Roland Blanke, Referent des Badischen Behindertensportverbands, zeigte den Schülern in Ichenheim, wie sie sich im Rollstuhl bewegen und gleichzeitig den Ball kontrollieren können. Foto: Fotos: Wendling

Behindertensport: Schüler werfen und dribbeln im Rollstuhl

Ichenheim - Handball im Rollstuhl – das funktioniert. Diese Erfahrung machten Ichenheimer Schüler im Rahmen der Initiative "Behindertensport macht Schule". Die Aktion soll verdeutlichen, welche Herausforderungen Behinderte auf sich nehmen müssen.

Nachdem am 11. September die erste deutsch-holländische Meisterschaft im Rollstuhlhandball ausgetragen worden war, spielte man auch in der Ichenheimer Riedsporthalle Handball im Rollstuhl.

Arnulf Meffle wurde 1978 Handball-Weltmeister und besiegte vor wenigen Jahren seine Leukämie. Der Vizepräsident Breitensport des Badischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands (BBS) ist Lehrer an der Ichenheimer Realschule. Unter seiner Leitung startete das Pilotprojekt mit Schülern verschiedener Klassen. Neben Handball gab es auch eine Aktion für Basketball im Rollstuhl.

Während die Schüler mit einem Handball in den Rollstühlen warteten, erklärte BBS-Referent Roland Blanke die "ersten Schritte". Blanke selbst ist aus ähnlichen Veranstaltungen in der Sportart Basketball bekannt, nun unterstützt er auch Handball. Es ist eine Begegnungen und ein Austausch unter Sportlern mit und ohne Behinderung.

Koordination, Geschicklichkeit und Kondition sind auch im Behindertensport gefordert, dies sollten die Teilnehmer früh erkennen. Nachdem die ersten Drehungen im Rollstuhl noch lachend absolviert wurden, forderte die weitere Erfahrung mit dem Sportgerät Rollstuhl in der Kombination mit dem Handball alle heraus. Während gedanklich eine Sensibilisierung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderung erfolgte, verbreitete sich auch der Respekt vor Menschen, die mit Behinderung Sport treiben.

Projektreferentin Laura Wienk-Borgert, selbst Handballerin bei der SG Kappelwindeck/Steinbach, war ebenfalls im Rollstuhl unterwegs und hatte bereits ab 7 Uhr die Rollstühle des BBS bereit gestellt. Über 70 Schüler nahmen am Projekt "Behindertensport macht Schule" teil. Auch beim Südbadischen Handball-Verband (SHV) hat man sich das Ziel gesetzt, Rollstuhl-Handball in Baden mittelfristig populär zu machen. Während man in Frankreich schon Ligaspiele durchführt, steckt man auf der anderen Seite des Rheins noch in den Kinderschuhen.

Meffle ermöglichte einen Perspektivwechsel für die Nachwuchs-Handballer seiner AG an der Schule. Nach knapp zwei Stunden war das "Training ohne Beine" beendet. Für alle eine neue Erfahrung, auch wenn bei manchen Aktionen die Reflexe doch noch die Beine bewegten.

Schüler spürten ihre Muskeln deutlich

Inklusive Sportangebote auf- und ausbauen ist das Ziel solcher Projekte. Blanke war erst nach einem schweren Unfall gelähmt, damals war er gerade 30 Jahre alt. Mit seinen Erfahrungen kann er Berührungsängste abbauen, aber auch motivieren. Zwischen den Kindern fiel er nur durch sein Alter auf, eine Behinderung war nicht zu erkennen.

Wenn alle zusammen Sport treiben gibt es kein "normal" und "unnormal". In der Riedhalle hatten alle Teilnehmer und auch Arnulf Meffle gute Laune. Dass man zwei Stunden im Rollstuhl saß, bemerkten viele an ihrer Gesäßmuskulatur, aber auch dies wurde in Kauf genommen, um positive Erfahrungen sammeln zu können.