Silke Kunde (links) und Ghania Benaissa informierten die Frauen zweisprachig über das Thema Sexualität. Foto: Stangenberg Foto: Schwarzwälder Bote

Integration: Spanische Weiterbildungsakademie und Diakonisches Werk bieten Workshop für Frauen an

Einen Workshop zum Thema Sexualität hat die Spanische Weiterbildungsakademie AEF kürzlich für ausländische Frauen angeboten. In deren Heimatländern gibt es unter anderem keine Sexualkunde.

Hornberg. Vagina, Eileiter, Vorhaut, Hoden – Begriffe, die Kindern und Jugendlichen gewöhnlich im Biologie-Unterricht an Schulen genauer vermittelt werden, schreibt Ingrid Kunde an das Whiteboard. "Ich möchte heute ein bisschen etwas über den Körper erzählen", spricht sie die Frauen an, die aus Syrien, Irak, Afghanistan oder Südamerika stammen. In der Academia Española de Formación (AEF), der Spanischen Weiterbildungsakademie in Hornberg, haben sich an diesem Nachmittag Frauen getroffen, die auf verschiedenen Wegen nach Deutschland kamen. Kunde, die beim Diakonischen Werk Hausach Schwangerbeschaftsberatung anbietet, spricht mit ihnen in einem Workshop über Sexualität, die Übertragbarkeit von Geschlechtskrankheiten und Beschneidungen.

"Sexualität ist in den Herkunftsländern der Frauen meistens ein Tabu-Thema, etwas, über das man nicht spricht", erklärt Ghania Benaissa, Projektmitarbeiterin an der AEF. In den Schulen wird keine Sexualkunde unterrichtet, in vielen Familien wird darüber geschwiegen und die wenigsten wissen über die biologischen Vorgänge in ihrem Körper Bescheid. Was ist ein Eisprung? Was passiert bei der Befruchtung? Wie werden Geschlechtskrankheiten übertragen?

Der Wunsch nach einem solchen Workshop kam teilweise auch von den Frauen, berichtet Benaissa. Beim Internationalen Frauencafé, das der Arbeitskreis Asyl regelmäßig in Hornberg anbietet, sei die Idee angesprochen und nun von der AEF umgesetzt worden.

Einfache biologische Vorgänge sind den Teilnehmern unbekannt

"Ich hoffe, Sie haben sehr viele Fragen", ermutigt Kunde die Teilnehmerinnen zu Beginn. Einige verstehen mittlerweile ziemlich gut Deutsch, andere kaum. Die Referentin spricht daher etwas langsamer, Benaissa übersetzt für einige Frauen auf Arabisch. Der Vortrag ist einfach strukturiert: Kunde schreibt die Wörter für weibliche und männliche Genitalien an die Tafel, erklärt und zeigt anhand von Zeichnungen verschiedene Körperstellen. "Wenn Sie zum Frauenarzt gehen, müssen Sie dem Doktor sagen können, wo Sie Schmerzen haben oder wo es juckt", berichtet die Schwangerschaftsberaterin.

"Das ist die Gebärmutter, hier wächst das Baby." – "Das sind die Eierstöcke. Dort sind ganz viele Eier, die bringen wir Frauen schon mit auf die Welt." Als Kunde den Eisprung erklärt, unterbricht Benaissa sie. "Diese Frauen haben noch nie etwas davon gehört", erklärt die gebürtige Algerierin und wiederholt den Vorgang noch einmal für drei Teilnehmerinnen auf Arabisch. Eine andere Frau schaut währenddessen konzentriert auf die Tafel und schreibt die deutschen Begriffe mit.

Dass es im Deutschen für Geschlechtsverkehr andere Ausdrücke wie "Liebe machen" und "miteinander schlafen" gibt, spricht Kunde ebenso an wie das Übertragen von Geschlechtskrankheiten.

Sie hält eine Penis-Attrappe hoch und unterhält sich mit den Frauen über das Thema Beschneidung bei Männern. Hierüber sind die muslimischen Frauen besser informiert und berichten, dass ihre Partner und Söhne beschnitten sind. "Wenn Männer keine Vorhaut haben, ist das nicht schlimm. Sie können trotzdem Kinder zeugen und verspüren Lust beim Sex", sagt Kunde und erklärt, was genau bei der Befruchtung passiert.

Eine Teilnehmerin berichtet dann von Ländern, in denen Frauen beschnitten werden. Diesen werde die Klitoris weggeschnitten oder die Schamlippen zugenäht. "Wenn sie eine Frau kennen, der das passiert ist oder sie selber betroffen sind, dann können sie sich an Frau Benaissa oder mich wenden", appelliert Kunde. Auch geht sie auf die Krankheit AIDS ein. Ein ernstes Thema, über das die Frauen ansonsten scheinbar selten sprechen – oder schweigen.

Einen allgemeinen Integrationskurs bietet die Spanische Weiterbildungsakademie AEF in Hornberg ab Montag, 12. November, an. Der Kurs findet an drei Tagen in der Woche – montags, dienstags und donnerstags – zwischen 17 und 21 Uhr statt. Dozentin ist Stephanie Boschert. Anmeldungen nimmt Alfredo Sánchez Casado per E-Mail an alfredo.sanchez@aef-bonn.de und unter Telefon 07833/ 9 65 63 78 entgegen.