Statistik: Gesamtzahl der Verbrechen geht in Herbolzheim zurück / Einbrüche als Problem / Wachsamkeit der Bürger gefragt

Herbolzheim. Mit 655 Fällen hat Herbolzheim die niedrigste Zahl an Straftaten in den vergangenen fünf Jahren erreicht. Das war das Ergebnis der Kriminalstatistik, die Frank Stöhr, stellvertretender Leiter des Polizeireviers Emmendingen, und Daniel Grosselin, stellvertretender Leiter des Polizeipostens Kenzingen und zuständig für Herbolzheim, im Gemeinderat vorgestellt haben. Probleme bereiten jedoch Einbrüche und stark alkoholisierte Fastnachtsbesucher. Täterstruktur: 327 Straftäter wurden 2018 gefasst, zum Teil mehrmals. Der Frauenanteil war mit 57 Personen gering. Der Anteil der unter 21-jährigen Täter ist gesunken. "Damit zeigt sich deutlich, dass Herbolzheim kein Problem mit Jugendkriminalität hat, erklärte Stöhr. Im gesamten Landkreis Emmendingen sind die Fallzahlen rückläufig. Um 2,2 Prozent und damit leicht rückläufig in Herbolzheim ist jedoch auch die Aufklärungsquote. Sie liege mit 60 Prozent jedoch immer noch auf Landkreisniveau und sei deshalb kein Grund zur Besorgnis, betonte Stöhr. Weniger Körperverletzungen: Die Roheitsdelikte sind in Herbolzheim stark zurück gegangen und zwar um 14 Prozent beziehungsweise 16 Fälle im vergleich zu 2017. Allerdings hatte es in Herbolzheim 2017 genau in diesem Bereich auch ungewöhnlich viele Fälle gegeben, gab Stöhr zu bedenken. 76 Prozent dieser Delikte waren 2018 Körperverletzungen (86 von 113 Fällen), ansonsten gab es einen Raub und 28 Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie Nötigung oder Stalking. Mehr Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung: Neun Straftaten wurden für diesen Bereich 2018 in Herbolzheim verzeichnet, 2017 war es nur eine. Grund für den Anstieg sei zum einen, dass es seit 2016 möglich ist, sexuelle Belästigung wie etwa Grapschen anzuzeigen, was früher nicht so einfach möglich war (fünf Fälle). "Glücklicherweise hat sich zum anderen auch das Anzeigeverhalten geändert, solche Delikte werden jetzt schneller angezeigt – und das ist gut so", betonte Stöhr weiterhin. Mehr Rauschgiftfälle: Die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sind um 21,4 Prozent angestiegen, allerdings bat Stöhr hierbei die absoluten Zahlen zu beachten. Es seien lediglich sechs Fälle mehr als 2017. 91 Prozent der Fälle hatten den Erwerb und den Besitz von Rauschgift betroffen.   Zahl der Einbrüche steigt: Die Diebstahlsdelikte sind in allen Bereichen rückgängig – bis auf die Wohnungseinbruchsdiebstähle. "Die Täter sind Profis aus Osteuropa und nur schwer zu ermitteln", erklärt Stöhr. Sie hätten sich auf Einbrüche entlang der B 3 spezialisiert. Man investiere im gesamten Polizeipräsidium Freiburg sehr viel Personal und Mittel, habe etwa eine Ermittlungsgruppe gegründet. Trotzdem bleiben die Fallzahlen seit September 2018 hoch, die Täter würden sich auch nicht mehr wie zuvor nur auf die dunkle Jahreszeit beschränken. Bis Ende März diesen Jahres hat es schon wieder drei Fälle allein in Herbolzheim gegeben. Man sei deshalb auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Falls jemanden etwas seltsam vorkommt – beispielsweise fremde Personen, die sich merkwürdig verhalten – , soll er sofort die 110 wählen, appellierte Stöhr. Cornelia Held (CDU) plädierte dafür, die Bevölkerung über Präventionsmaßnahmen noch stärker aufzuklären, eventuell auch durch eine Veranstaltung der Stadt. Denn besonders Wohnungseinbruchsdiebstahl belaste die Betroffenen stark.   Fasnacht bereitet Sorgen: Was Umzüge angehe, so gebe es "sehr ungute Entwicklungen". Auswärtige, junge Personen kämen gezielt in großen Gruppen und alkoholisiert zu den Umzügen und versuchten, diese zu stören – und das vermehrt: "Wir haben mittlerweile in Orten Probleme, wo wir sie zuvor nicht hatten", machte Stöhr deutlich. Die Polizei reagiere mit hohem Personalaufwand, betonte er, trotzdem sei die Lage an Fasnachtssonntag dieses Jahr nicht nur in Herbolzheim kritisch gewesen, man komme an die personellen Grenzen. "Wir sind da auf die Veranstalter angewiesen, dass sie und mit privaten Sicherheitsdiensten unterstützen", erklärte er.

Diese Forderung löste eine kurze Debatte aus. Martin Clesle (FWG) bezweifelte etwa, ob ein Sicherheitsdienst, der für die Veranstalter teuer sei, so viel mehr machen könnte als die Polizei. "Wir sind Ihnen für Ihren Einsatz so dankbar, aber eigentlich bräuchten wir mehr Polizisten und nicht weniger", so Clesle: "Die Landesregierung wollte Stellen schaffen und jetzt haben wir einen Rückgang und kein Plus." "Wir wollen das Problem nicht abgeben, aber wir brauchen Unterstützung", machte Stöhr deutlich. Bürgermeister Thomas Gedemer erklärte, dass Polizei, Verwaltung und Veranstalter gemeinsam ein Konzept ausarbeiten werden. Was den Alkoholkonsum angehe, so appellierte er an die Erwachsenen mit gutem Beispiel voranzugehen.

Daniel Grosselin berichtete vom Fahndungserfolg bei einer Autodiebstahlsserie. Bei dieser waren Autos verschwunden und an weiter entfernten Orten wieder aufgetaucht. Die gegründete Ermittlungsgruppe Kfz ermittelte schließlich vier männliche Personen, die von Karlsruhe bis ins Markgräflerland nachts systematisch die Ortschaften durchstreift und Gegenstände aus offenen Autos gestohlen hatten oder mit diesen gefahren waren, falls sie auch den Schlüssel im Auto fanden. Dabei hätten sie auch Unfälle gebaut und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz begangenen. Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft Freiburg nun wegen 74 Straftaten gegen das Quartett, das 27 Autos, einen Roller, zwei Fahrräder und einen Anhänger entwendet hat. Bis auf ein Auto konnten alle ihren Besitzern zurückgegeben werden. Insgesamt entstand ein Schaden von 145000 Euro.