In Sachen Klimaschutz und fairer Handel will Hofstetten eine Vorreiterrolle im Tal übernehmen. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Kommune setzt sich für fairen Handel ein / Steuerungsgruppe wird eingerichtet

Eine Vorreiterrolle will die Gemeinde Hofstetten im Kinzigtal übernehmen. Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, an der Kampagne "Fairtrade-Town" teilzunehmen.

Hofstetten. Bereits vor einiger Zeit hatte die Gemeinde das Angebot im Hofstetter Schwimmbad von Nestlé auf regionales Hof-Eis umgestellt (wir berichteten).

Um das Siegel "Fairtrade-Town" zu bekommen, müssen fünf Kriterien erfüllt sein. So stehen am Anfang der positive Grundsatzbeschluss des Gemeinderats sowie die Verwendung von Fairtrade-Kaffee und eines weiteren, fair gehandelten Produkts bei allen Sitzungen des Gremiums oder der Ausschüsse. Im zweiten Schritt wird eine Steuerungsgruppe gegründet (siehe Info), die Aktivitäten auf dem Weg zur Fairtrade-Gemeinde koordiniert.

Als drittes Kriterium wird ein fair gehandeltes Produkt in lokalen Geschäften, Cafés und Restaurants angeboten. Im vierten Schritt verwendet die Gemeinde fair gehandelte Produkte, die Umstellung auf recyceltes Papier wird in Hofstetten derzeit geprüft.

Freibad verzichtet bereits auf Nestlé-Eis

Im vergangenen Jahr wurde im Schwimmbad bereits auf die Schwarzwälder Eismanufaktur "Hofeis" umgestellt und über das kommunale Klimabündnis beteiligt sich die Gemeinde sehr erfolgreich am "Stadtradeln". Das fünfte Kriterium besteht in der Berichterstattung in den örtlichen Medien.

"Es muss nicht kurzfristig umgesetzt werden, sondern handelt sich um einen Prozess, der im Laufe des Jahres umgesetzt werden soll", erklärte Bürgermeister Martin Aßmuth. Felder sah er neben der Bewirtung und Verwaltung in der Kirche, der Schule, dem Kindergarten sowie den örtlichen Vereinen. Ein Bekenntnis zum fairen Handel hätte neben dem politischen Statement in Richtung der Bevölkerung auch eine positive Auswirkung auf Dritte, wie beispielsweise die 14 000 Übernachtungsgäste.

Wie der Sitzungsvorlage zu entnehmen ist, beteiligen sich Bundesweit 700 Städte und Gemeinden an der Aktion, die sich den fairen Handel zum Ziel setzt. Das Netzwerk "Junge Bürgermeister Deutschlands", dem Martin Aßmuth angehört, wurde Anfang des Jahres von der "Servicestelle Kommunen in der Einen Welt" (SKEW) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert.

Eigentlich hätte bereits im vergangenen Herbst der erste Nachhaltigkeits-Tag in der Gemeinde Hofstetten stattfinden sollen, der dann allerdings aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Als erste "Fairtrade-Town" im Kinzigtal geht es für Hofstetten nun darum, den fairen Handel vor Ort einzusetzen und damit eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu fördern.

Der globale Klimawandel und die damit verbundenen Probleme würden immer öfter vor Augen führen, dass eine auf Ausbeutung beruhende Wirtschaftsweise keine Lösung sei gegen Armut, Elend und Kinderarbeit, steht geschrieben. "Fairtrade" gebe Anstöße für eine ressourcenschonende Produktionsweise, bei der die Preise garantiert würden und die Kleinbauern damit nicht mehr den Spekulationen des Weltmarkts ausgesetzt wären.

"Das ist eine gute Sache, die die Welt grundsätzlich verändert, aber keinem weh tut", befand Bürgermeister Martin Aßmuth.

Gemeinderat Bernhard Kaspar (CDU) bekannte dagegen: "Ich bin kein Fan von solchen Aktionen. Es ist viel wichtiger, was jeder einzelne tut. Das ist das Einzige, was Erfolg bringt." Peter Neumaier (FW) befand, es müsse erst einmal ein Angebot geschaffen werden und Veronika Neumaier (FW) bescheinigte das gute Zusammenpassen mit dem Hofeis-Konzept des Schwimmbades. "Es tut nicht weh, wenn es auf der Homepage steht", erklärte sie.

Zur Aufgabe der Steuerungsgruppe zählen Gespräche mit den Beteiligten, um für die Verwendung fair gehandelter Produkte zu werben. Aus den Erfahrungen der Gemeinde Achern berichtete Bürgermeister Martin Aßmuth von Überzeugungsarbeit, die zu Beginn habe geleistet werden müssen. Für die Zivilgesellschaft hat Hofstettens Vereinssprecher Edgar Mäntele seine Mitarbeit zugesagt, Christine Störr wird die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit übernehmen. Aus den Reihen des Gemeinderats wurde Meinrad Michenautsch gewählt. Als langjähriger Vorsitzender und Mitglied der Hofstetter Kolpingfamilie hatte er zunächst von der dortigen und seit langem üblichen Verwendung fair gehandelten Kaffees berichtet.