Der Rundgang durch die Hornberger Kita Don Bosco vermittelte Bürgermeister Siegfried Scheffold (von links), Karin Sum, Sandra Boser und Alfredo Sanchez Casadoeinen hervorragenden Eindruck von der Führung und Ausstattung. Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder Bote

Kindergarten: Leiterin kritisiert steigende Bürokratie / Leitungszeit soll "Unterstützung" sein

Viele Prominente und Vertreter des öffentlichen Lebens beteiligen sich seit 2014 am Bundesweiten Vorlesetag. Auch die Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Grüne) besuchte den Hornberger katholischen Kindergarten Don Bosco.

Hornberg. Anschließend informierte sie sich bei einem Rundgang und im persönlichen Gespräch über die Situation der Kita und der Kinderbetreuung. Neben dem räumlichen und pädagogischen Konzept wurden desweiteren aktuelle Aufgabenstellungen und Probleme angesprochen. Mit der Abgeordneten diskutierten neben Karin Sum, Leiterin der Einrichtung, Bürgermeister Siegfried Scheffold und Alfredo Sanchez Casado, Vorsitzender des katholischen Pfarrgemeinderats.

Positiv gewertet wurden die Außenanlagen, die sich um das ganze Gebäude ziehen und so für die einzelnen Gruppen altersgerecht eingerichtet werden können. Ebenfalls sehr ansprechend wurde unter anderem der Bewegungs- und Mehrzweckraum eingestuft, der mit seiner farbenfrohen Ausstattung laut Scheffold die "Betonarchitektur" erheblich auflockere.

In dem sich dem Rundgang anschließenden Austausch wurden die Auswirkungen des neu geschnürten Pakets der Fördermittel für Kitas angesprochen. Ab diesen Herbst investiert das Land schrittweise bis 2024 insgesamt bis zu 80 Millionen Euro jährlich in Kitas. Das Thema der sogenannten Leitungsfreistellung sprach Sum als Erstes an. Unabhängig von der Größe und der Anzahl der Gruppen soll ein Grundsockel von sechs Stunden und bei Kitas mit zwei Gruppen oder mehr zusätzlich zwei Stunden pro Woche für die Erfüllung der pädagogischen Kernaufgaben gewährt werden. "Bei mir sind das selbst bei knapper Rechnung 19,5 Stunden in der Woche", so Sum.

In Absprache mit den Kommunen sei der Passus der Leitungszeit als Unterstützung formuliert worden, erklärte Boser. "Die Stunden sind sozusagen als Bonus gedacht. Damit sollen keine Haushaltsmittel eingespart werden." Es gehe im Grundsatz darum, welche Aufgaben eine Kita-Leitung sinnvollerweise wahrnimmt und das sei "nicht die Erinnerung säumiger Zahler", ergänzte Scheffold. "Mir ist es wichtig, dass weiterhin Kontakt zur Praxis, sprich den Kindern gehalten wird", betonte der Bürgermeister.

Sum meinte, dass ihrer Ansicht nach ein Förderprogramm nach dem anderen aufgelegt werde, was an sich positiv sei, aber vom bürokratischen Aufwand her enorm zeitraubend. Die Leiterin nannte als Beispiel den zusätzlichem Förderbedarf im sprachlichen Bereich. "Hier löst Kolibri die bisher geltende SPATZ-Richtlinie ab und für uns bedeutet das Elterngespräch, Dokumentation und Erstellung eines Förderplans", fasste Sum zusammen.

Laut Boser sind Förderprogramme der Nachweis, dass die Gelder "auch dort ankommen, wo sie hin sollen". Dreh- und Angelpunkt für erfolgreiche pädagogische Arbeit ist für Sum aber die Gruppengröße. Ihr sei bewusst, dass die KVJS dafür zuständig sei, aber: "Eine Gruppenstärke von 28 Kindern mit einem Migrationsanteil von 50 bis 60 Prozent ist einfach ein No-Go."

Dreh- und Angelpunkt ist die Stärke der Gruppen

Glücklich sei sie darüber, dass die Stadt Hornberg schon seit Jahren freiwillig den Personalschlüssel anpasse. Scheffold merkte im Zusammenhang mit der Gruppengröße in Kitas an, dass in Baden-Württemberg im Durchschnitt eine ordentliche Situation herrsche im Vergleich zu anderen Bundesländern. Besonders freue er sich über die engagierte Leitung des Don-Bosco-Kindergartens, dessen Führung und Ausstattung einen hervorragenden Eindruck vermittle.

Der Bundesweite Vorlesetag ist eine gemeinsame Aktion der Stiftung Lesen, der "Zeit" und der Stiftung der Deutschen Bahn und findet dieses Jahr zum 16. Mal statt. Viele Aktionen finden unter anderem in Schulen und Kindergärten statt. Bei letzteren ist das Ziel, bereits die Jüngsten früh mit dem geschriebenen und erzählten Wort in Kontakt zu bringen. In der Kita Don Bosco las die Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Grüne) ein Buch vor, in dem es über Freundschaft, Streit und Versöhnung ging.