Der Amtsleiter Forstamt, Jürgen Schmidt, erklärte, welche Vorteile ein Bannwald mit sich bringt. Foto: Göpfert

Stadträte informieren sich bei einer Begehung über den Herbolzheimer Stadtwald

"Unser Wald ist ein Schatzkästchen", erklärte Ernst Schilling bei seiner Gemeinderatssitzung als Bürgermeister. Den genauen Inhalt dieses Kästchens nahmen die Stadträte und Forstmitarbeiter bei einer ganztägigen Waldbegehung unter die Lupe.

Herbolzheim. Förster Christian Funke und Jürgen Schmidt, Amtsleiter Kreisforstamt, haben die Tour am Brogginger Waldparkplatz begonnen. Neben den Stadträten, Herbolzheims neuem Bürgermeister Thomas Gedemer und Ernst Schilling nahmen auch Herbolzheims Feuerwehr-Stadtkommandant Martin Hämmerle, CDU-Bundestagsabgeordneter Peter Weiß und Forstpräsident Meinrad Joos an der Begehung teil.

Am Rittiweg sind die Folgen des Eschentriebsterben deutlich zu sehen. Auf 40 bis 50 Metern wurden die Eschen, die abzusterben drohten entfernt und eine Versuchsfläche mit Laubbaumarten aus Amerika angelegt. Auch Reisig, das zu einer Pflegegasse zusammengezogen wurde, kann am Versuchsstandort beobachtet werden. Er wirkt auf den ersten Blick unordentlich, bietet aber so am besten Unterschlupf für Tiere und Pflanzen und dient als Erosionsschutz.

Die nächste Station der Stadträte war der Bannwald "Ofenberg". Aus diesem Wald darf absolut nichts entfernt werden – kein Blatt, kein Moos und schon gar kein Holz – auch in das Wachstum der Bäume darf nicht eingegeriffen werden. Stattdessen soll dort in den nächsten hundert bis zweihundert Jahren beobachtet werden, was mit dem Wald passiert, wenn die Menschen nicht in sein Wachstum eingreifen: Welche Baumarten setzen sich durch, welche Pflanzen und Tiere werden sich ansiedeln; in Herbolzheim ist das besonders interessant, denn Bannwälder, in denen hauptsächlich Buchen wachsen, sind selten.

Die nächste Station der Begehung war der neue Geräteunterstand des städtischen Forsts. Dort konnten die Räte nicht nur die neu sanierte Reutenhardthütte besichtigen, Landschaftspfleger Stefan Kiesel aus Mahlberg zeigte ihnen auch, wie viel Power der weltgrößte, 12 Tonnen schwere Standardschlepper hat: so viel, dass er einen jungen Buchenbaum umwerfen und zu mithilfe der 5,5 Tonnen schweren Fräse zu Hackschnitzeln verarbeiten könne. Notwendig sei dies an den Stellen, wo der Stadtwald kein Bannwald ist.

Traubeneiche für Bürgermeister gepflanzt

Dort ist die Buche so dominant, dass sie andere Baumarten verdrängen würde, wenn der Mensch nicht eingreife. Statt einer Buchen-Monokultur sei ein Mischwald das erstrebenswertere Ziel. "Wir leben von der Vielfalt", so Schmidt. Zudem kann der Schlepper den Boden des Stadtwalds verdichten und so der der Douglasie eine Chance geben, dort zu wachsen.

Am Mittagsrastpunkt am Herbolzheimer Höfle gab es für Schilling eine Überraschung: Anlässlich seiner Verabschiedung hatte ihm das Team Forst eine Traubeneiche mit einer Infotafel gepflanzt.

Nach der Mittagspause ging es für die Stadträte weiter in den Herbolzheimer Bürgerwald, wo sie sich über die Jungsbestandspflege nach den Schäden, die der Orkan Lothar angerichtet hatte, informierten. Abschließend ging es in den Wald "Fuchsheidenbühl", wo die Info-Hütte des Bürgerwalds begutachtet wurde.

Nicht nur für Ernst Schilling war es die letzte Waldbegehung in seiner Amtsfunktion. Für Jürgen Schmidt war die Waldbegehung in Herbolzheim seine letzte als Amtsleiter Kreisforstamt. Im April 2018 wird er in Rente gehen.