Freizeit: Geführte Touren sind gestartet / Bei der nächsten Veranstaltungen geht’s um die Walpurgisnacht
Bernadette Göhri hat sich mit rund 40 Teilnehmern in Bleichheim auf Spurensuche der Kirnburg begeben. Doch viele weitere Touren stehen noch an – darunter Altbekanntes und Neues, Historisches und Mystisches.
Herbolzheim. "Im Folgenden werden wir alles ausblenden – die aktuellen Wege, die Häuser, unsere moderne Kleidung und unser Verhalten, stattdessen werden wir uns in die Zeit von Stauferkönig Friedrichs II. begeben. In die Zeit, in der die Kirnburg entstanden ist", erklärte Bernadette Göhri bei der Eröffnung der geführten Touren. Es folgte eine Reise in die Zeit, in der Bleichheim noch Bleicha hieß, in die Zeit des Umbruchs: Kreuzzüge, Klimawandel, der für bessere Ernten und Lebenserwartung sorgte, und eine religiöse Erneuerungsbewegung der Kirche prägten die Menschen zu dieser Zeit. 1123 oder 1128 wurde Bleichheim zum ersten Mal beurkundet, genau kann man das leider nicht mehr lesen, diese Urkunde existiert nur noch in Kopie.
Göhris erste Station war der Friedhof, dort erfuhren die Teilnehmer, dass die Lebenserwartung im Frühmittelalter bei unter 30 Jahren lag. Nur etwa jedes 20. Kind überlebte bis ins heiratsfähige Alter, erst durch den Klimawandel und die bessere Nahrungssituation hatte sich das geändert. Friedhöfe waren erst Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden, als der Gedanke aufkam, Menschen in geweihter, friedlicher Erde zu beerdigen. Streit und Händel waren dort auf Todesstrafe verboten.
Bei der Station am Ölberg ging es um die mittelalterliche Gesellschaft und das Dorfleben, bei der Gleichaufmühle um das Essen, am Rathaus um die Gerichtsbarkeit. So erfuhren die Teilnehmer etwa, dass die Bleichheimer stets gute Burgherren gehabt hatten, oder dass das Essen im Mittelalter für den heutigen Gaumen ungenießbar ist: Es wurde alles gekocht oder gebacken, mit Essig versetzt und mit Kräutern scharf gewürzt - auch das Obst, sofern vorhanden. Denn Plantagen gab es nicht. Am Ende des Rundgangs gab es einen gemütlichen Ausklang mit neuzeitlichen Essen und Wein.
Wer so eine Tour auch einmal erleben möchte, hat in den nächsten Wochenenden zu den verschiedensten Themen die Gelegenheit dazu. Egal, ob Wanderungen, Stadtführungen oder Radtouren – die geführten Touren warten jedes Jahr mit vielen Idee auf, erklärt Claudia Bühler vom Tourismusbüro: "Wir sorgen jedes Jahr für eine Mischung aus Altbekanntem und Neuem. Aber auch für diejenigen, die eine Tour schon kennen, lohnt es sich noch, diese noch einmal mitzulaufen. Denn keine unserer Touren ist gleich, es gibt stets Variationen", macht Bühler neugierig.
Die Teilnehmer lieben Mystisches aller Art
Und was ist bei den Teilnehmern besonders beliebt? "Mystisches aller Art. So hat sich etwa die Raunachtwanderung zur Kirnburg am 30. Dezember mittlerweile als fester Termin etabliert", berichtet Bühler. 120 Teilnehmer waren vergangenes Jahr mitgewandert. Auch bei der nächsten Tour am Dienstag, 30. April, wird es geheimnisvoll, wenn es heißt: "In der Walpurgisnacht zum Hüttenbühl". Um 18.30 Uhr ist dazu der Treff auf dem Parkplatz am oberen Friedhof. Dann geht es weiter auf verschlungenen Pfaden, auf denen die Teilnehmer einiges über Volks- und Aberglauben sowie den Hexenwahn erfahren. Da es die Walpurgisnacht ist, kann es sein, dass den Teilnehmern dabei auch die ein oder andere Hexe über den Weg läuft, spekuliert Bühler augenzwinkernd.
Der Genuss steht hingegen am Sonntag, 12. Mai, im Vordergrund, wenn es zusammen mit der amtierenden Breisgauer Weinprinzessin Claudia Vetter auf Bleichtäler Weinwanderung geht. Sechs ausgesuchte Weine gibt es für die Teilnehmer dabei zu verkosten, zudem erfahren sie viel Hintergrundwissen, Geschichtliches und Aktuelles über die Bleichtäler Weine. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Kirnburghalle.
Auf zwei alte Bekannte trifft man am Freitag, 17. Mai, ab 19 Uhr an der Tourist-Info. Faustus und Clothilde begeben sich wieder auf die Spuren der Herbolzheimer Sagen und Geschichten. Weitere Termine für diese besondere Stadtführung sind Freitag, 19. Juli, und Samstag, 21. September.
Eine Wanderung über die Heimatberge gibt es am Sonntag, 26. Mai, ab 9 Uhr. Vom Wanderparkplatz Reute in Broggingen aus geht es in einer ganztägige Rundwanderung über den Steiggraben, die Bleiche und über einen Felsenpfad bis hoch zur Hubertushütte.
Wanderungen führen zu verwunschenen Orten
Die Reihe "Lost Places – Verwunschene Orte" führt dieses Jahr zur Hanfreiberuine und zum Hangkanal im Bleichtal (30. Juni) sowie zum Pfaffenstein im Bleichtal (11. August). Am 21. Juli geht es auf der Sternwanderung zum Herbolzheimer Höfle. Die Wanderer haben die Wahl, sich dem Höfle von Westen, Süden oder Osten aus zu nähern und dabei je nach Route verschiedene Einblicke in den Wald zu bekommen.
Den Großen oder den Kleinen Rebhisli-Weg in Wagenstadt mit seinen fantastischen Aussichten gilt es am 29. Juli zu bewältigen. Auf beiden Wanderwegen wird auch eine Stärkung geboten. In die Welt des Tabaks tauchen die Teilnehmer am Sonntag, 6. Oktober, ein. Vergangenes Jahr hatte der Arbeitskreis Geschichte und Geschichten ein Jahr rund um den Tabak in Herbolzheim veranstaltet. Die Führung "Von Tabakschöpfen und Zigarrenfabriken" war ein Teil davon und so beliebt, dass sie dieses Jahr wiederholt wird.
Der Höhepunkt für die Kinder ist die Märchen-Wanderung. Bei einem kleinen Spaziergang im hinteren Bleichtal lauschen sie an einigen Stationen dem, was sich vor langer Zeit in der Unteren Rostmühle zugetragen haben soll. Es geht um einen Müllerburschen, der seinem Meister entkommen will, dies aber nicht kann. Letztendlich wird es aber doch ein glückliches Ende nehmen, sei verraten. Nach dieser Wanderung beendet die Raunacht-Wanderung am 30. Dezember das Jahr der geführten Touren.
Alle Termine enthält der neue Kulturführer 2019, der auf der Internetseite www.stadt-herbolzheim.de eingesehen und heruntergeladen werden kann. Darin finden sich auch die geführten Radtouren. Nähere Auskünfte gibt’s in der Tourist-Information im Torhaus, Hauptstraße 60, Telefon 07643/9 35 90, E-Mail tourismusbuero@stadt-herbolzheim.de.