In Baden-Württemberg gibt es die "glorreichen Sieben", die das härteste internationale Gütesiegel für Bier – das "Slow Brewing-Siegel" – tragen dürfen: neben der Familienbrauerei Ketterer sind es sechs weitere. Foto: Wildbild Foto: Schwarzwälder Bote

Prämierung: Sieben Brauereien aus Baden-Württemberg ausgezeichnet / Hornberger Betrieb mit dabei

Für den Mut zur Langsamkeit gibt es ein strenges internationales Gütesiegel. Auch Geschäftsführer Philipp Ketterer von der Familienbrauerei Ketterer in Hornberg freut sich über das "Slow Brewing-Siegel".

Hornberg (red/jpe). Insgesamt dürfen in Baden-Württemberg sieben Brauereien diese besondere Gütesiegel tragen: die Familienbrauerei Ketterer, die Badische Staatsbrauerei Rothaus, die Hausbrauerei Feierling, die Hochdorfer Kronenbrauerei, die Brauerei Weldebräu, die Löwenbrauerei Hall und die Distelhäuser Brauerei.

"Das ist die ganzheitlichste Auszeichnung, die ich für unsere Branche kenne", freut sich Philipp Ketterer sehr über die Auszeichnung. Immerhin: Über 500 Punkte werden von den Prüfern abgehakt. "Das Gütesiegel beginnt da, wo das Reinheitsgebot aufhört", bringt "Slow Brewing"-Gründer August Gresser den hohen und umfassenden Qualitätsanspruch auf den Punkt. Das Zertifikat wurde 2011 mit dem Ziel entwickelt, den kulturellen Stellenwert von Bier durch die Rückbesinnung auf traditionelle Braukultur zu stärken. Das Gütesiegel bewertet Bier und Brauerei und dabei unter anderem Geschmack, Zutaten, Brauprozess und Unternehmenskultur. Für die Konsumenten bedeutet das: herausragender Geschmack und ein gutes Gewissen beim Genießen. Ketterer ist seit 2013 zertifiziert.

Es war der typische Einheitsgeschmack von industriell gebrauten Bieren, der August Gresser dazu brachte, "Slow Brewing" aus der Taufe zu heben. "Meine Beziehung zum Lebensmittel Bier ist sehr liebevoll, sehr persönlich – und deshalb wollte ich schon als Braumeister Bier immer so gut machen, wie es nur geht. Mit Rohstoffen höchster Qualität, aber eben auch mit einer behutsamen Brauweise, die dem Bier guttut", erzählt der Gründer des Siegels.

Jede Brauerei kann sich bewerben

"Im Prinzip kann sich jede Brauerei für das Gütesiegel bewerben", erzählt Gresser, aber in der Praxis sieht es so aus, dass die meisten Brauereien abgelehnt werden müssen – entweder weil sie die strengen Prüf- und Zulassungskriterien für die Biere und die Brauerei nicht erfüllen könnten oder weil sie nicht dazu bereit sind, die nötige Transparenz und den permanenten Aufwand für den Prüfprozess zu ermöglichen. So werden die Biere beispielsweise jeden Monat unabhängig überprüft.

Die "Slow Brewer" geben ihren Bierspezialitäten stets mehr und immer die ideale Zeit zum Reifen. Zudem verzichten sie in der Herstellung ganz bewusst auf die weit verbreitete nachträgliche Verdünnung des fertigen Biers. Bei verdünnten Bieren ergibt sich ein anderes Aromaprofil als bei Bieren mit Originalstammwürze, deshalb ist das "High Gravity-Verfahren" bei zertifizierten Betrieben absolut untersagt. Die langsame und schonende Brauweise wirke sich aber nicht nur positiv auf den Geschmack aus, es entstehen auch weniger sogenannte Fuselalkohole, als bei beschleunigten Herstellungsverfahren, die oft in der industriellen Massenproduktion zum Einsatz kommen.

Bei den strengen Kontrollen wird die Qualität der Rohstoffe, der hygienische Zustand der Brauerei und die Art der Herstellung genauso unter die Lupe genommen, sowie das Verhalten gegenüber Mitarbeitern, Lieferanten und der Umwelt, heißt es in einer Pressemitteilung zu diesem Wettbewerb.

Insgesamt gibt es inzwischen 27 ausgezeichnete Brauereien in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien – ein exlusiver Club also. Das gemeinsame Ziel der "Slow Brewer" ist es nicht, mit geringsten Kosten Bier herzustellen, sondern Bierliebhabern exzellente, charaktervolle Biere anzubieten, die länger reifen dürfen. "Konsumenten erkennen die Biere an unserem Logo auf den Flaschenetiketten oder auf den Fässern", erklärt August Gresser, Gründes des Siegels.