Am Ende sangen die Laien-Schauspieler zusammen mit den Kirchenbesuchern das Luther-Lied "Eine feste Burg ist unser Gott". Foto: Störr

Szenen im Leben Luthers mit beeindruckender Authentizität gespielt

E s war gar nicht so leicht, am Sonntag einen freien Platz in der voll besetzten evangelischen Stadtkirche Hornberg zu ergattern. Denn das Schauspiel um die wichtigsten Szenen im Leben des Reformators Martin Luther machte doch neugierig. Und es ist mehr als gelungen. Denn mit einer beeindruckenden Authentizität schlüpften die Laien-Schauspieler in ihre Rollen und ernteten am Ende zu Recht den großen Beifall der Gäste.

Große Gottesfurcht

Mit dem Abendessen im Hause Luther begann das Spiel und zeigte zunächst eindrücklich die Gottesfurcht, mit der die Menschen damals lebten.

Nach der kurzen Spielszene las Spielleiterin Angelika Rapp erklärend: "So war das damals im Mittelalter. Die Menschen lebten in ständiger Angst. Sie fürchteten sich vor Geistern und bösen Hexen, sie fürchteten den richtenden Gott, der alles durchschaut und für sie mehr Strafer als liebender Vater war".

Und so ging es spielend und erklärend weiter, wurden die Besucher mit in die Gewitternacht genommen, in der Luther angsterfüllt die heilige Maria um Beistand anruft und ihr verspricht, im Falle seines Überlebens Mönch zu werden. Luthers Vater indes war von der Idee wenig angetan und verstößt den Sohn, der in Erfurt an die Tore des Augustinerordens klopft.

Innere Zerrissenheit

Mittlerweile ist Martin Luther erwachsen geworden. Wo anfänglich Jonas Boye den Buben Martin und anschließend Alexander Gotthans den Studenten spielte, war es jetzt an Pfarrer Thomas Krenz, den erwachsenen und ängstlich zweifelnden Martin Luther zu spielen.

Und das tat er mit einer Hingabe, die Luthers innere Zerrissenheit und tief sitzenden Ängste nachspüren ließ. "Ich habe Angst vor der Todesstunde! Angst vor der Strafe Gottes! Ich bin so unzufrieden. Ich habe das Gefühl, dass Gott noch nicht zufrieden mit mir ist", klagt der mittlerweile zum Priester geweihte Luther.

Dass er zum Studium der Schriften an die Universität von Wittenberg entsandt wird, macht ihn mehr als glücklich.

Doch auch als er promoviert und einen Lehrstuhl an der Universität übernommen hat, zweifelt Luther an der Gunst Gottes. Bis er im Studium der Bibel zu der Erkenntnis kommt: "Gott macht mich allein aus dem Glauben zum Gerechten" und Thomas Krenz beseelt ausruft: "Ich bin heute durch die Pforte ins Paradies eingetreten." Angelika Rapp fasst zusammen: "Das war die inhaltliche Geburtsstunde der Reformation."

In der nächsten Spielszene wird ein Markttag in Rom mitsamt dem damaligen Ablasshandel dargestellt. "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt!", werden die Ablassbriefe für drei Silberlinge angepriesen. Doch Luther ist entsetzt. "Ja glaubt ihr denn, dass man Gottes Gnade so billig kaufen kann?", fragt Thomas Krenz die Bürgerinnen auf dem Markt. "Jesus Christus ist für uns am Kreuz gestorben und hat für uns bezahlt! Gottes Gnade ist ein Geschenk!"

Menschen teilhaben lassen

Martin Luther möchte nun alle Menschen an seinen Erkenntnissen teilhaben und schreibt mit Feuereifer die berühmt gewordenen 95 Thesen aufs Papier. Einige davon werden während dessen in der Hornberger Kirche verlesen. Doch kaum hängt das Papier an der Kirchentüre, beginnt der Streit darüber. Denn während die Leute glücklich über die Erkenntnis der Liebe Gottes sind, wollen die Mächtigen der Kirche Luther zum Schweigen bringen.

So wird er vor das Tribunal von Kaiser Karl V. nach Worms zitiert, vor dem er seine Thesen wiederrufen soll. "Du spaltest die Kirche und das Land!", wird ihm vorgeworfen.

Luther bleibt standhaft

Doch Luther bleibt standhaft, und Thomas Krenz rezitierte: "Ich bin allein der Bibel verpflichtet, sie ist der einzige Maßstab! Hier steh` ich nun und kann nicht anders: Ich wiederrufe nicht."

Der Kaiser verhängt die Reichsacht, und während seiner Rückkehr nach Wittenberg wird Martin Luther im Wald entführt. Auf der Wartburg hat er Ruhe und Zeit, das komplette Neue Testament aus dem Altgriechischen ins Deutsche zu übersetzen. "Das war die Sensation! Was Gott Luther offenbarte, wurde gedruckt und im ganzen Deutschen Reich verbreitet", liest Angelika Rapp erklärend dazu.

Wer sich auf die neue Ordnung Luthers einließ, für den änderte sich bei der Feier des Gottesdienstes grundlegendes wie das Abendmahl mit Brot und Wein oder das Singen von Liedern.

Die letzte Spielszene des Abends widmete sich schließlich dem Kennen- und Liebenlernen der Katharina von Bora, die Martin Luther 1527 geheiratet hatte. Christine Störr