Ichenheim - Pfarrerin Anna Manon Schimmel aus Ichenheim betreibt Seelsorge mithilfe der sozialen Medien. Mit so einem großen Andrang hatte sie bei Beginn des Projekts aber nicht gerechnet.

Vor rund eineinhalb Jahren, im Feburar 2018, startete Anna Manon Schimmel ihren Instagram-Account, einen Onlinedienst, mit dem man Fotos und Videos teilen kann. 19 Monate später schmücken exakt 100 Beiträge ihre Seite. Man sieht sie mit ihren Haustieren, mit Freunden oder bei Gottesdiensten. "Dass das Thema Seelsorge online so groß wird, damit habe ich am Anfang definitiv nicht gerechnet", blickt sie zurück.

Falscher Pfarrer trifft echte Pfarrerin

Schimmels Instagram-Profil ist öffentlich, das heißt, jeder kann ihre Bilder sehen und jeder mit einen Profil könne sie anschreiben. Amt und Person will Schimmel dabei nicht trennen. "Ich höre nicht auf Anna zu sein, wenn ich Pfarrerin bin", sagt die 38-Jährige. Nach und nach hätten sich immer mehr Menschen über die Plattform an sie gewandt. "Ich habe aber nicht bewusst gesagt, schreibt mir."

Seit Mai würden sich die Anfragen häufen, sowohl auf Instagram als auch auf Facebook. Ein Grund dafür ist die RTL-Serie "Sankt Maik", bei der ihre beiden Schwestern mitspielen und deren Filmset sie besucht hatte. In der Serie geht es um einen Gauner, der sich als Pfarrer ausgibt, um eine Monstranz zu stehlen. Die Kombination falscher Pfarrer trifft echte Pfarrerin schien vielen Leuten zu gefallen und mit einem Schwung hatte sie 400 Abonnenten mehr.

Während ihr auf Instagram vor allem junge Frauen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren schreiben, wären es bei Facebook oft Menschen, die sie schon bei Gottesdiensten erlebt hätten. "Ich erreiche damit ganz andere Gruppen als im realen Leben", so Schimmel. Teilweise würden sie auch Leute aus der Gemeinde anschreiben, die sich im realen Leben nicht trauen, auf sie zuzukommen.

Pro Woche käme online mindestens eine Anfrage, manchmal auch zwei oder drei. Es bleibe dann aber nicht beim einmaligen Kontakt. Mit vielen Menschen würde sie anschließend telefonieren oder sich persönlich treffen. Besonders Themen wie Scheidung und Trennung würden die Menschen dann beschäftigen. "Dabei habe ich selbst eine Scheidung hinter mir", schmunzelt die 38-Jährige, "aber trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – wenden sie sich an mich." Oft würden sie Menschen online auch darum bitten, um etwas zu beten. "Auch daraus entstehen dann oft Gespräche."

Im Gegensatz zur Seelsorge im realen Leben, bemerkt sie im Internet einen Unterschied. "Die Leute sind mutiger und ehrlicher darin, ihre Probleme darzulegen", sagt sie.

Lästige Anfragen von Männern

"Ich will nicht mit Bibelversen um mich werfen, sondern mir Zeit nehmen und Raum geben." Und trotzdem gebe es auch Anfragen, die für sie Zeitverschwendung sind: Manche Anfragen von Männern. Es gebe Anfragen, die sie erstmal als Seelsorgerin ansprechen und letztendlich Grenzen über-schreiten. Solch versteckte Anfragen würden immer mal wieder passieren.

Von der Online-Seelsorge abhalten lässt sich Anna Manon Schimmel dadurch aber nicht. "Durch die sozialen Netzwerke sehe ich die Chance, ein positives Bild von Pfarrer, Kirche und Glauben darzustellen." Und letztendlich mache sie das auch sehr gerne.

Info: Zwischen zwei Terminen

Die Online-Seelsorge kostet Schimmel vor allem eines: eine Menge Zeit. Immer dann, wenn sie mal Luft habe, sei es beim Mittagessen oder einfach zwischen zwei Terminen, versuche sie, die Anfragen zu beantworten. Wer sich Seelsorge wünscht, kann sich gerne über Facebook oder Instagram unter "annamanonschimmel") an die Pfarrerin wenden. Man muss aber darauf vertrauen, dass die Antwort vielleicht erst beim nächsten Mittagessen kommt. Aber sie kommt.