Helikopter bringt zu Forschungszwecken verschiedene Materialien über Reichenbacher Wald aus

Ein Helikopter, der über den Waldgebieten rund um Reichenbach Kalk ausbringt, wird auch in der kommenden Woche zum Landschaftsbild gehören. Die Piloten befliegen die Fläche nach einem berechneten Muster und lassen das Material ab.

Hornberg-Reichenbach (red/cko). An dem Helikopter ist ein Kübel angeseilt, aus dem hauptsächlich Kalk abgelassen wird. Vor allem rund um das "Steigers Eck" und die "Schondelhöhe" ist der Hubschrauber zu sehen.

Naturschutzfachlich sensible Bereiche werden ausgespart, so Yvonne Chtioui vom Amt für Waldwirtschaft. Die Bodenschutzkalkung wird im Rahmen eines öffentlich geförderten Projekts als Modellvorhaben in Zusammenarbeit mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg durchgeführt.

Grenzwerte eingehalten

Ein Teil des Gebiets wird mit erdfeuchtem Dolomitischem Gesteinsmehl gekalkt, der andere Teil mit einer Mischung von Dolomit mit maximal 30 Prozent Holzasche aus der Verbrennung unbehandelter Pflanzenteile. Die Aschen überschreiten die in der Düngemittelverordnung genannten Grenzwerte für Schwermetalle nicht. Ein wesentlicher Vorteil der für Dolomit-Holzasche-Mischungen spricht ist ihr baumphysiologisch relevanter Nährstoffgehalt (Magnesiumoxid, Kaliumoxid, Phosphor und Karbonat).

Für die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt ist es interessant, die Wirkung der unterschiedlichen Materialien zu vergleichen. Die Waldbesitzer stellen die Flächen im Rahmen des durch Bundesmittel finanzierten Modellprojektes "Nährstoffversorgung von Wäldern" für die kommenden zehn Jahre für Bodenproben zur Verfügung.

Saurer Regen hat besonders im 20. Jahrhundert die Waldböden verändert, zahlreiche Nährstoffe wurden ausgewaschen. Darum sind viele Waldböden in der Funktion als Pflanzenstandort, Lebensraum und Filter für die Trinkwassergewinnung gefährdet. Durch ein angepasstes Kalkungskonzept kann der Bodenzustand verbessert werden. Ziel ist es, die Nährstoffausstattung der Böden auf das Niveau zu bringen, das vor der Industrialisierung vorhanden war. Es geht also nicht um eine Zusatzdüngung, sondern lediglich um einen Ausgleich der Verluste.

Eine Bodenschutzkalkung wirkt sich positiv auf die Bodenchemie aus, das heißt die pH-Werte steigen und es gibt eine positive Wirkung auf die Sättigung des Bodens mit für Pflanzen wichtigen basischen Elementen. Eine Kalkung wirkt sich belebend auf die Humusform aus: die mikrobielle Aktivität in der Humusauflage wird gesteigert und damit die Humusumsetzung beschleunigt, die Aktivität der Regenwürmer steigt.

Die Verbesserung der Bodenchemie und die erhöhte Aktivität strukturbildender Organismen führt zu einem lockereren Boden und damit zu besserer Durchlüftung und tiefergreifender Durchwurzelung.

INFO

Wirkung

Im gekalkten Boden entspricht der Anstieg der pH-Werte bis 30 Zentimeter Tiefe im Mineralboden dem dreifachen Wert von nicht gekalkten Böden. Das beweist die milde Wirkung der Kalkung. Erste Ergenisse lassen sich daher frühestens in fünf bis zehn Jahren messen.