Trotz Gottesdienstverbot stehen die Kirchen, wie hier die Peter-und-Paul-Kirche Lahr, den Gläubigen weiterhin offen, um dort zu Gott zu beten.Foto: Sadowski Foto: Lahrer Zeitung

Corona-Krise: Pfarreien der Region setzen auf online und kreative Lösungen, um Gläubigen Mut zu machen

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus werden auch in der Kirche drastischer. Das katholische Dekanat Lahr sagte bis mindestens 19. April für die südliche Ortenau alle Gottesdienste ab. Im Kreis Emmendingen ist die Lage ähnlich.

Lahr. Es war die logische Konsequenz der jüngsten Entwicklungen. Die kirchlichen Vertreter sahen sich gezwungen, die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus zu intensivieren. Nachdem in den vergangenen Wochen bereits das Weihwasser und der Friedensgruß abgeschafft worden waren, folgen nun weitreichendere Mittel. In einer am Dienstagmittag veröffentlichten Pressemitteilung des katholischen Dekanats Lahrs gelten seitdem in den Kirchengemeinden An der Schutter, Ettenheim, Friesenheim, Kippenheim Maria Frieden und Rust neue Regelungen. Auch im Kreis Emmendingen feilt man an neuen Lösungen.  Alle Veranstaltungen abgesagt: Sämtliche Gottesdienste entfallen bis einschließlich und mindestens 19. April, heißt es in der Mitteilung. Das betrifft ebenso die Erstkommunionfeiern, die nach dem 19. April terminiert waren. Diese sollen im Herbst nachgeholt werden. Davon betroffen sind auch Hochzeitsfeiern. Obwohl das Dekanat dafür keine Verbote aussprechen darf, empfehlen sie den Brautpaaren "eine Verlegung in den Spätsommer oder Herbst zu prüfen". Unklar sei derzeit zudem, ob die Firmung im Dekanat wie geplant vom 10. bis 12. Juli stattfinden kann. Unter Einschränkungen und "nur im engsten Angehörigenkreis" können auch weiterhin Beerdigungen und Trauerfeiern abgehalten werden. Diese Regelung gilt auch für das Dekanat Endingen-Waldkirch, zu dem unter anderem Herbolzheim und Rheinhausen zählen. Dort wurden die Gottesdienste vor und an den Ostertagen abgesagt. Die Erstkommunionen können in diesem Jahr in der gewohnten Form laut dem Erzbistum Freiburg nicht stattfinden.  Kirche setzt noch mehr auf Online und Telefon: Zwar werde es in absehbarer Zeit keine Gottesdienste in Baden-Württemberg geben, dennoch bekämen Gläubige über das Internet im Livestream, am Fernsehgerät oder im Radio die Gelegenheit, die Gottesdienste zu verfolgen. Zudem stehen die Kirchen weiterhin für Gebete offen. Der Hauptfokus der Seelsorge werde sich aber auf Telefon, E-Mail und andere soziale Medien verlegen müssen, teilt das Dekanat mit. So plant etwa Pfarrer Oliver Wehrstein für die evangelische Kirchengemeinde Ringsheim-Herbolzheim ab nächster Woche einen Youtube-Kanal zu aktivieren, der geistliche Impulse setzen soll. Zudem wird eine Telefonseelsorge eingerichtet. Termine dazu werden zu den Dienstzeiten des Pfarramts vergeben. Das sagen die Pfarrer zum Maßnahmenkatalog: "Wir haben uns entschieden, diesen Weg zu gehen", erklärt Steffen Jelic von der Seelsorgeeinheit Friesenheim zu den drastischeren Schritten, obwohl diese "womöglich auch zu früh sind". Seine Kollegen und er wollen damit aber "Sicherheit für die Nächsten schaffen".

Mitgewirkt bei der Ausarbeitung der neuen Regelungen hat auch Pfarrer Michael Gartner von der Seelsorgeeinheit Rust. Seit Sonntag habe die Kirche bereits Veranstaltungen abgesagt – die bis dahin letzte war der Gottesdienst am Samstagabend. "Da herrschte ein sehr beklemmendes Gefühl", beschreibt Gartner das Zusammenkommen. Er begrüße die neuen Maßnahmen, da er selbst "keine andere Lösung" sehe. Die Meisten hätten dafür auch Verständnis. Dennoch gibt es Vereinzelte, die erbost darüber sind, dass die Kirche in der schwierigen Zeit nicht wie gewohnt für die Leute da ist. Doch in solchen Zeiten sei es wie bei der Kommunion, also der Gemeinschaft, wichtig, zusammen zu stehen. Gartner freue sich auch deshalb über die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Dekanat und den Kommunen.

Auf Zusammenarbeit setzt man auch im Dekanat Endingen-Waldkirch, erklärt Dekan Stefan Meisert, der auch Pfarrer für die Kirchengemeinde Herbolzheim und Rheinhausen ist: "Unsere Herausforderung als Kirche wird darin bestehen, Seelsorge zu betreiben, ohne direkt mit den Menschen in Kontakt zu treten, weil wir das aufgrund von Corona nicht können. Wir versuchen gemeinsam im Dekanat und auch in der Ökumene kreative Lösungen zu finden, besonders um die älteren Gläubigen miteinzubinden." Generell sei die Situation eine, die "unser Verständnis als Menschen übersteigt". Es sei aber schön zu sehen, "wie viele kreative Ideen unterwegs sind und wie viel Solidarität jetzt gezeigt wird".

In Kenzingen tauscht man ebenfalls gerade Ideen aus, wie der katholische Pfarrer Klaus Fehrenbach erklärt: "Dabei sind feste Telefonsprechzeiten ebenso angedacht wie Impulse auf den Homepages, die Einladung zu gleichen Zeiten gemeinsam daheim zu beten oder etwa Vorschläge für gemeinsame Feiern in den Familien an den Sonntagen." Des Weiteren gehöre für ihn zur Seelsorge auch dazu, "im Gebet und in der (leider nichtöffentlichen) Feier der Eucharistie die Menschen und ihre Nöte vor Gott zu tragen".

Die Erzdiözese Freiburg hat beschlossen, dass die Fristen zur Wahl des Pfarrgemeinderats verlängert werden. Diese Entscheidung hat Erzbischof Stephan Burger getroffen, um den Zugang zur Wahl allen Wahlberechtigten in der neuen Situation zu ermöglichen. Ansonsten darf nämlich nicht persönlich, sondern nur per bis 12 Uhr am Sonntag perBrief oder online gewählt werden. Folgende Änderungen gibt es nun im Hinblick auf die Pfarrgemeinderatswahl: Die Wahl der Pfarrgemeinderäte in der Erzdiözese Freiburg wird vom 22. März auf den 5. April verschoben. Die Frist zur Vornahme der Online-Wahl verlängert sich somit bis zum 3. April. Briefwahlanträge können bis zum Ablauf des 1. April telefonisch oder per E-Mail über die Pfarrbüros gestellt werden.