Die älteste Aufnahme einer Mannschaft des FVH. Das genaue Datum konnte nicht recherchiert werden. Foto: Archiv Foto: Lahrer Zeitung

Fußball: Blick in die 100-jährige Geschichte des FV Herbolzheims / Auch der Freiburger FC wurde bereits bezwungen

Dieses Jahr feiert der FV Herbolzheim sein 100-jähriges Bestehen. Unter dem Motto "Gemeinsam Zukunft schaffen" erfährt zudem das Liha-Präzision-Stadion viele Modernisierungen. Grund genug, einen Blick in die Vereinsgeschichte zu werfen.

Herbolzheim. Kurz nach der Jahrhundertwende rekrutierten die Fußball-Pioniere in Herbolzheim Studenten und Schüler, um die schwere Lederkugel als Spielgerät salonfähig zu machen. Der Fußball kämpfte zu dieser Zeit noch gegen vielerlei Widerstände, und auch mit Spott und Hohn. Primitiv die Ausrüstung, derbes Schuhwerk, ein notdürftig präparierter Acker – aber der Studentenclub hat seine Vorbildfunktion gemeistert.

Vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Zweiten

Die Gründung des Deutschen Fußballbundes geschah im Jahre 1900, die Entwicklung in kleinen Städten und Dörfern vollzog sich langsamer. Der Erste Weltkrieg brachte allen Elan in Sachen Fußball zum Erliegen. Als die Waffen 1918 schwiegen, hat der Turnverein in Herbolzheim 1919 eine Fußballabteilung ins Leben gerufen. Der einheimische Fabrikant Kurt Roßwog gilt als Fußball-Urvater, der ein Jahr später den "Fußballverein Herbolzheim" aus der Taufe hob.

Das erste Spiel fand in einer Kiesgrube statt, dem späteren Werksgelände der Firma Grebau-Greschbach. Nach einem kurzen Intermezzo auf einem Wiesengelände in der Maria-Sand-Straße stellte die Stadt im Gewann Kanau den Fußballern ein Gelände zur Verfügung. In Eigenleistung wurde das Spielfeld präpariert. Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Gleich sechs Mal feierte die Erste Mannschaft Meisterschaften. Mit 300 Mitgliedern avancierte der FVH zum mitgliederstärksten Verein im Ort.

Vom Zweiten Weltkrieg bis zu den 1980ern

Die fußballerische Wiederauferstehung wurde jäh gestoppt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach und nur wenige Akteure von den Schlachtfeldern oder der Gefangenschaft heimkehrten. Die Leidenschaft zum Fußball blieb dennoch ungebrochen. Zusammen mit den Turnern und Tennisspielern gründeten die Kicker 1946 den "Sportverein". In der untersten Liga mit einem gerade mal spielfähigem Kader verlief der Start schwierig. Die Wiedergründung mit altem Vereinsnamen Fußballverein Herbolzheim ging mit einer Verlegung des Fußballfelds einher. Diesmal in die Hausener Straße, dem heutigen Standort, wo kurze Zeit später ein Tribünengebäude entstand.

Bis zur zweiten Amateurliga schafften es die ambitionierten Fußballer. Die Erfolgswelle ebbte aber durch eine merkwürdige Entscheidung am "Grünen Tisch" ab. Trotz eines 5:2 gewonnenen Aufstiegsspiels in Weil blieb der Aufstieg versagt. Davon erholten sich Mannschaft und Funktionäre nicht so schnell. Ein ständiger Wechsel von der A- in die B-Klasse und umgekehrt kennzeichnete die Folgejahre.

Von den 1980ern bis zum Jahr 2010

Der nächste Höhenflug trat Anfang der 1980er-Jahre ein. Erstmals in der Vereinsgeschichte feierten gleich alle drei aktiven Mannschaften Triumphe. Unvergessen der Pokalerfolg gegen den Traditionsclub Freiburger FC. Nach 25 Jahren war es so weit: der FVH hatte wieder Landesliganiveau. Doch nur zwei Jahre währte das Gastspiel dort. Zwei weitere dauerte es, bis die Gelb-Schwarzen erneut Landesliga-Luft schnupperten.

Zwischenzeitlich war Präsident Dieter Sanft am Ruder. Die bauliche Erweiterung des Sportgeländes stand an, die finanzielle Situation war angespannt. In Eigenleistung wurde emsig gereinigt, erneuert, gestrichen und gepflastert.

Als wieder einmal die Verbandsliga winkte, durchschritt der Fußballverein eine neuerliche Talsohle: Durch interne Differenzen der Marketingabteilung entstand eine finanzielle Schieflage. Die sportliche Quittung war der Abstieg. Gleich 17 Spieler nebst dem Trainer verließen den FVH. Auch die Führung trat zurück.

Vom Gesundungsjahr 2010 bis zum Jubiläumsjahr 2019

Der 29. Juli 2010 gilt als Startschuss für eine ungemein erfolgreiche Gesundung. Clemens Pflieger übernahm als Präsident Verantwortung für den Neuanfang. Der Förderverein mit Klaus Stubert und Manfred Schäfer standen ihm bei den finanziellen Kraftakten, die es zu bewältigen galt, zur Seite.

Steil bergauf ging’s auch auf dem Platz: zwei Mal Aufstieg. Das war der Anstoß eines bis dato unbekannten Hypes in der Galurastadt in Sachen Fußball. Die Symbiose aus Aktiven und Funktionären wurde zum Volltreffer. Ein beneidenswertes Händchen bei der Trainerwahl war sicherlich dabei, aber auch viel Starategie und Planung: Alles wurde systematisch im Rahmen des finanziell Machbaren erschaffen.

Pflieger bastelte am personellen Umfeld und nahm die Dienste von Clemens Schätzle, Norbert Atzler und später Marko Hunn, Patric Maier und Thomas Mall in Anspruch. Ehrgeizige Ziele haben sich der Präsident und das Triumvirat an Vorsitzenden auch mit der Sanierung der Sportanlage im Jubiläumsjahr gesetzt.

Der ganz große Knaller war in der Ersten Garnitur bei den Gelb-Schwarzen des FV Herbolzheim zwar noch nicht dabei, trotz hervorragender Resultate. Immer wieder schnupperte die Elf am Aufstieg zur Oberliga – der dem Verein aber auch im Jubiläumsjahr noch verwehrt blieb. Die Infrastruktur im sportlichen Bereich ist jedoch mit Sicherheit Oberliga-tauglich. Mit Stolz darf konstatiert werden: Der FV Herbolzheim ist in den 100 Jahren größtenteils routiniert aufgetreten und ewig jung geblieben.

Eines blieb beim FVH über die gesamten 100 Jahre, über alle Tiefen und Höhen hinweg konstant: Noch immer laufen die Herbolzheimer Mannschaften in den Traditionsfarben Gelb-Schwarz auf.