Das geplante Infektionsschutzgesetz könnte zu noch mehr Personalausfällen im Herbst führen, befürchten die Verantwortlichen von Lahrer Pflegeheimen. Foto: Murat

Der Plan zum neuen Infektionsschutzgesetz steht: Keine Testpflicht für frisch Geimpfte und Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Die Lahrer Pflegeeinrichtungen wünschen sich eine klare Linie im Kampf gegen Corona und gleiche Regeln für alle.

Lahr – In Pflegeheimen und sonstigen stationären Einrichtungen soll weiterhin die Maskenpflicht gelten, geht aus dem Entwurf für ein neues Infektionsgesetz hervor. Eine Testpflicht kann unter Umständen für frisch Geimpfte entfallen – eine Regelung, die bei Pflegeeinrichtungen nicht gut ankommt.

Caritas: "Ich würde mir mehr Stringenz im System wünschen", betont Vorstandsmitglied Mirko Poetzsch vom Caritasverband Lahr. Mit den Pflegeeinrichtungen Sankt Elisabeth und Sancta Maria in Lahr sowie mit der Einrichtung Sankt Marien in Ettenheimmünster und Sankt Hildegard in Seelbach habe der Caritasverband ein umfassendes Betreuungsangebot. "Den Pflegeheimen in Deutschland wird es mal wieder schwer gemacht", so Poetzsch. Draußen sei die Welt offen, in den Pflegeheimen bleibe sie dagegen verschlossen. Bei einem Coronaausbruch dürfen die Heimbewohner ihre Zimmer nicht mehr verlassen, dies sei eine extreme psychische Belastung für die älteren Menschen. Das erkrankte Pflegepersonal müsse für zehn Tage zu Hause bleiben. In allen anderen Berufen reiche dagegen eine Quarantäne von sieben Tagen aus. "Überall sollten die gleichen Regeln gelten, wer gesund ist, darf wieder zur Arbeit gehen", fordert Poetzsch. Es bleibe fraglich, ob sich die Heimbewohner und Besucher alle drei Monate impfen lassen wollen, so Poetzsch. Die Kontrolle, wer geimpft, genesen oder getestet ist, müsse dann auch wieder das eh schon knappe Pflegepersonal übernehmen.

Pflege-Centrum Kenk: "Das neue Infektionsschutzgesetz ist eine Katastrophe", sagt Jonas Kenk, Leiter des Pflegeheims Kenk. Mittlerweile wisse man doch, dass die Impfung nicht vor einer Ansteckung schütze. Testen sei auch weiterhin die einzige Möglichkeit, um vor einer Ansteckung zu schützen. "Wir testen unsere Mitarbeiter täglich", so Kenk. Am 1. Juli sei jedoch der Rettungsschirm ausgelaufen, dies bedeutet, die Einrichtungen müssen ihre Tests und Schutzausrüstung jetzt selbst bezahlen. "Wir rechnen mit weiteren Personalengpässen im Herbst", prognostiziert Kenk. Das neue Infektionsschutzgesetz sei inkonsequent in allen Bereichen, findet er. Kenk betreibt fünf Pflegeheime: zwei in Lahr, eins in Ettenheim, eins in Mahlberg und zwei in Herbolzheim.

 Ludwig-Frank-Haus der AWO: "Tatsächlich hoffen wir, dass die Politik, wenn zumindest nicht auf Bundes-, so dann auf Landesebene bessere Entscheidungen trifft", sagt Martin Wälde, Leiter des Ludwig-Frank-Hauses. Nach nun zweieinhalb Jahren durchgehender Belastungen sein viele Mitarbeiter sehr müde und geben die Hoffnung auf eine Besserung langsam auf. Hinzu komme die mittlerweile unnötige Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen sowie die allgemein enge Personalsituation. Es sei zu erwarten, dass bei den kommenden Infektionswellen gerade Heime wieder sehr durch Personalausfälle leiden werden müssen. Leider habe man lernen müssen, dass es auch immer wieder Infektionen gibt, trotz Impfung oder Genesung. "Hier auf Testungen zu verzichten, ist leichtsinnig gegenüber Bewohnern wie auch Beschäftigten", sagt Wälde.

Alten- und Pflegeheim Spital Lahr: "Wir sind müde, uns an die neuen Regeln zu halten", sagt Pflegedienstleiterin Heike Wieseke. Der Impfstatus sollte nicht ausschlaggebend sein, sondern die Inzidenz. Im Spital wolle man bis November auch weiterhin alle Besucher auf das Coronavirus testen, ob frisch geimpft oder nicht. "Wir testen täglich Besucher und das Personal auf Corona", erklärt Wieseke. Der Schutz für die Bewohner sollte an erster Stelle stehen.