Angelika Kalmbach-Ruf (von links), Beate Blase und Karin Pätzold referierten in der Pilzlehrschau. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Expertinnen informieren in der Pilzlehrschau über schmetterlingsfreundliche Pflanzen

Mit engagierten Vorträgen zum Schmetterlingsschutz und zur Einsaat sowie Pflanzung schmetterlingsfreundlicher Balkonpflanzen haben am Montagabend gleich drei Referentinnen für ihre Sache geworben. Sie informierten in der Pilzlehrschau.

Hornberg. Arbeitsteilig stellten die Expertinnen Beate Blase (Hornberger Stadtgärtnerin), Angelika Kalmbach-Ruf (Vorsitzende BUND Kinzigtal) und Karin Pätzold (Mykologin und Schmetterlingsfotografin) zunächst die Schönheit der Schmetterlingswelt vor, die die Umwelt zu verlieren droht oder in Teilen schon verloren hat. 80 Prozent aller in etwa 1500 Nachtfalter- und 180 Tagfalter-Arten sind vom Aussterben bedroht.

Neben den bekannten Arten, wie dem Tagpfauenauge oder dem Schwalbenschwanz, hatte Pätzold auch putzige Exoten wie den "Grauen Fleckleibbär" vor die Linse bekommen. Er ist ein Exot aufgrund seiner Seltenheit. Die "echten" Exoten wie der Buchsbaumzünsler profitierten als Trittbrettfahrer wie andere Insekten von den Bemühungen, im Hausgarten Brennnessel und Co. und damit die Futterpflanzen für viele Schmetterlingsraupen stehen zu lassen. Eine andere Möglichkeit ist, mit Wildblumenwiesen und veränderter Balkonkästen-Bepflanzung den Artenreichtum zu bewahren.

Kalmbach-Ruf brach eine Lanze für ein verändertes Konsumentenverhalten beim Kauf der Blumen für den heimischen Balkon. Sie riet zum Boykott nektarloser Hybridvarianten der bekannten Balkonblumen: Einige Hersteller erleichterten inzwischen mit einer Biene im Öko-Siegel die Kaufentscheidung. Im Selbstversuch hatte Kalmbach-Ruf beispielsweise mit Verbenen, Bidens Starlight oder Hängethymian, viele Bienen- und Schmetterlingsbesuche gezählt.

In ihren Bekenntnissen zur Erhaltung der Artenvielfalt gaben sich Pätzold und Kalmbach-Ruf wenig konziliant: So treibt der katholische Feiertag Fronleichnam Kalmbach-Ruf jedes Frühjahr die Zornesröte ins Gesicht, wenn mangels Blüten die Wildblumen in den Rainen und Wäldern für wenige Stunden der Andacht zerstört und den Insekten damit die Nahrungsgrundlage entzogen werde. Pätzold urteilte ähnlich rigide über die Windkraftanlagen, auf deren Konto jüngsten Studien zufolge ein (wenn auch geringer Anteil) am Insektensterben ginge.

BUND-Vorsitzende ist gegen das Pflücken von Wildblumen für Fronleichnam-Teppiche

"Jeder Blumenkasten hilft": in Hornberg tragen dank der fachkundigen Pflege durch Stadtgärtnerin Beate Blase seit mehr als zehn Jahren auch die städtischen Grünanlagen zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Das Laub wird nicht mehr überall und vollständig aus den Anlagen entfernt.

Die Wildblumenwiesen werden im Spätsommer keiner dritten Mahd mehr unterzogen, um ergänzend zu den "Insektenhotels" aus Kinderhand noch weitere Überwinterungsmöglichkeiten für die Insekten zu schaffen. Optisch sieht es in den städtischen Anlagen für manchen Geschmack etwas zu "verlottert" aus.

Wenn jetzt auch noch die Blumenkästen mit Thymian und Co. bepflanzt werden, bekommt Hornberg dann nicht des ökologisch Guten zuviel? Diese Frage hat sich der engagierten Stadtgärtnerin so nie gestellt: Mit der Untermischung von wildem Mohn und anderen gefälligen Arten habe sie die mehrjährige Wildblumenwiese extra für die menschlichen Betrachter aufgewertet.

Vielleicht wagt sich Blase auch noch an einen Obstwald: Der in den BUND-Vorstand gewählte Haslacher Julius Schaeffer informierte über das auf der Heidburg in Angriff genommene Projekt. Mit vielen Tipps und einigen Blumensamentütchen für die Zuhörer, endete der Vortrag.

Der kommende Vortrag des Vereins Waldlehrpfad Hasenhof halten Karin Pätzold und Arne Wohlgemuth am Donnerstag, 16. Mai. Beginn ist um 19 Uhr im beim Hasenhof im Frombachtal.