Das Insektenhotel im Außengelände der Hofstetter Franz-Josef-Krämer Schule ist das jüngste Projekt, das Schulleiter Gunther Merz mit Schülern und Kollegen umgesetzt hat.Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Der Hofstetter Schulleiter wird Ende dieses Monats in den Ruhestand verabschiedet

Hofstetten. Gunther Merz ist seit August 2006 Schulleiter an der Hofstetter Franz-Josef-Krämer Schule. Ende Juli wird er in den Ruhestand verabschiedet. Da eine üblicherweise große Feier aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht möglich ist, hat der Schwabo nachgefragt.

Herr Merz, was war Ihre Motivation, sich auf die Stelle zu bewerben, die Sie 2006 angetreten haben?

Den letzten Ausschlag gab damals das Kunstprofil der Schule. Eines meiner Studienfächer war Kunst und da unter meinem Vorgänger Wolfgang Wittmann die Schule ein in Baden-Württemberg einmaliges Kunstprofil erarbeitet hatte, war das für mich sehr reizvoll. Der Gedanke, das Kunstprofil weiterformen zu können, gefiel mir. Natürlich wusste ich, dass das allein nicht reicht, sich um eine Schulleitungsstelle zu bewerben. Zu dieser Zeit kam in mir auch der Wunsch beruflicher Veränderung und nach neuen Herausforderungen auf.

Wie haben Sie den Schulalltag damals erlebt?

Die Hofstetter Franz-Josef-Krämer-Schule war eine überschaubar große Grund- und Hauptschule. Ich kannte schnell alle Schüler beim Namen, es war familiär und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ein Ort des intensiven Lernens und Arbeitens. Dazu war neben dem Unterrichten und klassischen Lernen auch immer etwas Außergewöhnliches los: Literaturarbeit mit José Oliver, die musikalischen Projekte unter der Leitung unserer mittlerweile pensionierten Kollegin Michaela Dilger-Gstädtner, unser Schulchor, Kunstprojekte vielerlei Art, auch für die Hofstetter Veranstaltung Kunst im Dorf.

Bildungspolitisch hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Was waren aus Ihrer Sicht die größten Veränderungen?

Ich war vor meiner Bewerbung mit Leib und Seele Hauptschullehrer und da war es für mich schwer erträglich, zuzuschauen, wie innerhalb der regionalen Schulentwicklungspläne eine Hauptschule nach der anderen geschlossen wurde. Es war über die Jahre sehr kraftzehrend, unsere Hauptschule mit ihren kleinen Klassen am Leben zu halten und schließlich mit Schulleiter Stefan Benz in der Kooperation mit Mühlenbach um den Bestand zu ringen. Das mündete schließlich in die heutige Form als Außenstelle der Mühlenbacher Hauptschule unter der Leitung von Herrn Benz.

Was bedeutete das für Sie?

Plötzlich Leiter einer Grundschule ohne Hauptschule zu sein, war für mich ein sehr großer Einschnitt. Ich hatte mit einem Mal 18 Stunden Unterrichtsverpflichtung in der Grundschule. Das war für mich anfangs eine große Umstellung. Aber ich habe schnell gemerkt, welche Freude mir die Arbeit mit den Grundschulkindern macht. Die Bildungspolitik ist immerzu in Bewegung. Bisweilen musste ich in den vergangenen Jahren aufpassen, dass ich in meiner Aufgabe als Gestalter von Schule nicht zum Getriebenen wurde. Glücklicherweise hat sich alles immer irgendwie gut gefügt.

Wie erleben Sie den Schulalltag heute?

Bis Mitte März segelte unser Grundschulschiffchen in ruhigem Wasser. Meinem Kollegium und mir ist daran gelegen, eine gute Bindung zwischen Lehrer und Schüler zu schaffen. Wir pflegen ganz bewusst unsere Schulgemeinschaft. Mit regelmäßigen Aktivitäten im Jahreskreis, aber auch durch Schülerversammlungen, in denen die Kinder miteinander über wichtige Themen unserer Schule nachdenken. Ein stark verbindendes Moment unserer Schulgemeinschaft ist das Naturprofil der Grundschule, das wir seit der Trennung der Grund- und Hauptschule 2016 ins Leben gerufen haben.

Was bedeutete Corona für diesen Alltag?

Mit einem Mal brach das alles weg. Die Corona-Pandemie war ein radikaler Einschnitt in unser Schulleben. Das traf alle hart, ausnahmslos, nicht nur die Schule. Keiner hat damit gerechnet und plötzlich standen wir vor Herausforderungen, die man sich nie hätten träumen lassen. Als ich den ersten Tag im leeren Schulhaus saß und die Kinder zuhause bleiben mussten, kam mir das wie ein schlechter Traum vor.

Wie kam die Schule mit der Situation klar?

Ich war überrascht, wie schnell, kreativ und flexibel sich die meisten Lehrer auf diese Situation eingelassen haben und wie auch mein Kollegium sofort Wege gefunden hat, den Kontakt mit unseren Schülern aufrechtzuerhalten, um kein Kind zu verlieren. Neben meinem Fernunterricht in Mathe und Englisch habe ich den Kindern ab und zu einen Brief geschrieben. Es war mir wichtig, dass die Kinder spüren, dass es die Schule und Unterricht noch gibt und dass wir noch für sie da sind.

Und jetzt?

Zum Glück durften nun alle wieder zurückkehren. Die Bedingungen mit gestaffeltem Schulbeginn und Pausenzeiten, dem Verbot, Klassen zu mischen, Hygieneverhalten, Abstandsschildern, Wegekennzeichnungen und so weiter sind nicht gerade berauschend. Aber man glaubt nicht, wie schnell die Kinder mit diesen Gegebenheiten umzugehen lernen. Dennoch müssen wir sehr aufpassen. Es wäre schlimm, wenn wieder alle zuhause bleiben müssten.

Was wünschen Sie sich für Ihren neuen Lebensabschnitt?

Ich wünsche mir vor allem anderen, möglichst lange gesund und fit zu bleiben. Das ist Voraussetzung für Vieles woran ich Freude habe. Zum Beispiel an der Gartenarbeit, die ich nun nicht mehr auf das Wochenende schieben muss. Ich freue mich auf mehr Zeit für meine erwachsenen Kinder in München und Berlin. Aber auch darauf, meine italienischen Sprachkenntnisse aufzufrischen und mit meiner Frau mehr Zeit für unsere zweite Heimat Italien zu haben. Ich möchte gerne weiter lernen, vielleicht ein Seniorenstudium oder Vorlesungen in Freiburg belegen. Ich lasse das aber auf mich zukommen. Jetzt darf erst mal Ruhe einkehren. Fragen: Christine Störr

Die Franz-Josef-Krämer-Schule ist eine einzügige Grundschule mit derzeit etwa 80 Schülern, heißt es auf der Internetseite der Schule. Neben der Grundschule werden die Klassen 5 und 6 der Mühlenbacher Heinrich-König-Hauptschule als Außenklassen im Schulgebäude Hofstetten unterrichtet, heißt es weiter.