Auch Touristen, die im Schwarzwald den "Kick" suchen, nahm Martin Wangler alias "Fidelius Waldvogel" aufs Korn. Passend zu Gutach trug er dabei einen Bollenhut. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Martin Wangler überzeugt als Heimatexperte "Fidelius Waldvogel" im Gasthaus Engel

Nichts für Dialektschwache ist der Auftritt von "Fidelius Waldvogel" im Gasthaus Engel in Gutach gewesen. Im Rahmen seiner "Heimattour" überzeugte Kabarettist Martin Wangler mit einem treffenden Gespür für aktuelle Themen – und einem schönsten Alemannisch.

Gutach. Wer ausschließlich derbe Bauernwitze und flache Schenkelklopfer à la Mario Barth erwartet hatte, wurde enttäuscht. Zwar porträtierte Schauspieler und Kabarettist Wangler seine Kunstfigur Fidelius Waldvogel als Menschen, der die einfachen Freuden des Lebens wie ein schönes Stück Speck und den Sound seines Schleppers durchaus zu schätzen weiß. Doch bald wurde klar, dass "Fidde" – der sich neudeutsch auch als "Fidelius Blackforestbird" vorstellte – auch musikalisch einiges drauf hat

Das Gutacher Publikum räumt eine Quietschente nach der anderen ab

Zunächst prustete er zur Einstimmung gemütlich auf Tuba, bevor er seinen Schlepper und den Bauwagen, in dem er angeblich lebt, vorstellte. "Fidde" konnte es nicht lassen, seinen geliebten Bulldog auch einmal anzuwerfen, um ihn einmal "schnurren" zu lassen. "Des isch Heimat!", meinte der "Waldvogel", wobei die Frage, wie man Heimat definiere, gar nicht so leicht zu beantworten sei. Zumindest gebe es in den USA ein Heimatschutzministerium, das Präsident Donald Trump – "der mit der toten Katze auf dem Kopf" – initiiert habe, "in dem Kinder von ihren Eltern getrennt werden", zeigte sich der Kabarettist auch ernst. Soweit sei man in Deutschland noch nicht, aber immerhin gebe es bereits ein solches Ministerium

Heimat habe auch mit der Sprache zu tun. "Heimat ist da, wo man verstanden wird. Auch wenn man nichts sagt. Da sind die Schwarzwälder Experten drin", erklärte "Fidde". Überhaupt seien die Schwarzwälder erst mit der Ankunft der "Luftschnapper" gezwungen worden, in ganzen Sätzen zu sprechen. Traurigerweise gingen allmählich immer mehr schöne Dialekt-Wörter, wie zum Beispiel "Sunnewirbel" verloren.

Nur mit Dreck entfaltet der Schwarzwälder Speck seinen Geschmack

Dass er es in Gutach aber mit Alemanisch-Experten zu tun hatte, zeigte ein Ratespiel, bei dem die Zuschauer unzählige Quietscheenten – den Preis für ein richtig erratenes Wort – abräumten.

Doch nicht nur für die "Muetersproch" hat Fidelius viel Liebe übrig. Auch die heimischen Spezialitäten haben es ihm angetan, gerade der so berühmte Schwarzwälder Speck. Aber den muss man auch richtig essen. Ganz wichtig dabei: "Speck isst man immer mit der Hand. Nur mit Dreck entfaltet er seinen Geschmack." Zwar behaupte die Weltgesundheitsorganisation, geräuchertes Fleisch sei so krebserregend wie Glyphosat, "aber wenn das stimmt, wäre der Schwarzwald schon längst ausgestorben" meinte er.

Dass er aber durchaus mehrsprachig unterwegs ist und neben Hochdeutsch auch noch Englisch beherrscht, bewies der "Waldvogel" im zweiten Teil seines Auftritts mit einem "Song for my home-village", bei dem er das Höllental-Lied vortrug. "Globalität macht eben nicht Halt vorm Wald", behauptete Fidelius. "Aus der ganzen Welt kommen sie heute zu uns in den Schwarzwald." Und zwar nicht zum Erholen, sondern auch für den Aktiv-Urlaub. Touristen suchen im Schwarzwald den Kick, zum Beispiel beim "Speed-Hiking" oder bei "Pilzsuchen ohne Buch". Die Erweiterung dieses Angebots sei das Pilzsuchen im Wellnessbereich.

Für nachdenkliche Momente sorgte "Fidde" mit einem Lied über einen Bauern, der seinen Betrieb aufgrund der niedrigen Milchpreise aufgeben muss und schlussendlich Selbstmord begeht sowie einem Gedicht für seinen Freund Hadid, einem Flüchtling. "Seine Heimat verlässt niemand einfach so", hatte der ihm bei der Frage für den Grund seine Reise nach Europa gesagt. "Jeder Mensch brucht e Plätzle, wo er sagt, ›des isch mei, do leb ich, des isch mei Heimat, do bin ich Zuhaus‹", fand auch Fidelius.

Abschied nahm er am Ende mit dem Schlepper-Rap: "Des is der Schlepper-Rap, des is de Schlepper-Rap, den sing ich und fahr jetzt weg."

Weitere Infos zum Komiker Martin Wangler und seinen Auftritten gibt es unter www.fidelius-waldvogel.de und unter www.heimat-tour-2018.de/tour-termine.