Der Maisfeldtag in Orschweier bekam regen Zulauf von den Landwirten aus der Region. Foto: Hiller

Aufgrund des fehlenden Regens sind die Ernteaussichten beim Mais alles andere als rosig. Das wurde auch beim Maisfeldtag in Orschweier deutlich.

Orschweier - Mehrere hundert Landwirte aus der Region waren der Einladung der beiden Landwirtschaftsämter der Landkreise Ortenau und Emmendingen gefolgt, um sich beim Maisfeldtag ein Bild über die erwartete lokale Ernte-Katastrophe zu machen – und auch um Rat zu suchen, wie es weiter gehen soll. Die prekäre Lage wurde in Orschweier auf dem "Zentralen Versuchsfeld der südlichen Rheinebene" sehr anschaulich. Versuchssilomais und -Sojabohnen ließen sich vor Ort schon nicht mehr begutachten, denn die mussten reifebedingt vorzeitig abgeerntet werden – aufgrund der Hitze und des fehlenden Regens.

Krieg und Klima wirken unheilvoll zusammen

Die für den ländlichen Raum des Ortenaukreises zuständige Dezernentin Diana Kohlmann brachte es in Orschweier auf den Punkt. Nicht nur der Ukraine-Krieg samt der dadurch global gestiegenen Energiepreise bei gestörten Lieferketten machen der Landwirtschaft zu schaffen. Auch die Betriebskosten der Landwirte würden künftig weiter stark steigen, insbesondere bei den Düngemitteln, die 90 Prozent der Gesamt-Betriebskosten ausmachten. Nicht minder schlimm wirkt sich der – von manchen lange geleugnete – Klimawandel aus. Das bestätigte auch Klaus Dorner als Lahrer Kreisvorsitzender des badischen landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV).

Zudem kritisierte Dorner die geplanten restriktiveren Gesetzgebungen, nicht zuletzt seitens der EU, in Sachen Pflanzenschutzmitteln. Bezahlbare Alternativen dazu seien bislang für Landwirte nicht in Sicht.

Auch Richard Volz, Agrar-Bereichsleiter der Zentralgenossenschaft Raiffeisen Baden, konnte bei den Mais-Anbauern wenig Optimismus in Sachen Erlös verbreiten. Zwar seien die erwarteten Mais-Verkaufspreise global gestiegen, davon komme jedoch nur recht weniger hier in der Region an. Den höheren Preisen stünden lokal in der Rheinebene zwischen 30 bis 50 Prozent weniger Mais-Erntemengen gegenüber. Dazu kommen noch die trotz Dürre später unvermeidlichen Lagertrocknungskosten bei den Ernteabnehmern – per teurem Gas.

Landwirte sind keine Kriegsgewinnler – im Gegenteil

Die noch recht ausgedehnten Mais-Anbaugebiete als frühere landwirtschaftliche Goldgruben werden vermutlich in absehbarer Zeit schrumpfen. Denn: Mais-Landwirte sind zumindest im Rheintal derzeit nicht zu beneiden. Ein höheres Verkaufspreisniveau bei geringeren Mengen dürfte ihnen unter dem betriebswirtschaftlichen Kosten-Strich dauerhaft wenig mehr Plus einbringen als früher mal.

Unfreiwillige Kriegsgewinnler sind die Landwirte jedenfalls mit Sicherheit nicht. Im Gegenteil: Künftig müssen sie sich, so Zentralgenossenschaftler Volz, den neuen auch klimatischen Herausforderungen über Ertragszahlen hinaus mit noch intensiverer Betriebsrechnung weiter anpassen.

Versuchsfeld ist repräsentativ für die Gebiete von Lörrach bis Rastatt

Das Zentrale Versuchsfeld Südliche Rheinebene Orschweier ist eines von elf pflanzenbaulichen Versuchsfeldern des Landes. Es ist repräsentativ für die Gebiete von Lörrach bis Rastatt. Der Versuchsstandort Orschweier ist als "bessere Rheinebene" ausgewiesen. Aufgrund geologischer und klimatisch günstiger Gegebenheiten ist dort der Anbau aller Ackerbau- und Sonderkulturen möglich.