Immer am Telefon: Gesundheitsamt Mitarbeiterin Sandra Wehsener ist täglich in Kontakt mit Corona-Positiven und klärt sie über Quarantäne-Maßnahmen auf. Foto: Gesundheitsamt

Wenn das Gesundheitsamt anruft, überbringt es meist schlechte Nachrichten. Infektionsketten müssen unterbrochen werden, damit der Lockdown endet. Doch in einer Schlüsselposition der Pandemie-Bekämpfung zu arbeiten, kann auch hart sein.

Ortenaukreis - Überbringer schlechter Nachrichten, so könnte man sie auch nennen, die Kontaktpersonen-Ermittler des Gesundheitsamtes. Wenn ihre Stimme am anderen Ende der Leitung ertönt, bedeutet das fast immer Quarantäne. Ihre Rolle ist allerdings essenziell, um der Pandemie den Garaus zu machen. "In der Regel laufen die Telefonate eher ruhig und kooperativ ab", berichtet Sandra Wehsener aus ihrem Arbeitsalltag beim Gesundheitsamt Ortenaukreis. Sie ist Leiterin eines etwa zehnköpfigen Kontaktpersonen-Ermittlerteams. Von diesen gibt es im Gesundheitsamt mehrere, ihre personelle Besetzung wird dem Corona-Fallgeschehen angepasst.

Telefonate lassen die Ermittlerin nicht kalt

Wie geduldige Detektive kontaktieren sie Corona-Infizierte und spüren Kontaktpersonen auf, geben Anweisungen zur Quarantäne. Doch nicht immer läuft bei den Telefonaten alles wie geschmiert. "Aufgrund der Länge des Lockdowns sind viele auch müde und vielleicht auch ein bisschen genervt von der Situation. Da kann es schon mal passieren, dass Frust und Ärger abgeladen werden", so Wehsener. Im Kontakt zu älteren Personen habe sie schon emotionale Momente erlebt, bei ihnen sei das Verständnis vielleicht nicht ganz so groß, aber das hat Gründe: "Sie haben in der Regel sowieso schon sehr wenige soziale Kontakte und die Absonderung schränkt sie noch mehr ein." Für diese Gespräche nehme sie sich gerne mal mehr Zeit, denn neben der emotionalen Fürsorge, sei in diesen Fällen auch wichtig, dass die Lebensmittel-Versorgung sichergestellt sei.

Diese Telefonate ließen die studierte Medizintechnikerin natürlich nicht kalt. "Ich versuche da immer Verständnis aufzubringen, weil ich natürlich auch sehe, dass die Situation für alle schwierig ist, dass viele am Existenzminimum leben ohne wirkliche Aussicht auf Perspektive", erklärt sie weiter. Meistens sage sie dann, dass niemand bestraft werden solle: "Auch wenn es manchmal so aufgefasst wird im ersten Moment." Sie versuche dann immer hervorzuheben, dass die oberste Priorität des Gesundheitsamtes der Infektionsschutz der Bevölkerung sei, dass es wichtig sei die Infektionsketten nachzuvollziehen und zu unterbrechen.

Soldaten unterstützen

Das Infektionsgeschehen eindämmen, das will auch Gesundheitsminister Jens Spahn. Ob der mittlerweile wieder abgesagte Schnelltest-Start ab dem 1. März (siehe Info) für die Kontaktnachverfolgung der Gesundheitsämter nicht auch automatisch massive Mehrarbeit bedeuten würde? Darüber hat sich Wehsener noch keine Gedanken gemacht. Zu klären bliebe für sie, ob sich Spahns Ankündigung überhaupt so durchsetzen ließe, zumal Schnelltests nicht so genau seien wie PCR-Tests.

Unterstützt würden die Ermittlerteams derzeit von Soldaten der Bundeswehr, sowie von Mitarbeitern des Landratsamts aus anderen Arbeitseinheiten, die für die Kontaktnachverfolgung eine extra Schulung absolvieren mussten. Bereits jetzt sei ein geregelter Arbeitsalltag schwierig, die neuen Virusvarianten eine große Herausforderung, als Kontaktpersonen-Ermittler müsse man flexibel bleiben, auch an Feiertagen und Wochenenden werde mit einer Notbesetzung gearbeitet: "Damit wir das Fallgeschehen auch immer direkt bearbeiten können. Wenn am Freitagnachmittag eine Einrichtung einen positiven Fall meldet, dann muss man sofort reagieren, dann kann das unmöglich liegen bleiben."

Jeder Fall helfe immer mehr über das Virus zu lernen, berichtet Wehsener, sodass in Zukunft noch schneller und besser reagiert werden könne.

Bundesgesundheitsminister Spahn hatte laut Berichten der Deutschen Presseagentur zunächst angekündigt, dass ab 1. März das Angebot für alle Bürger kommen soll, sich kostenlos von geschultem Personal mit Antigen-Schnelltests testen zu lassen - etwa in Testzentren, Praxen oder Apotheken. Darüber soll nun aber erst bei den nächsten Bund-Länder-Beratungen zur Pandemie am 3. März gesprochen werden.