Die Kapazitäten sind da, nur die Flaschen fehlen: Die Brauerei Ketterer würde gerne mehr Bier abfüllen. Foto: Ketterer Foto: Schwarzwälder Bote

Versorgung: Brauereien haben Nachschubschwierigkeiten / Bierabsatz steigt entgegen dem Bundestrend

Die Flaschenindustrie hat bundesweit mit einem Lieferengpass zu kämpfen. Das spüren auch Ortenauer Betriebe: so hätte die Ketterer-Brauerei gerne mehr Bier verkauft – nur Flaschen waren nicht genug zu bekommen.

Hornberg/Ortenau. Der Bierkonsum ist in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahr mit dem Jahrhundertsommer spürbar eingebrochen. Das geht aus den neuesten Zahlen des statistischen Bundesamts hervor. Doch die Brauerei Ketterer hat ganz andere Sorgen:

Das Hornberger Unternehmen steigerte seinen Bierabsatz um rund 2,5 Prozent – doch es hätte wohl auch mehr sein können. "Beim Flaschenbier wäre das Wachstum noch größer ausgefallen. Doch leider sind wir in dieser Saison noch immer nicht zu 100 Prozent lieferfähig", zieht Geschäftsführer Philipp Ketterer Halbjahresbilanz. Als Gründe führt er neben der steigenden Nachfrage die angespannte Liefersituation der Flaschen- und Kastenhersteller an, die aufgrund von Unterkapazitäten zwischenzeitlich Lieferzeiten von mehr als sechs Monaten aufrufen.

"Im Oktober 2018 haben wir Flaschen bestellt, die erst jetzt im August geliefert werden", erklärt Michael Ketterer, ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung, im Gespräch mit unserer Zeitung. Betroffen seien vor allem die markanten Bügelflaschen des Familienbetriebs. "Beim Mineralwasser haben wir ähnliche Probleme", ergänzt Michael Ketterer. Denn das Unternehmen füllt auch das Wasser des Hornberger Lebensquells ab – ebenfalls in sogenannte Individualflaschen.

Ähnlich wie der Hornberger Brauerei geht es der Schlossbrauerei Stöckle aus Kippenheim-Schmieheim: "Es kommt zu wenig Leergut zurück", fasst Lothar Neuberger von der Schlossbrauerei zusammen. Dadurch könne man weniger Bier abfüllen, als man eigentlich könne. "Anstatt 1000 füllen wir zur Zeit nur 400 bis 600 Kisten pro Tag ab", sagt der Brauereimitarbeiter. Deswegen habe man nun Flaschen und Kisten nachbestellen müssen.

Hinzu kommt allerdings noch ein finanzieller Schaden: "Für eine Kiste mit leeren Flaschen zahlen wir 4,50 Euro, beim Verkauf bekommen wir jedoch nur 1,50 an Pfand", erklärt Neuberger. Unterm Strich bliebe also ein Defizit von drei Euro, wenn eine Kiste nicht zurückgebracht wird. Doch was machen die Kunden mit dem Leergut? "Das weiß kein Mensch, wo das steht", so Neuberger. Mittlerweile sei es modern Sitzmöbel oder Tische aus Flaschen und Kästen zu bauen, spekuliert er.

Ein anderes Problem mit den Pfandflaschen hat das Brauwerk Baden, ehemals Kronen-Brauerei, in Offenburg: Immer wieder fänden sich "Fremdflaschen" unter dem Pfandgut, so Frank Stetter, Teil der Geschäftsführung, auf Nachfrage unserer Redaktion. Diese hätten zwar die richtige Größe, allerdings nicht die richtige Glasfarbe. Die Flaschen müssten dann aufwendig aussortiert und über das "Sortierlager" ausgetauscht werden. "Das Problem hält sich jedoch in Grenzen", so Stetter. Der Rücklauf an Pfandflaschen liefe ganz gut. Es könne höchstens einmal "aufgrund der hohen Nachfrage zu einem Flaschenengpass kommen".

Laut Zahlen des statistischen Bundesamts sank der Bierabsatz im ersten Halbjahr im Land um mehr als sechs Prozent. Ein Trend, der sich jedoch nicht auf die regionalen Brauereien auswirke, meint Frank Stetter vom Brauwerk Baden. Im Gegenteil: Die Kunden würden verstärkt lokale Produkte nachfragen. Verlierer dieser Entwicklung seien die weltweit agierenden Großbrauereien.