naturschutzverbänden und die Gemeinde als Projektträger, der Verein "Wilde Weiden Taubergießen" sowie Tilman Windecker als Bewirtschafter. Auch die staatliche forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt aus Freiburg sitzt mit im Boot.

Im umzäunten Gelände mit 70 Hektar Wald- und 32 Hektar freien Weideflächen ist schon jetzt festzustellen: Die Artenvielfalt erhöht sich rapide. So bemerkte Bürgermeister und Ideengeber Jochen Paleit, stets mit Fernglas "bewaffnet", freudig: "Der Neuntöter explodiert." Natürlich nicht im Wortsinne, sondern er vermehrt sich ebenso stark wie der streng geschützte Wendehals und der seltene Wiedehopf. Überdies haben sich schon viele Insekten und Pflanzen in der Kappeler Öko-Nische wieder eingefunden.

Scherer hatte viele Kopien der UN-Auszeichnung mitgebracht. Schließlich galt es, zahlreiche Projektbeteilige zu ehren, darunter auch Privatpersonen. Das mittlerweile weit beachtete Wilde-Weiden-Projekt werde auch von der örtlichen Bevölkerung mit Begeisterung begleitet und sei längst zum bundesweiten Anziehungspunkt für Fachleute, Naturfreunde und Politiker geworden, so Scherer. Und das alles, obwohl per Landesgesetz Waldweiden bis heute eigentlich streng untersagt sind. Doch da half ein Trick: Den Kappeler Auewald hatte man mit Hilfe der Forstbehörden kurzerhand zum Schonwald erklärt, und damit wurden die Wilden Weiden dann auch genehmigt.