Vor 200 Jahren ist ein Teil der Ettenheimer Familie Winterer in die USA ausgewandert. Nun trafen sich die Nachkommen in Ettenheim wieder. Foto: pixabay

Gesucht – und gefunden. Diese Redensart kommt einem bei der Begegnung der Ettenheimer Familiensippe Winterer in den Sinn. Verwandte, bei denen die Wege der Vorfahren in verschiedene Lebenswelten führten, fanden sich nach Generationen wieder.

Ettenheim - Den Ettenheimern Michael und Thomas Winterer liegt die Leidenschaft für Ahnenforschung offensichtlich im Blut. Thomas, der inzwischen nach Australien ausgewandert ist, habe sich verstärkt mit den bereits verstorbenen Winterer beschäftigt. Der in der Austraße wohnende Michael, forsche hingegen nach den Familienbeziehungen zu den lebenden Verwandtschaft. Was er zusammen mit seinem in Altdorf verheirateten Bruder Helmut als erforschte Ahnentafel auf den Tisch zu legen und zu erklären vermag, ist mehr als beeindruckend. Neun deutsche Winterer-Familienlinien weist seine ansprechende Übersicht aus, zwei Winterer-Linien führen in die USA.

Seinen Familienwurzeln auf den Grund gehen: das war auch der Antrieb von Kerry Winterer, der mit seiner Frau Norma Hansen (sie hat sowohl deutsche als auch dänische Familienwurzeln) in Jackson im US-Staat Wyoming lebt. Sein Ururgroßvater Anton, im März 1825 in Ettenheim geboren, wanderte wie viele andere Deutsche dieser Zeit 1851 in die USA aus. Im Gespräch mit seinen Cousins in fünfter Generation und der Presse am Donnerstagabend in der Ettenheimer Austraße belässt es der 72-Jährige bei ein paar zurückhaltenden Erläuterungen zu seiner Vita: Rechtswissenschaft, Computertechnologie, Gesundheitsbereich und öffentlicher Dienst, so skizziert er seine beruflichen Tätigkeitsfelder. Auch heute noch ist er aktiv: drei Tage in der Woche ist er als Ranger im Teton-Nationalpark im Einsatz.

Durch den Tod seines Vaters, so erzählt er im Pressegespräch am Donnerstabend, sei sein Bedürfnis geweckt worden, die Wurzeln seiner Winterer-Familie ausfindig zu machen. Über ein Computerprogramm machte er all die Winterer in Gesamt-Ettenheim, die mit einer Telefonnummer registriert sind, ausfindig, schrieb sie an, bekundete sein Interesse, seiner Familiengeschichte auf den Grund gehen zu wollen. Michael und Helmut Winterer konnte er mit diesem Programm zwar nicht erreichen, sie bekamen von seiner Suche dennoch Wind – und stellten den Kontakt zu ihrem amerikanischen Verwandten her.

Familiengeschichte kann bis ins 17. Jahrhundert nachvollzogen werden

Gesucht – und gefunden, und das trotz der mehr als 8200 Kilometer Luftlinie, die zwischen Jackson/Wyoming und Ettenheim liegen. Da der Flughafen in Jackson derzeit wegen Bauarbeiten geschlossen ist, starteten Kerry und seine Frau Norma von Salt Lake City nach Amsterdam, gönnten sich eine Rheinkreuzfahrt von Rotterdam nach Basel, ehe sie von Michael mit Frau Jutta und Helmut mit Frau Sibylle, zudem von Karin Winterer und Jürgen Geppert in der Geburtsstadt von Kerrys Ururgroßvater herzlich empfangen wurden.

Die Eindrücke seien sehr positiv und nachhaltig, versichert Kerry auf die Frage, wie er Ettenheim erlebe. Er fühle sich mit seiner Frau dort sehr wohl, sie sähen vieles bestätigt, was sie sich unter deutscher Kultur vorstellen. Die Ettenheimer Gastgeber hatten sich ganz viel ausgedacht, wie sie dem Cousin in fünfter Generation Ettenheim und die Region nahebringen könnten: Prinzengarten, eine englisch-sprachige Stadtführung mit Astrid Jörger-Baumann, der Heubergturm mit Blick auf Straßburg, die Zuckerbrücke und das Amerikanerkreuz im die Rheinauewald in Rust, Vogtsbauernhöfe, Baden-Baden, Colmar – "und natürlich", so Michael schmunzelnd dem Pressevertreter gegenüber, "eine Schwarzwälder Kirschtorte".

Sie ist wahrlich reich, die Familiengeschichte der Winterer in Ettenheim, die Michaels Ahnentafel bis zu Joannis Georg (1682 bis 1743) ausweist. Danach weiß er noch um dessen Vater, der ebenfalls den Vornamen Joannis trug, kann aber dessen Lebensdaten nicht mehr nachvollziehen. "Der Ettenheimer Stadtbrand im Dreißigjährigen Krieg hat halt alle Quellen vernichtet", gibt Michael zu bedenken.

Wenn Kerry und Norma am heutigen Samstag wieder den Heimflug Richtung USA antreten, werden Gäste wie Gastgeber um viele Eindrücke und Informationen reicher sein. Für Michael Winterer endet damit dann der bereits zweite Besuch eines in den USA lebenden Winterer. Vor acht Jahren nämlich stand, dank der Vermittlung von Museumsleiter Thomas Dees, der 1954 geborene Mike Winterer bei ihm in der Austraße an der Haustüre. Fast möchte man prophezeien, dass wohl auch der Besuch von Kerry in Ettenheim nicht der letzte gewesen sein wird: Gesucht – und gefunden eben.

Winterer-Straße in Nebraska

Aus der Ettenheimer Winterer-Familie stammt auch der Freiburger Oberbürgermeister Otto Winterer, dessen Geburtshaus am Kirchberg steht und dem eine Ettenheimer Straße genauso gewidmet ist wie eine Freiburger Straße. Amüsante Erkenntnis für die Winterers am Rande: dass es eine Wintererstraße auch in Keystone im Bundesstaat Nebraska gibt. Allerdings ist diese nach einem anderen Mitglied der Winterer-Sippe benannt, der sich in vielfältiger Weise um seine Wohngemeinde verdient gemacht hat.