Matthias Litterst (links) und Udo Fischer verluden am Donnerstag auf dem Gelände der Firma Warimex in Dundenheim Decken, die Fischerkeidung für die Menschen in der Ukraine gespendet hat. Foto: Bohnert-Seidel

Schuttertals Bürgermeister Matthias Litterst hat am heutigen Freitag eine kurze Nacht hinter sich. Um 4 Uhr in der Frühe ist er mit einem Hilfstransport an die polnisch-ukrainische Grenze aufgebrochen.

Schuttertal. Das Ziel ist eine Stadt namens Lezajsk, in Südostpolen in der Nähe der Grenze zur Ukraine gelegen. Dort gibt es ein größeres Lager, in dem Hilfsgüter für die Menschen im Kriegsgebiet gesammelt werden. Der Hilfstransport, dem Litterst angehört, bringt vor allem Medikamente und Lebensmittel.

Schuttertals Rathauschef rechnet damit, dass der Tross am heutigen Freitagabend in Lezajsk ankommen wird, für die 1350 Kilometer lange Strecke sind etwa 15 Stunden Fahrt vorgesehen. Geplant ist dann, dort zu übernachten – das Hotel ist bereits gebucht –, ehe es am Samstagmorgen auf die Heimreise geht. Am Montagmorgen will Litterst wieder in seinem Rathausbüro sitzen. Er wisse, dass das ganze Unternehmen durchaus anstrengend wird, aber es sei ihm ein Bedürfnis zu helfen, so Litterst im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der Hilfstransport besteht aus 13 Fahrzeugen, die mit jeweils mindestens zwei Personen besetzt sind, sodass sich die Fahrer am Steuer abwechseln können. Es sind Kleinbusse, vollgepackt mit Gütern, die jetzt in der Ukraine am dringendsten gebraucht werden. Die Initiative hierzu stammt von den drei von der Amtszeit her "jüngsten" Ortenauer Bürgermeistern – neben Litterst noch Tobias Uhrich (Neuried) und Andreas Heck (Hohberg).

Die drei Rathauschefs hatten, wie berichtet, um Spenden für Menschen im Kriegsgebiet gebeten – mit einer überwältigenden Resonanz. Noch vor zwei Tagen hatte es danach ausgesehen, dass sie mit zehn Kleinbussen losfahren. Das genügt mittlerweile aber nicht mehr, jetzt sind es sogar 13 Transporter geworden, da noch viele weitere Spenden eingegangen sind. "Wir nehmen Verbandsmaterial, Medikamente, Decken, Schlafsäcke, Hygieneartikel, Wasser und Lebensmittel mit", so Litterst. Die Hilfsgüter würden im Sammellager in Lezajsk abgegeben und von dort aus gezielt an Hilfsbedürftige weitergereicht.

Mit an Bord sind auch weitere Bürger aus Schuttertal

Den Kriegsausbruch in der Ukraine habe er mit Entsetzen verfolgt und dann das Gefühl gehabt, den Betroffenen helfen zu müssen, so Litterst im Gespräch mit unserer Redaktion. Er sei froh, dass viele andere Menschen genauso denken und den Hilfstransport mit ihren Spenden unterstützen – oder indem sie sogar selbst mitfahren. Mit an Bord sind zum Beispiel auch seine Bürgermeister-Stellvertreter Klaus Winterer und Kurt Weber. Auch Schuttertäler Feuerwehrmänner sitzen beim Hilfstransport hinterm Steuer – die meisten Fahrzeuge sind ja Mannschaftstransportwagen der Feuerwehr, nicht nur aus Schuttertal, sondern auch aus Neuried und Hohberg.

Die Aktion hat weite Kreise gezogen und viele Unterstützer gefunden, auch in der Wirtschaft. Besonders dankbar ist Litterst dabei, dass sich auch Fischerkleidung beteiligt – mit 500 gespendeten Decken. Udo Fischer war am Donnerstagnachmittag beim Verladen dabei – ebenso wie natürlich Litterst selbst, der sich später auf den Nachhauseweg machte, um noch ein paar Stunden Schlaf mitzunehmen, ehe es heute Früh um 4 Uhr auf die lange Fahrt Richtung Osten ging.

Außerdem hat Uwe Kohler, Inhaber der Edeka Kohler-Läden, den drei Bürgermeistern eine Spende von jeweils 5000 Euro zugesagt. Für diesen Betrag werden die ukrainischen Flüchtlinge, die in den Gemeinden erwartet werden, in den Edeka-Läden der Gemeinden einkaufen können. Michael Schmiederer, Chef des Unternehmens Warimex aus Neuried, war bereit, als Koordinationsstelle zu fungieren und das sachgerechte Verladen zu übernehmen. Dort, bei der Firma Warimex, ist der Hilfstransport heute Früh auch aufgebrochen.

Die Aktion der drei Bürermeister Matthias Litterst, Tobias Uhrich und Andreas Heck kann auch weiterhin unterstützt werden. Sollte die Spendenbereitschaft so hoch sein, dass eine sinnvolle Verwendung für Hilfsgüter, gesteuert durch die Gemeinden,

nicht möglich ist, werden die Gelder an andere Hilfsorganisationen weitergeleitet, heißt es in einer Mitteilung. "Was sich in der Ukraine abspielt, ist eine Katastrophe", sagt Uhrich. "Den Krieg können wir nicht stoppen, aber die humanitäre Notlage etwas mildern."