Falkner und Falke Auge in Auge: Der Wanderfalke würde Heinz Werner Scheuch auch aus mehreren Hundert Metern Entfernung noch erkennen können. Fotos: Ande Foto: Lahrer Zeitung

Passion Falknerei: Heinz Werner Scheuch züchtet Falken und andere Greifvögel

Von Marcus Ande

Tutschfelden. Da ist die Bezeichnung pfeilschnell fast noch untertrieben: Mit unglaublichen 350 Stundenkilometern kann ein Wanderfalke im Sturzflug Kurs auf seine Beute nehmen, vor allem Tauben, aber auch Krähen. Mit den geballten Krallen versetzt er ihnen den zumeist tödlichen Stoß.

Für Heinz Werner Scheuch ist die Aufzucht von Falken der Lebensinhalt schlechthin. Vor fünf Jahren verlagerte er seine Falknerei von Waldkirch nach Tutschfelden auf das Gelände des früheren Vogelparks Biehler.

Von klein auf begeistert sich Scheuch für Greifvögel, als Jugendlicher für Habichte, später für Falken. Während Habichte als Kurzstreckenjäger gelten und von Baum zu Baum fliegen, um von dort Mäuse, Ratten oder Enten zu erspähen, ist der Wanderfalke ein Langstreckenjäger, auch geeignet für Gebiete, in denen es weit und breit keinen Baum gibt. Seine Spährunden dreht er in großen Höhen. Aus Entfernungen bis zu einem Kilometer sucht er den Bereich unter ihm nach potenziellen Beutetieren ab. Sein Augenmerk gilt vor allem Tauben. Hat der Jäger sein Opfer im Visier, geht er in den Sturzflug über. Mit seinen kräftigen kleinen Flügeln kann er mächtig Fahrt aufnehmen und rasant beschleunigen. Nach diesem Anlauf in der Luft stürzt er mit an den Körper geklappten Flügeln stromlinienförmig abwärts. Endet der Angriff erfolgreich, wird das Beutetier wie vom Blitz getroffen.

Brieftauben als häufigste Opfer

Zu den häufigsten Opfern der Falken zählt eine ganz bestimmte Taube: die Brieftaube. "Wenn sie einen langen Weg zurückgelegt hat, ist sie entkräftet und deshalb eine leichte Beute", erläutert der Falkenfachmann.

Der Flugstil und die Schnelligkeit sind es, die Heinz Werner Scheuch am Wanderfalken faszinieren, ebenso wie das Zusammenspiel von Falkner, Falke und Hund bei der Jagd: Während der Hund das Wild sucht, kreist der Falke am Himmel über dem Gebiet. Stöbert der Vierbeiner Wild auf, geht der Falke in den Sturzflug über, um das Teamwork zu vollenden. Der Sturzflug ist es auch, der bei den öffentlichen Flugschauen in der Falknerei den Besuchern Oohs und Aahs entlockt. Im sogenannten Federspiel zieht Heinz Werner Scheuch eine am Stiel befestigte Beuteattrappe durch die Luft, auf die sich der Falke aus 40 Metern Höhe stürzt.

Begehrt waren Jagdfalken bereits im Mittelalter. Schusswaffen gab es noch nicht, weshalb die Raubvögel eingesetzt wurden, um Flugtiere vom Himmel zu holen. Damals wurde die Jagd gern mit dem Regieren verglichen: Wer einen Raubvogel beherrschen könne, der würde auch mit Untertanen umgehen können, hieß es. Dies machte die Falkenjagd zum Privileg für Könige und Fürsten. Der niedere Adel durfte nur mit dem Habicht jagen.

Das Mittelalter wird bei der Saisoneröffnung der Falknerei in Tutschfelden am ersten Maiwochenende lebendig: Die Freie Ritterschaft Weis weil schlägt ihre Zelte dort auf und gewährt Ein blicke in das Lagerleben. Die jüngsten Besucher können in einem Ritterturnier mit der Lanze stechen und der Armbrust schießen.

Bei den Flugschauen in der Falknerei haben die Besucher auch die Gelegenheit, ein besonderes Phänomen kennenzulernen: das lautlose Fliegen. Ein Tier, das seine Flügelschläge geräuschlos vollzieht, ist die Eule. "Sie hat ein sehr gutes Gehör, kann auf 50 Meter Entfernung unter Laub laufende Mäuse und Ratten hören und sich ihnen dann lautlos nähern", erläutert der Herr der gezähmten Greifvögel.

Weitere Informationen: Falknerei in Tutschfelden (Nähe Sportplatz): Freitag bis Sonntag, 1. bis 3. Mai, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet; danach sonntags von 14 bis 18 Uhr (Flugschau: 15 Uhr).