Bei der Umgestaltung der Hauptstraße von der Schützenbrücke (im Bild rechts unten) bis zum Friedhof (links oben) ist der erste Bauabschnitt für 2018 eingeplant. Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Hornbergs Bürgermeister spricht über verschiedene Projekte und die Vision einer Naturparkschule

Der Haushalt der Stadt Hornberg für das Jahr 2018 ist auf den Weg gebracht. Im Jahresinterview mit dem SchwaBo schildert Bürgermeister Siegfried Scheffold, was in diesem Jahr alles passiert in der Stadt und zudem über 2018 hinaus geplant ist.

Herr Scheffold, die Stadt investiert wieder kräftig in Sanierungen und Neubauten. Was steht in diesem Jahr an?

Da ist einiges. Zu nennen wäre da beispielsweise das Freibad, die Erschließung von Wohnbaugebieten in Niederwasser mit sieben und in Hornberg am Güterbahnhof mit zwei Bauplätzen. Gebaut werden auch Wohnmobilstellplätze, das Offenhaltekonzept wird angegangen. Die Kinzigtalcard als Nachfolder der erfolgreichen Gutachtalcard wird eingeführt und die Friedhöfe Niederwasser und Hornberg werden erweitert. Bei der Umgestaltung der Hauptstraße von der Schützenbrücke bis zum Friedhof ist der erste Bauabschnitt für 2018 eingeplant.

Was wird aktuell in diesem Jahr fertig?

Das Freibad, dieses wird voraussichtich Anfang Juni wieder geöffnet. Die Arbeiten dort laufen gut. Bis Mai wird auch die Schembachmühle fertig saniert sein. Demnächst wird das Wasserrad installiert, die Inneneinrichtung kommt und neben einer neuen Brücke über den Reichenbach wird auch ein Picknickplatz eingerichtet. Noch im ersten Halbjahr entsteht beim Eisenbahnviadukt ein Wohnmobilstellplatz. Zudem werden der Panoramaweg und der Mühlenwanderweg überarbeitet.

Sie sprachen anfangs die beiden Friedhöfe an, was wird da neu gemacht?

In Hornberg werden die gärtnergepflegten Grabfelder erweitert und die Parkplätze verbessert. Zudem werden Rasenflächen in Freibereichen angebracht. Weil das pflegeleichter ist, brauchen wir künftig kein Unkrautvernichtungsmittel mehr. In Niederwasser werden die Grabkammern erweitert und die Wegeführung neu angelegt.

Im Vorgespräch erwähnten Sie auch Arbeiten am Rathaus.

Der Sitzungssaal bekommt einen neuen Anstrich. Zeitgleich wird der Raum von der Akustik her verbessert. Es steht aber zudem noch die Sanierung des Sockels des ehemaligen "Hirschen" an sowie die Sanierung und Neuvermietung von zwei Wohnungen in der Hofmattenstraße.

Auch in diesem Jahr wird Hornberg wieder feiern wollen.

Selbstverständlich. Da ist zunächst das Stadtfest, welches am 21. und 22. Juli stattfindet. Unser Partnerschaftsjubiläum wird in diesem Jahr in Bischwiller im Rahmen des "Pfeifertags" begangen. Dann findet der Naturmarkt und der Tag des Pilzes erstmals an einem Sonntag statt, weil an diesem Tag die Marktbeschicker leichter zu bekommen sind.

Und was wird 2018 geplant?

Da geht es weiter mit den Planungen zur Neugestaltung der Ortsmitte Niederwasser im Bereich Rathaus und Gemeindehalle. Wir wollen die Entwurfsplanung und die genaue Kostenübersicht fertigstellen. Weiter geht es auch mit den Planungen zum Umbau der Stadthalle. Fördergelder aus der Stadtsanierung in Höhe von 50 Prozent sind bereits bewilligt und können abgerufen werden.

Auf dem Schlossberg tut sich derzeit wenig. Sind die Ziele Funktionsgebäude und Schrägaufzug noch realistisch?

Da sind ja schon einige Konzepte umgesetzt worden wie der Hornberger Schießenweg, Pulverturm und Minnesängerstube sowie Adlerweg. Alles in allem sind in die Umgestaltung des Schossbergs bisher rund 600 000 Euro investiert worden. Dann gibt es die verschiedenen Veranstaltungen wie das Mittelalterfest, zusammen mit dem Schlosshotel oder die sehr gut besuchte Greifvogelschau. Die Planungen für den Schlossberg sind ja immer schon langfristig angelegt. Für WC und Funktionsgebäude mit Kiosk gibt es konkrete Baupläne, diese werden nochmals überarbeitet. Die Vision des Schrägaufzugs steht natürlich immer noch im Raum. Das wird sicher nicht kurzfristig realisiert. Wir haben aber schon entsprechend Vorarbeit geleistet und das ehemalige Gasthaus Krone gekauft. Nach dem Abbruch des Gebäudes soll ja dort Startpunkt des Aufzugs sein.

Mit der Greifvogelvoliere wird es wohl mit Blick nach Triberg nichts mehr in Hornberg?

