Gartenbauingenieur Hansjörg Haas weiß, wie man richtig mit Blumen umgeht. Sein Garten an der Herrenmühle in Bleichheim ist bis September für Besucher geöffnet – und bietet Monat für Monat etwas Neues. Foto: Meier Foto: Lahrer Zeitung

Herrenmühle: Hansjörg Haas bringt 2400 Quadratmeter zum Blühen / Garten am 10. und 15. Juni geöffnet

Herbolzheim. Jahr für Jahr von Mai bis September öffnet Hansjörg Haas seinen riesigen Garten um die Herrenmühle Bleichheim für Besucher – das nächste Mal am Sonntag, 10. Juni, sowie am Freitag, 15. Juni. Mit dem Kurier hat der Gartenbauingenieur über den Tag der offenen Gartentür gesprochen, wie es ihm gelingt, seinen Garten das ganze Jahr über in Form zu halten und darüber welche Tipps er für Hobbygärtner hat.

Was hat Sie 2010 bewogen, den Garten an der Herrenmühle, wieder zu eröffnen?

Bereits der vorherige Besitzer hat seinen Garten für Besucher geöffnet und ich wollte die Tradition fortführen.

Wie schaffen Sie es 2400 Quadratmeter Garten das ganze Jahr über zum Blühen zu bringen?

Es ist wichtig, die Pflanzen nach ihren Standortansprüchen gut auszuwählen. Aber es gibt auch Pflanzen, die nur einmal im Jahr geschnitten werden müssen und den Sommer über den Boden derart bedecken, dass Jäten entfällt. Einmal in der Woche habe ich zudem Hilfe, ohne die ich es nicht bewältigen würde.

Woher kommt Ihre Leidenschaft zum Gärtnern?

Die steckt im Blut, die beiden vorherigen Generationen haben auch schon viel mit Pflanzen, aber eher Obst, gearbeitet.

Wie viel Arbeit am Tag und auch Geld pro Jahr stecken Sie dort hinein?

Das weiß ich nicht. Wenn Beruf und Passion zusammengehen, ist das auch nicht von Bedeutung -– wobei natürlich finanziell klare Grenzen gesteckt sind. Wichtig ist aber, dass der Garten jeden Tag seinen Gärtner sehen will!

Haben Sie noch Zeit für andere Hobbies?

Wenn ich wollte, würde ich mir sicher die Zeit nehmen. Dazu besteht jedoch kein Bedarf.

Feiern Sie manchmal im Garten mit anderen oder haben Sie dazu zu viel Angst um ihre Pflanzen?

In meinem Garten lebe ich und das heißt, er wird auch mit Freunden genutzt. Da die meisten selbst gärtnern, sind alle achtsam.

Welche Besonderheiten können die Besucher aktuell sehen?

Im Moment blühen gerade Rosen und Clematis. Aber auch eine Vielzahl von verschiedenen Salbeiarten, bis hin zum Johannis- und Pfirsichsalbei. Fackellilien, Steppenkerzen und Purpursonnenhüte stehen schon in Blüte.

Warum rentiert es sich, Ihrem Garten mehrmals im Jahr einen Besuch abzustatten?

Im Frühjahr, nach dem Rückschnitt der Stauden, sind zur Tulpenblüte die baulichen Strukturen mit historischen Sandsteinen sehr gut zu erkennen. Dann nimmt die Pflanzenfülle zu, Schwertlilien und Pfingstrosen bringen erste Farbenspiele. Anschließend kommen Rosen und Purpur-Sonnenhut. Später entwickeln sich die Gräser zu ihrer Hochform. Von daher hat der Garten fast jeden Monat einen anderen Charakter, so sollte es eigentlich auch sein.

Was sind Ihre Lieblingsblumen?

Zu meinen Favoriten gehören auf jeden Fall die Spanischen Gänseblümchen, die Trockenmauern umweben und von April bis zum Frost unermüdlich blühen. Sie versamen sich und durchsiedeln bei mir den ganzen Garten. Ein Faible habe ich für Sorten des Schwarzen Holunders. Ob nun geschlitztblättrig in grün oder rot, gelben Blätträndern oder rosa Blüten, ob stark oder gar säulenförmig wachsend -–Holunder hat viel zu bieten. Ein schönes Gehölz für den ländlichen Garten.

Welche aktuellen Trends gibt es in Sachen Garten?

Ein begrüßenswerter Trend geht dahin, dass wieder mehr Wert auf Nutzpflanzen gelegt wird. Schwachwüchsige Obstbäume ermöglichen es, auf kleinstem Raum Naschobst zu ernten. Kräutervielfalt wird wieder wichtiger für die heutigen Kochtrends. Und mit dem Schlagwort "Superfoods" kommt hochwertiges Obst und Gemüse wieder zu Ehren. Die Inhaltsstoffe sind zwar dieselben wie früher, aber ein neuer Name macht das Ganze gleich viel interessanter.

Welche Tipps können Sie Hobbygärtner geben, damit der Garten auch an heißen Sommertagen schön grünt und blüht?

Im Ziergarten ist es eindeutig die bewusste Pflanzenwahl. Es gibt viele Stauden, die nicht nur Trockenheit vertragen, sondern auch Hitze mögen. Bedingung: ein durchlässiger Boden ohne Winternässe. Im Obst- und Nutzgarten hilft eine Mulchschicht die Feuchtigkeit länger zu halten. Und wenn gießen, dann bitte einmal die Woche durchdringend und nicht jeden Abend ein bisschen plätschern. Fragen: Julia Göpfert und Katrin Meier

Gartenbauingenieur Hansjörg Haas arbeitet als Baumschulgärtner. Seit fast 27 Jahren ist er zudem beim Ortenaukreis als Berater für Obst- und Gartenbau, Landespflege beschäftigt. Er gibt Vorträge, Kurse und Beratung zu gärtnerischen Themen. Mit dem Bezirksobst- und -gartenbauverein Lahr-Ettenheim begleitet er im Moment das Projekt "Netzwerk-Garten" auf der Landesgartenschau in Lahr. Zudem hat der 56-Jährige sieben Ratgeber zum Thema "Schnitt" verfasst. Sein bisher letztes Werk "Pflanzenschnitt" hat zwei Gartenbuchpreise erhalten.

 Sein Garten an der Herrenmühle Bleichheim ist bis September jeden zweiten Sonntag im Monat von 13 bis 18 Uhr und freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet fünf Euro.