Alfredo Sanchéz, (von links), Sandra Boser und Bürgermeister Siegfried Scheffold trafen sich in der AEF. Foto: Jehle

Sandra Boser befürwortet die "Spanische Weiterbildungsakademie" als "Welcome-Center"

Der Mangel an Fachkräften stellt auch in der Raumschaft Kinzigtal und den angrenzenden Tälern erhöhte Anforderungen an die Personalgewinnung der hiesigen Betriebe. Die Klage nach fehlendem Nachwuchs eint die unterschiedlichsten Branchen.

Hornberg. Landesweit gibt es seit 2014 die sogenannten "Welcome Center", die als Brücken zwischen der Wirtschaft und den internationalen Facharbeitern fungieren. Sie wurden gegründet, um ausländischen Fachkräften den Start zu erleichtern und die Wirtschaft bei der Rekrutierung von Personal zu unterstützen. Gut aufgestellt für eine solche Einrichtung sieht sich die "Spanische Weiterbildungsakademie" (AEF) in Hornberg. Der Meinung sind nicht nur deren Leiter Alfredo Sanchéz und Bürgermeister Siegfried Scheffold, sondern auch die Landtagsabgeordnete Sandra Boser, die das Pilotprojekt befürwortet. An sie hatte sich Sanchéz gewandt, nachdem der erste im Mai gestellte Antrag vom Wirtschaftsministerium abschlägig beschieden wurde.

Dessen Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut ist nun eingeladen, sich ein Bild der regionalen Ökonomie und der besonderen topographischen Gegebenheiten zu machen. "Ob´s was fruchtet, ist unsicher und auch das Zeitfenster ist offen" betonte Boser im Gespräch mit Scheffold und Sanchéz im Zentrum für Innovation & Gewerbe Hornberg am Freitag.

Die Ortenau sei der flächenmäßig größte Kreis des Landes und die Anbindung an das nächstgelegene "Welcome Center" in Freiburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht einfach. Außerdem endet laut Boser erfahrungsgemäß die Strahlkraft einer derartigen Einrichtung in einem bestimmten Umkreis. "Es braucht Organisationen wie das AEF, um Arbeitgeber und potentielle Fachkräfte zusammen zu bringen", ist Boser überzeugt. Es gelte, die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft zu erhalten. Weiterhin brauche es Sprachkurse und begleitende Wegweiser für Neuankömmlinge. Genau das könne die AEF leisten, ist Sanchéz überzeugt: "Wir sind in der glücklichen Lage, in mehreren Sprachen - darunter spanisch, englisch und arabisch - unterrichten zu können". Die Betriebe betonen laut Sanchez kontinuierlich, wie wichtig es sei, dass die Arbeitszuwanderer die deutsche Sprache können. Zur Arbeitssicherung gehöre zudem die soziale Integration und aufgrund der mitgebrachten Erfahrung des AEF "sehen wir uns auch dazu in der Lage, die Menschen zu begleiten" meinte Sanchéz. "Die besondere Situation der Wirtschaft im mittleren Schwarzwald bildet ausgeprägte mittelständische Betriebe mit einer guten Auftragslage ab", merkte Scheffold an.

Sorge um fehlenden Nachwuchs

Was alle verbinde, sei die Sorge um den fehlenden Nachwuchs. Vor allem jene Branchen, die mit dem Thema Tourismus verknüpft sind, seien davon betroffen. "Aus eigener Kraft ist das nicht zu bewältigen", verwies Scheffold auf die bekannte demografische Entwicklung. Die Lage sei nur mit Zuwanderern, unabhängig von ihrer Herkunft, zu entschärfen. Von dem Besuch der Ministerin erhoffen sich die Beteiligten, dass die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung auch unter Berücksichtigung von sehr kleinen Betrieben dargestellt werden kann und dass die Topographie der Raumschaft sichtbar wird. Weiterhin unternimmt das AEF unter dem Arbeitstitel "Integrierte und interkulturelle Fachkräftesicherung für kleine und mittelständische Unternehmen im ländlichen Raum des Schwarzwaldes und Kinzigtal" einen weiteren Anlauf, um die Landesregierung für das Pilotprojekt in Hornberg zu gewinnen.

Es gibt in Baden-Württemberg zehn regionale Welcome Center und eine landesweite Einrichtung speziell für den Pflegebereich und das Erziehungswesen. Sie sind zentrale Anlaufstellen für internationale Fachkräfte und mittelständische Betriebe. Den Firmen soll bei der gezielten Rekrutierung von ausländischen Fachkräften in Mangelberufen wie beispielsweise Mechanikern, Ingenieuren oder Pflegekräften geholfen werden. Außerdem sollen die Center internationale Fachkräfte und deren Familien bei der Integration unterstützen und vermitteln spezielle Ansprechpartner zu Themen wie Spracherwerb, Arbeitsrecht und Bildung. Das Wirtschaftsministerium stellte 2014 eine Anschubfinanzierung von insgesamt 1,9 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds zur Verfügung.