Nur mit Seilwinde, Schaufeln, Stangen und Muskelkraft: Bei den Steine und der Erde, die für die Mountainbike-Trails bewegt werden müssen, müssen die Radsportler selbst ran. Ein Bagger hat im Wald keinen Platz. Fotos: Göpfer Foto: Lahrer Zeitung

Ideenwettbewerb: Radsportverein verwirklicht zwei Mountainbike-Strecken am Herbolzheimer Höfle

Im Rahmen des Ideenwettbewerbs baut der Radsportverein Herbolzheim zwei Mountainbike-Strecken im Stadtwald. Für die Umsetzung des Vorhabens ist viel Arbeitseifer und Muskelkraft erforderlich.

Von Julia Göpfert

Herbolzheim. Die zwei Mountainbike-Wege, sogenannte Trails, werden beide am Herbolzheimer Höfle starten. Sie richten sich an verschiedene Zielgruppen, erläutert Ralf Linser, stellvertretender Vorsitzender des Radpsortvereins, der die Umsetzung maßgeblich betreut. Die erste Strecke ist für jeden fahrbar. Sie geht oben am Höfle los und führt dann am Biotop vorbei dorthin wieder zurück. Insgesamt 1,8 Kilometer ist sie lang, 60 Höhenmeter müssen auf ihr bewältigt werden. "Sie lässt sich gut mit einem Ausflug zum Höfle verbinden, ist für jeden bewältigbar und ist auch dann noch spannend, wenn sie mehrmals hintereinander befahren wird", erläutert Linser die Familientauglichkeit der Strecke.

Wer die andere Strecke ausprobieren will, sollte hingegen schon ein geübter Mountainbiker sein, betont er. Denn diese Strecke ist technisch anspruchsvoll und will auch den Fortgeschrittenen noch eine Herausforderung bieten. Von der Schwierigkeitsklasse her ist sie eine sogenannte S 1 oder S 2. Sie startete ebenfalls am Höfle und führt von dort bis fast ins Bleichtal hinunter. Auf ihr müssen fünf Kilometer und etwa 270 Höhenmeter bewältigt werden.

Alle Strecken werden nach ihrer Fertigstellung gut ausgeschildert sein. Benutzt werden sie auf eigene Gefahr, der Radsportverein wird nach der Fertigstellung lediglich zwei bis drei Kontrollgänge pro Jahr machen, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.

Bis es aber so weit ist, liegt noch etwas Arbeit vor dem Radsportverein – und noch mehr Arbeit wurde bereits geleistet. Begonnen mit der Umsetzung der Mountainbike-Trails hatten die Mitglieder im März. Dann mussten sie jedoch einen Stopp einlegen, bis das Landratsamt die Pläne genehmigt hatte. Dank der Fürsprache von Bürgermeister Thomas Gedemer und Förster Christian Funke konnte es im August weitergehen.

Für die Trails kann der Radsportverein zu etwa einem Drittel auf bestehende Wege zurückgreifen, zu einem weiteren Drittel werden alte Schleifwege umgebaut und zu einem Drittel Wege neu angelegt. "Wir roden hier aber keine Bäume. Vielmehr greifen wir auf die Gegebenheiten zurück, die der Wald uns bietet", betont Linser. Für die Entstehung der Mountainbike-Wege musste kein einziger Baum weichen, stattdessen wurden jede Menge Erde und Steine bewegt.

Erde und Steine werden nahezu ausschließlich mit Muskelkraft bewegt

Dass die Trails sich in Zukunft serpentinenartig durch den Wald schlängeln und für Moutainbiker befahrbar werden, wird hauptsächlich durch die Kurven bewerkstelligt, sogenannte Anlieger. Dafür werden die im Wald befindlichen Steine aufgeschichtet, um die Kurven auszuarbeiten, abzuflachen und zu gestalten – und zwar in enger Absprache mit dem Förster, wie Linser betont. Funke schaut regelmäßig vorbei und hatte auch Vorschläge zur Streckenführung und deren Umsetzung gemacht. Insgesamt zehn Arbeitseinsätze hat der Radsportverein bereits geleistet, bei dem stets zehn bis fünfzehn RSV-Mitglieder dabei waren. Weitere Unterstützung gab es von ein paar Jugendlichen und Mountainbike-Interessierten aus Bleichheim. Samstagmorgens von 9 bis 13 Uhr wurde gearbeitet, danach gegrillt.

Diese Belohnung am Ende war auch bitter nötig, denn die Trails entstehen zu lassen, ist harte Arbeit: Erde und Steine werden fast ausschließlich durch Muskelkraft bewegt. Ein Bagger würde im Wald keinen Platz haben und zu große Schäden anrichten. Lediglich auf eine Seilwinde, die Wolfgang Scheer auf seinem Traktor regelmäßig zur Verfügung stellt, kann noch zurückgegriffen werden.

Inzwischen ist der Radsportverein mit seinem Projekt schon weit gekommen: Die Familienrunde ist schon nahezu fertig und auch bei der Fortgeschrittenen-Strecke ist ein Ende absehbar. Danach wird weiter an Anliegern, Wellen und der Strecke gearbeitet, damit bis zur offiziellen Radsaion im kommenden Jahr alles fertig ist.

Im Januar 2019 gab die Stadt Herbolzheim die Gewinner des zuvor ausgeschriebenen Ideenwettbewerbs bekannt. Bei der Prämierung war der Jury wichtig, dass die Projekte nachhaltig sind und der Gemeinschaft zugute kommen. Das Gewinnergeld von 10 000 Euro beziehungsweise 5000 Euro pro Projekt wird allein für das benötigte Material ausgegeben, der Rest durch ehrenamtliche Arbeit verwirklicht. Die anderen Projekte neben dem Mountainbike-Trail, die sich aktuell in verschiedenen Stadien der Fertigstellung befinden, waren: die Neugestaltung des Platzes um die Lerchenberghalle in Broggingen, ein "Backhisli" für Tutschfelden, ein Ökumenischer Bibelgarten neben der Kirche in Wagenstadt, Streuobstwiesen, wie es sie früher gab, auf dem Gelände des Wasserschutzgebiets "Im Entennest" und ein öffentliches Beachfeld für Volleyball und Fußball am Sportplatz des FV Herbolzheim.