Ilse Buske (von links), Renate Bühler, Henriette Haas, Friedl Läufer und Helga Schwarzwälder gehören zum engagierten Team des Hornberger Tafelladens. Foto: Kern

Die Inflation und die Folgen des Ukraine-Kriegs sind auch bei dem Hornberger Tafelladen spürbar. Dort einkaufen können Personen mit geringem Einkommen, Bezieher von Sozial- und Grundleistungen sowie Menschen in finanziellen Notlagen.

Hornberg - Die Warteschlangen der Bedürftigen, die für den Einkauf einen Berechtigungsausweis benötigen, werden länger. Oft reicht die Öffnungszeit von zwei Stunden nicht aus, alle zu bedienen. "Im Schnitt sind es um die zehn Kunden mehr als gewohnt, die bei uns einkaufen", teilte Henriette Haas auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Ihres Wissens leben derzeit in Hornberg drei und in Wolfach acht ukrainische Familien, die im Tafelladen einkaufen können. Haas geht von einer steigenden Tendenz aus. So werden auch in unter anderem Hausach Flüchtlinge erwartet.

Nicht nur Flüchtlinge kommen hinzu

Einiges müsse sich noch einspielen hinsichtlich des Ablaufs beim Einkaufen. Manche der neu hinzugekommenen Flüchtlinge "sind ziemlich schüchtern und halten sich abseits", so Haas.

Flüchtlinge bekommen sofort Berechtigungskarte

Auch gilt es Sprachbarrieren zu überwinden. Nicht alle Mitarbeiter des Tafelladens sprechen Englisch und das trifft auch auf manche der Geflüchteten zu. So ist es bisweilen nicht ganz einfach, zu erklären, wie das rollierende Einkaufssystem funktioniert. "Zum Glück wohnen in Hornberg Ukrainer, die zwar in Deutschland geboren sind, aber ihre Muttersprache sprechen und oft kommen, um zu übersetzen", ist Haas froh. Die kyrillische Schrift jedoch können auch sie nicht lesen. Aktuell erhalten die Flüchtlinge auf Weisung des Dachverbands der Tafelläden eine sofort gültige vorläufige Berechtigungskarte bei Vorlage ihrer ukrainische Pässe. Die wöchentliche Warteschlange hat sich jedoch nicht nur aufgrund der ukrainischen Flüchtlinge verlängert.

Bedürftige gezielt unterstützen

"Neu ist für uns, dass auch Arbeitende vermehrt zum Einkauf im Tafelladen berechtigt sind", stellte Haas fest. Eine Familie habe erzählt, dass bisher ein – wenn auch knappes – Auskommen möglich war. Seit den massiv gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten sei dies jedoch nicht mehr zu schaffen. Angesichts der Verteuerung insbesondere auch im Bereich der Lebensmittel werden Forderungen von Sozial- und Verbraucherverbänden immer lauter, die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse zu streichen. Haas sieht sich in ihrer Haltung zu diesem Thema zweigeteilt. Sie ziehe eine Lösung vor, die diejenigen, die wenig haben, gezielt unterstützt. Von einem kompletten Wegfall der Mehrwertsteuer profitieren auch jene, denen es sehr gut geht.

Erhöhung der Spitzensteuer

Die Grauzone zwischen Gutverdienenden und den gerade noch Zurechtkommenden ist aber sehr groß, das ist Haas bewusst. Es gebe viele Menschen, die kaum noch mit dem Einkommen auskommen, aber die Voraussetzungen für einen Tafelausweis (noch) nicht erfüllen. "Eine Erhöhung der Spitzensteuer könnte die wachsende Einkommensungleichheit regulieren und die Besserverdiener so ihr Scherflein für die Gesellschaft beitragen", könnte sich Haas vorstellen. Im Tafelladen muss übrigens keine Mehrwertsteuer bezahlt werden. Mit aus diesem Grund ist der Nachweis der Bedürftigkeit notwendig.

Nicht nur für Hornberger Bürger

Die Awo ist Träger des 2012 gegründeten Tafelladens in Hornberg in der Leimattenstraße. Er hat dienstags und freitags in der Zeit von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es per E-Mail an henriette-haas@awo-hornberg.de. Der Tafelladen ist nicht nur für die örtlichen Bürger, sondern auch für die Menschen in den umliegenden Kommunen da. Für Wolfacher Kunden, die fernab der Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs wohnen, besteht ein Lieferservice.

Spendenkonten

Immer mehr Menschen bitten die Tafeln um Hilfe – sowohl Geflüchtete aus der Ukraine als auch Menschen, die wegen steigender Preise nicht mehr über die Runden kommen. Gleichzeitig erhalten die Tafeln weniger Lebensmittelspenden aufgrund von Lieferengpässen und veränderten Kalkulationen spendender Unternehmen. Das wird zunehmend zum Problem. Daher sind Geld- oder Sachspenden hochwillkommen. Spendenkonten des Tafelladens Hornberg: Sparkasse Hornberg DE81 6645 1548 0000 5018 68 oder Volksbank mittlerer Schwarzwald DE41 6649 2700 0177 1387 03, Weitere Infos unter henriette-haas@awo-hornberg.de.