Zukünftig wird die Sparkasse in Ichenheim nur noch Automaten betreiben. Foto: Ruppert

Nahversorgung: Schalterbetrieb endet am 30. Juni / Geldautomat und Kontoauszugsdrucker bleiben

Ein Geldautomat und ein Kontoauszugsdrucker sind alles, was von der Sparkassen-Filiale in Ichenheim bleibt. Zum 30. Juni stellt die Bank den ohnehin schon reduzierten Schalterbetrieb ganz ein.

Ichenheim. Mit vier Mann war die Sparkasse Offenburg/Ortenau angetreten, um zu verkünden, was die meisten Mitglieder des Ortschaftsrats wohl beim Blick auf den Tagesordnungspunkt "Information zur Sparkassen-Filiale" schon geahnt hatte. "Es ist uns wichtig, rechtzeitig und umfassend zu informieren. Wir waren am 17. Januar schon beim Bürgermeister und beim Ortsvorsteher. Der Ortschaftsrat ist nun der nächste Schritt", erklärte Karl Bähr, stellvertretender Vorsitzender des Geldinstituts.

In der Folge übernahm Bereichsdirektor Heiner Klein. Er kündigte an, "weiter ausholen zu wollen" und zeigte zunächst zwei Fotos von Papstwahlen, zunächst von 2005, dann von 2013. Dass man bei Letzterem vor allem ein Meer an fotografierenden und filmenden Handys sah, sei Beleg für die Entwicklung der vergangenen Jahre, so Klein. Er sprach von einer digitalen Revolution und davon, dass mittlerweile 62 Millionen Menschen in Deutschland das Internet nutzten und 54 Prozent der Gesamtbevölkerung ihre Bankgeschäfte im Netz erledigen.

In Neuried habe die Sparkasse einen Marktanteil von 40,2 Prozent und in Ichenheim würden wie im Bundesschnitt bereits 54 Prozent der Kunden Bankgeschäfte im Internet abwickeln, sagte Klein. Die laufenden Kosten für den Schalterbetrieb, selbst mit den derzeit nur 18 Stunden pro Woche rechneten sich für die Bank nicht mehr. "Wir müssten, um kostendeckend zu arbeiten, eigentlich fünf Euro pro Überweisung nehmen", sagte Bähr. Erst am Ende ihres Vortrags gaben beide die "Umstrukturierung" zum 30. Juni tatsächlich auch bekannt. "Die Automaten werden da bleiben. Was mit dem Schalterraum passiert ist noch nicht klar", so Bähr.

Rudolf Kaufmann (UL) erklärte, dass es sich bei der Schließung eben um die Entscheidung eines Unternehmens handele. "Nach den Ausführungen führt daran kein Weg vorbei."

Kein Automat für Einzahlungen vorgesehen

Lothar Rudolf (CDU) sagte, dass er einer derjenigen sei, die kein Smartphone hätten. Er bedauere, dass der persönliche Kontakt immer weiter abnehme, aber das sei wohl der Lauf der Zeit. Hans-Jörg Hosch (UL) fragte, ob ein Automat zum Geldeinzahlen aufgestellt werde. Bähr musste enttäuschen. Es gebe einen in Altenheim, ein weiterer sei viel zu aufwendig.

"Dass sich die Freudensprünge in Grenzen halten würden, war klar", sagte Ortsvorsteher Ralf Wollenbär. Man könne die Gründe aber nachvollziehen. Er wies darauf hin, dass die Sparkasse durch die Spenden ihrer Stiftung weiter wichtig für den Ort sei. Bähr erklärte, dass Neuried jedes Jahr mehr als 40 000 Euro auf diesem Weg erhalte.


Kommentar von Frank Ruppert

Service adieu

Freudensprünge waren beim Ichenheimer Ortschaftsrat angesichts der Sparkassen-Schließung nicht zu erwarten. Das Gremium nahm das Ende des Schalterbetriebs aber gefasst hin. Zu sehr häufen sich in den vergangenen Jahren ähnliche Fälle im Umland, als dass es noch jemanden überraschen könnte und zu sehr kann man die Gründe dafür nachvollziehen. Für viele Orte ist die Abwanderung von Banken, Bäckern und Metzgern ein akutes Zeichen für das allmähliche Ausbluten. Ichenheim geht es da im Vergleich noch gut. Die Sparkasse verliert mit ihrem immer weiter voranschreitenden Rückzug vom Land allerdings allmählich ihr  Alleinstellungsmerkmal »persönlicher Service«. Ob das dem Unternehmen gut tut, bleibt abzuwarten.