Da muss man einfach abwarten, wie die Anlage sich in Triberg entwickelt. Diese sollte ja schon im Frühjahr 2017 in Betrieb gehen. Ob das jetzt auf die neue Saison 2018 dort klappt, werden wir dann sehen. Unabhängig davon hat unser Gemeinderatsmitglied Erich Fuhrer einen sehr interessanten Vorschlag gemacht über weitere Attraktionen im Schlossberg. Das werden wir in der Klausurtagung des Gemeinderats im April Revue passieren lassen. Dort werden wir wohl auch den Auftrag erteilen, dass die Schlossbergplanungen weiterentwickelt und ein Stückweit noch verfeinert werden.

Sie kämpfen seit längerer Zeit darum, dass die Stadt wieder eine Art Handels- und Gewerbeverein bekommt. Sind Sie da schon weitergekommen?

Als Stadt und im Gemeinderat sehen wir es als notwendig an, dass sich die Gewerbetreibenden wieder in einer Organisation zusammenschließen. Wir wollen das auf breitere Beine stellen mit dem Ziel, dass sich alle Wirtschaftsbereiche wie Handel, Gastronomie, freie Berufe, Industrie und Handwerk zusammenschließen. Die Idee ist, einen Stadtmarketingverein zu gründen. Dazu hat der Gemeinderat eine Stadtmarketingagentur aus Endingen beauftragt. Mit ihnen wird es im Februar und März einen Workshop geben, die Ergebnisse werden dann in der Klausurtagung des Gemeinderats vorgestellt.

Was geht in Sachen schnelles Internet und bessere Breitbandversorgung?

Da wird es in diesem Jahr für die Wohnbaugebiete und den Stadtbereich große Fortschritte geben Wir haben mit der Telekom intensive Planungs- und Abstimmungsgespräche. Ein Unternehmen ist beauftragt worden, die Vectoring-Technik aufzubauen. Das heißt, dass von der Hauptvermittlungsstelle in die Kabelverzweiger der Wohngebiete Glasfaser verlegt wird und von dort dann über Kupferkabel die Wohngebäude versorgt werden. Laut Telekom fließen dann 50 bis 100 MBit für die Haushalte. Diese Maßnahme soll bis Ende 2018 abgeschlossen werden. Unabhängig davon ist die Stadt ja auch Mitglied in der Breitbandgesellschaft des Ortenaukreises, da verfolgen wir das mittel- und langfristige Ziel, dass jeder Haushalt einen Glasfaseranschluss haben soll.

Das ist dann aber auch mit Baumaßnahmen in der Stadt verbunden?

Ja bei entsprechenden Baumaßnahmen werden wir immer Leerrohre mitverlegen, um gut vorbereitet zu sein.

Die Stadt hat den Schulstandort Werkrealschule verloren. Gibt es schon Ideen, wie das Gebäude dann weitergenutzt wird?

Um es vornbeweg klarszustellen: Der Grundschulstandort ist in keinster Weise in der Diskussion. Mit der Schulleitung sind wir als Stadt und Schulträger in engem Kontakt. Seit zehn Jahren gibt es ja die Ganztagsangebote, die inzwischen durch Jugendbegleiter ausgeweitet wurde. Zudem ist die Mensa in der Schule. Für die pädagogische Weiterentwicklung wollen wir uns in Absprache mit Rektorin Silke Moser die Unterstützung des Schulamts einholen. Da gibt es dann Gespräche über ein raumpädagogisches Konzept. Natürlich gibt es auch freiwerdende Räume, aber die sind mittelfristig erst einmal für den schulischen Bedarf reserviert.

Haben Sie eine Vision?

Ja, ich würde unsere Schule gerne als Naturparkschule ausbauen. Es gibt schon Vorbilder. Das hängt auch ein stückweit damit zusammen durch meine ehrenamtliche Arbeit beim Naturpark. Es ist eine faszinierende Möglichkeit, Kinder näher an die Natur zu bringen. Hervorragende Voraussetzungen wie den Waldlehrpfad und das Waldklassenzimmer oder die Pilzlehrschau haben wir in Hornberg ja schon. Das ist aber nur realistisch, wenn die Lehrkräfte das befürworten und mit Begeisterung dahinterstehen.

Niederwasser und Reichenbach haben seit Jahren dasselbe Problem: Zu viele kaputte Straßen und zu wenig Geld für die Sanierungen. Aktuell sind wieder nur 220 000 Euro dafür im Haushalt eingestellt. Muss das Land da nicht helfen?

Die Straßensanierung ist für uns eine große Herausforderung, weil wir über ein sehr großes Straßennetz verfügen, welches in den 1980er Jahren gebaut wurden. Wir müssen die Mittel erhöhen und zudem mit allem Nachdruck einfordern, was unsere Regierungsparteien im Koalitionsvertrag festgelegt haben: Dass die ländlichen Gemeinden in diesem Bereich unterstützt werden müssen. Das bedeutet, dass im Finanzbereich ein Flächenfaktur eingeführt wird, der klarstellt, wieviel Fläche die Gemeinde, auch im Außenbereich, versorgen muss. Und dazu muss es zusätzliche Gelder geben.

Das Land will ja den ländlichen Raum fördern...

Richtig, der Straßenbau im ländlichen Raum soll ja laut Koalitionsvertrag gefördert werden. Zudem soll ein sogenannter Demografiefaktor eingeführt werden. Also diejenige Gemeinde, die Einwohner verliert oder die Zahl stagniert, soll mehr Geld bekommen. Wenn das wirklich umgesetzt wird, dann haben wir genügend Geld zur Verfügung, um unsere Straßen ordentlich zu sanieren.

 Die Fragen stellte Eckhard Gräff