Die Autor-Miniatur zu den vier unter dem Namen Bruno von Hornberg erhaltenen Liedern. Foto: UB Heidelberg

Literaturwissenschaftler schreibt Buch über Bruno von Hornberg. Präsentation im Sommer

Hornberg - Zu einem der bedeutendsten Einwohner Hornbergs erscheint in den nächsten Wochen ein Buch. Johannes Werner, ehemaliger Vorsitzender der Hausenstein-Gesellschaft, schreibt an einer Monografie über Bruno von Hornberg.

Vor ziemlich genau 700 Jahren wurde in Zürich die Große Heidelberger Liederhandschrift angefertigt. Im Auftrag des Patriziers Rüdiger Manesse versammelten die Schreiber darin auf 326 Pergamentblättern die deutschsprachige Lyrik des 12. und 13. Jahrhunderts, insgesamt mehr als 6000 Strophen. Auf Blatt 251 finden sich dort eine ganzseitige Abbildung und 16 Strophen von vier Liedern, die mit dem Namen "Bruno von Hornberg" überschrieben sind.

Mit diesen Texten beschäftigt sich nun ein Büchlein, das den Titel trägt "Minnesänger Bruno von Hornberg. Sein Werk und seine Welt". Es wird einen Umfang von 48 Seiten aufweisen, enthält einige Abbildungen und erscheint in wenigen Wochen im Verlag Regionalkultur. Verfasst wird es vom pensionierten Oberstudienrat Johannes Werner, dem Gründungsmitglied und ehemaligen Vorsitzenden der Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft. Er hat Germanistik und Anglistik in Freiburg, Dublin und Göttingen studiert, promovierte 1976 und veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und mehrere Bücher.

"Hornberg als Ort liegt mir schon lange am Herzen", sagt Werner. Das Buch sei daher "nicht für ein wissenschaftlich vorgebildetes, sondern für ein interessiertes Publikum" gedacht, dem er nahe bringen möchte, was "Minne" überhaupt bedeutet und wie man damals auf einer Burg lebte.

Die unter dem Namen "Bruno von Hornberg" überlieferten Strophen werden von ihm abgedruckt, ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert. Außerdem erklärt Werner das literarische System des Minnesangs und interpretiert sowohl die Lieder als auch die ihnen beigefügte Miniatur mit dem Wappen.

Der Sänger ist von der Liebe sanft gefesselt

Wie üblich zeigt das Bild nämlich nicht den Autor, sondern das Lyrische Ich aus Lied Nr. 1. Dort klagt ein Mann darüber, wie sehr ihn die Liebe zu seiner Frau fesselt: "Mîner frouwen minnestricke / hânt gebunden mir den lîp, / unde ir liehten ougen blicke" – die Liebesbande meiner Dame haben mich gefesselt und ihr strahlender Augenaufschlag.

Das unter Brunos Namen erhaltende Werk umfasst neben dieser Minneklage zwei Lieder, die über die Liebe reflektieren, und ein Tagelied. Alle sind in einfacher Sprache aus dem gängigen Schatz der Motive und Wendungen des Minnesangs kombiniert. Vorbilder für diese Strophen waren die Dichter Friedrich von Hausen (bei Mannheim) und Gottfried von Neifen (bei Reutlingen).

Wer die unter Brunos Namen aufgezeichnete Lyrik gedichtet hat, steht jedoch nicht zweifelsfrei fest.

Es habe ihm sehr viel Spaß gemacht, zu seinen Anfängen zurückzukehren, begründet Johannes Werner seine Arbeit an Übersetzung und Interpretation. "Ich will dem heutigen interessierten Leser zeigen, wie es damals gewesen ist", sagt er über seine Publikation.

Bürgermeister Siegried Scheffold werde noch ein Grußwort beisteuern. Der Förderverein Stadtmuseum/Verein für Heimatgeschichte finanziert die Drucklegung zu einem Drittel mit. Deren Leiterin Rosemarie Götz freut aber vor allem, dass dem Minnesänger Bruno endlich die Aufmerksamkeit zuteil wird, die er verdient. Wenn das Buch gedruckt und ausgeliefert ist, wird es der Öffentlichkeit im Rahmen einer feierlichen Präsentation vorgestellt.

Info: Bruno von Hornberg

Unter den vielen Brunos, die bei den Freiherrn von Hornberg nachzuweisen sind, kommt vor allem Bruno II. als derjenige in Frage, der mit Minnesang in Verbindung zu bringen ist. Er ist urkundlich zwischen 1275 und 1310 bezeugt. Die Verträge belegen Geschäfte der Hornberger vom Kinzigtal über Tennenbach und Freiburg bis Schaffhausen sowie nach Straßburg. Spannend ist die Urkunde von 1275, in der König Rudolf von Habsburg verspricht, die Stadt Straßburgs zu beschirmen: In ihr erscheinen neben dem Minnesänger Walther von Klingen ein Nachfahre des Dichters Friedrich von Leiningen, Mitglieder der literarisch ambitionierten Familien von Hohenlohe und von Katzenelnbogen sowie der Bischof von Basel, für dessen Hof ein reger Literaturbetrieb nachgewiesen ist.