Otto Sauter aus Denzlingen beim nächtlichen Pilzstudium. Vom Fohrenbühl brachte er erst vor kurzem eine Riesentasche Steinpilze nach Hause. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Feuchtes Wetter lässt Sammler auf reiche Ernte hoffen / Qualität der Funde ist derzeit sehr gut

Nach dem miserablen, trockenen Pilz-Sommer dürfen sich Sammler auf einen goldenen Oktober einstellen. Denn das Wetter wird pilziger, feuchter. Bereits am Wochenende haben die Schwammerl-Jäger Steinpilze in Super-Qualität heimgeschleppt.

Mittleres Kinzigtal. Der Schwarzwälder Bote hat sich ein paar "Jagdgebiete" für Schwammerl (Röhrenpilze) und Lamellenpilze im Kinzigtal angeschaut – die Ergebnisse können sich sehen lassen. Ob auf dem Fohrenbühl, auf der Heidburg, an der Gehrmatt oder rund um den Brandenkopf – zu finden sind die Pilze überall, mal mehr, mal weniger.

Die Spannbreite reicht vom den Klassikern Steinpilz, Marone, Wiesenchampignon und Pfifferling ) über den flockenstieligen Hexenröhrling, Schopftintling, Parasol – sogar Krause Glucken. Diese sind alle essbar. Auch zahllose bunte Täublinge sind zu finden. Diese sind jedoch nicht unbedingt genießbar, manche sogar giftig. Eine Augenweide war immer wieder der Fliegenpilz, obwohl er giftig ist. Beeindruckend war am Wochenende sowohl die Qualität als auch die Menge der Steinpilze.

Wir sind am Fohrenbühl: Otto Sauter aus Denzlingen kommt auf der Terrasse des idyllisch gelegenen Gasthofs Gedächtnishaus auf der Passhöhe aus dem Schwärmen nicht heraus: "Mein Freund und ich wollten eigentlich die Lauterbacher Hochtralrunde – gut neun Kilometer – wandern. Wir schafften aber nur zweieinhalb Kilometer: Schuld sind die Steinpilze".

Die Gäste bewundern die vollen Tragetaschen der beiden – randvoll mit Steinpilzen.

Madenbefall hält sich deutlich in Grenzen

"Ich habe bereits auf dem Fohrenbühl eine ordentliche Menge meines Fangs verschenkt – wer sollte denn das alles essen. In Denzlingen durften noch zwei Nachbarn an meinem Pilzglück teilhaben", so Sauter am nächsten Tag.

Es war ein ganz besonderes Glück, denn in den Steinpilzen waren so gut wie keine Maden. Dieser Pilz ist oft bereits im Baby-Stadium, wenn er noch halb in der Erde ist, von Würmern zerfressen. "Es war die reine Freude", frohlockt Sauter, "ich konnte die Pilze nach dem Putzen fast ohne Verlust in die Pfanne hauen".

Christian Petersen, routinierter Pilzsachverständiger aus Zell a. H., erklärt sich die weitgehend unzerfressenen Steinpilze so: "Möglicherweise haben Insekten diesmal deutlich weniger Eier in den Pilzen abgelegt". So sieht es auch die bekannte Hornberger Pilzexpertin Karin Pätzold: "Die Pilze waren beim Wachsen wohl schneller als die Insekten beim Eierlegen", lacht sie.

Den Denzlinger Sauter schmerzte trotz seines "Jagdglücks" am Fohrenbühl, dass er nicht alles mitnehmen konnte, was er am und neben dem Pfad im Wald sah. "Auf dem Weg zum Gasthaus standen Schopftinlinge, die ich wegen ihres feinen, nussartigen Geschmacks sehr schätze – aber der Sack war voll, nix ging mehr", klagt er.

Bereits auf der Heidburg war er in Sachen Steinpilz fündig geworden. Wie auf dem Fohrenbühl fielen zudem flockenstielige Hexenröhrlinge en masse auf. Zudem Parasol-Pilze an sonnigen Waldrändern.

Die feuchteren Stellen auf der Zeller Gehrmatt sind ein Paradies für flockenstielige Hexenröhrlinge. Oft sieht man den "Schusterpilz" erst, wenn man davor steht – obwohl er eine schokoladenbraune Kappe hat. Seine roten Lamellen-Enden stehen – obwohl viele das anders sehen – für "genießbar und schmackhaft".

Neben dem "Hexer" tummelten sich auf der Heidburg, auf dem Fohrenbühl, der Gehrmatt und auf dem vielfach felsigen Terrain des Brandenkopfs immer wieder Maronen, Rotfußröhrlinge und Ziegenlippen – oft bereits von Maden angenagt. Und natürlich falsche Pfifferlinge. Die echten waren dagegen sehr rar.

Vorsicht bei Champignons: Sie ähneln Knollenblätterpilzen

Wer auf einigen Kinzigtäler Wiesen hinschaute, konnte jüngst nicht wenige Champignons entdecken. Doch Vorsicht: Die Lamellen-Unterseiten eines Champignons sollten rosa oder altrosa aussehen – ansonsten: Finger weg! Es könnte ein Knollenblätterpilz sein.

Pilzexperte Petersen ist überzeugt, dass die zweite Halbzeit der Saison noch gut in Fahrt kommt. "Der Oktober verspricht, ein guter Monat zu werden", freut sich der Zeller, "und das kann durchaus bis in den November gehen".

Auch die Hornbergerin Pätzold sieht im Kinzigtal – vor allem in den Höhenlagen – guten Pilzzeiten entgegen: "Wir haben hier viel Gneis, Granit, auch Sandstein und viele saure Böden, die Feuchtigkeit speichern. Dazu der Morgentau nach kühleren Nächten. Mit etwas Niederschlag ist ein goldener Pilz-Oktober drin – aber natürlich nicht überall".

Die Stadt Hornberg lädt morgen, Sonntag, zum "Tag des Pilzes" und zum "Naturpark-Markt" ein.

  Markt: Der Naturpark-Markt beginnt um 11.30 Uhr auf dem evangelischen Kirchplatz. Die Besucher erwartet eine Vielfalt an regionalen Produkten sowie Erzeugnisse aus dem Naturpark.

  Tag des Pilzes: Dieser findet auf dem Bärenplatz statt. Er beginnt um 11.30 Uhr. Neben einer Frischpilzausstellung sowie einem Pilzberatungsstand gibt es handwerkliche Arbeiten zum Thema. Zudem können verschiedene Produkte mit Pilzen erworben werden.

  Die Veranstaltungsreihe: Sie wird durch den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, von den Landfrauen aus Hornberg, Niederwasser und Reichenbach sowie von der Schwarzwälder Pilzlehrschau und dem Mykologischen Arbeitskreis Mittlerer Schwarzwald unterstützt. Die Hornberger Naturparkwirte und die Landfrauen verwöhnen die Gäste mit regionalen Spezialitäten.

  Anreise: Die Stadt Hornberg schlägt zwei Anreise-Tipps vor. Besucher können mit dem Fahrrad dem Kinzigtal-Radweg nach Hornberg gelangen oder mit der Bahn aus Richtung Offenburg durch den idyllischen Schwarzwald.