Karin Pätzold machte die Entdeckung. Foto: Archivfoto: Dorn

Karin Pätzold entdeckt an Ostern einen in Deutschland bisher einzigartigen Pilz

Hornberg - Das hat Pilzexpertin Karin Pätzold nicht erwartet. Sie war am Ostersonntag, wegen des Regens etwas unlustig, auf dem Weg hinter der Pension Schwarzwaldblick unterwegs, als sie einen außergewöhnlichen Fund machte.

Sie hob nach eigenen Aussagen einige Äste zu Studienzwecken auf. Es waren auch dürre Weißtannenäste mit schwarzen Punkten dabei. Zuhause angekommen, untersuchte sie diese unter dem Stereomikroskop.

Sie traute ihren Augen kaum, denn beim Betrachten des Pilzes stellte sie fest, dass es sich um einen lang gesuchten, seltenen Becherling namens Elliottinia kerneri handelt. Dieser Pilz hat keinen deutschen Namen.

Die Vorgeschichte

Der Pilz hat folgende Vorgeschichte: Im letzten Jahr war Elisabeth Stöckli, Schweizer Hobbymyklogin und Organisatorin der Ascomyzeten-Tagung in Tramelan im Schweizer Jura, auf Pätzold zugekommen. Stöckli hatte gefragt, ob Pätzold und ihre Kollegen von der Hornberger Pilzlehrschau nicht auch einmal nach dem Becherling an Weißtanne, Elliottinia kerneri, im Schwarzwald suchen könnten.

Stöckli gab der Hornbergerin zwei Literatur-Quellen und Pätzold machte sich gezielt auf die Suche nach gefällten Weißtannen, bis Ostern ohne Erfolg. Die schwarzen Punkte, die Pätzold im Wald auffielen, waren schwarze Klumpen, sogenannte Sklerotien. Diese wachsen auf vorjährigen, männlichen Blütenresten von Weißtannen und darauf bilden Früchte die Pilze mit mehreren Körpern.

Der Pilz wird wegen seines becherförmigen Aussehens auch Becherling genannt und gehört zu den Schlauchpilzen (Ascomyzeten), in denen die Sporen in sogenannten Schläuchen heranreifen. Morcheln und Lorcheln sind bekannte Pilze und gehören auch in die Klasse der Schlauchpilze.

Bei der Mikroskopie des Pilzes Elliottinia kerneri spielt die Verfärbung der Schlauchspitze mit Chemikalien eine bedeutende Rolle. So verfärbt sich dieser Pilz an der Schlauchspitze im Mikrofoto mit "Jod rot" und mit Kalilauge 3 Prozent und Jod blau. Die Sporen sind breit elliptisch mit granuliertem Inhalt. Soweit die Fakten, die zur Bestimmung des Pilzes von Bedeutung sind.

Das hört sich für Laien alles sehr speziell an, ist aber die tägliche Arbeit, die in der Schwarzwälder Pilzlehrschau von dem Leiter Björn Wergen und auch von den Hobby-Mykologen in den Pilzseminaren geleistet wird.

Nach der Bestimmung des gefundenen Pilzes informierte Pätzold die Schweizerin Stöckli, Claudia Görke, Vorsitzende des Vereins der Pilzfreunde Stuttgart und Björn Wergen, Leiter der Pilzlehrschau Hornberg. Sie alle beschäftigen sich intensiv mit Schlauchpilzen und freuten sich mit Pätzold über diesen außergewöhnlichen Pilz aus Hornberg, einem Erstfund für Deutschland.

Info: Die Pilzlehrschau

Die Pilzlehrschau in Hornberg bietet Seminare und Kurse für Anfänger, Fortgeschrittene und Fachkurse in der Pilzschule an. Im Pilzzentrum können die Pilzsachverständigen-Prüfung (PSV-Prüfung) abgelegt und auf PSV ausgerichtete Fortbildungskurse besucht werden.Lehrgängen lernen die Teilnehmer die wichtigsten Gattungen anhand der spezifischen Merkmale zu unterscheiden. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.pilzzentrum.de.