Gelbe Rosen zum Abschied: Die Gemeinderatsmitglieder verabschiedeten sich persönlich von ihrem alten Chef. Foto: Göpfert

Für Ernst Schilling gab es in der letzten Sitzung als Bürgermeister gelbe Rosen / Rekord-Vermögenshaushalt

Auch in der letzten von ihm geleiteten Gemeinderatssitzung hat Ernst Schilling die Energie und Tatkraft an den Tag gelegt, für die er als Bürgermeister bekannt war. Zum Abschied gab es für ihn von den Mitgliedern des Gemeinderats gelbe Rosen.

Herbolzheim. 20 Tagesordnungspunkte umfasste die um 18.30 Uhr beginnende öffentliche Sitzung, sie endete um 22.20 Uhr. Für die Gemeinderäte wurde es jedoch noch später: Sie holten aus ihrer bereits zuvor begonnen nicht-öffentlichen Sitzung noch einen Punkt nach.

Jahresabrechnung 2016

"2016 ist ein finanziell und wirtschaftlich gutes Jahr für Herbolzheim gewesen", erklärte Kämmerer Gerhard Kalt. Die geplante Kreditaufnahme in Höhe von 1, 8 Millionen Euro wurde nicht in Anspruch genommen, die Schulden konnten um 424 000 Euro reduziert werden und den allgemeinen Rücklagen wurden 630 000 Euro zugeführt. Die Einnahmen von fast 41,5 Millionen Euro sind laut Kalt das höchste Ergebnis in der Geschichte der Stadt Herbolzheim, das Volumen des Vermögenshaushaltes war 270 bis 280 Prozent höher als der von 2015. Grund für das gute Ergebnis waren neben einem leistungsfähigen Verwaltungs- und Vermögenshaushalt auch Grundstücksverkäufe. Die Verkauf der Baugebiete "Herrengüter I", "Herrengüter II" und "Rotackerweg" (Wagenstadt) sowie anderer Grundstücke brachten dem Vermögenshaushalt der Stadt mehr als zehn Millionen Euro ein. Ein so gutes Ergebnis werde daher die Ausnahme bleiben, so Kämmerer und Bürgermeister.

Bilanz nach 21 Jahren

"Wo stehen wir nach 21 Jahren Schilling?", wollte der Bürgermeister wissen. Dabei verwies er nicht nur auf die reinen Zahlen (siehe Info), die während seiner Amtszeit in allen Bereichen eine wesentliche Verbesserung erfahren hätten, sondern auch auf das, was Herbolzheim geleistet habe. Die Stadtsanierung habe das Vermögen der Stadt angereichert. Zudem sei in Kitas, Schulen und in die Infrastruktur investiert worden. Auf die Abschaffung der unechten Teilortswahl ist Schilling stolz.

5,3 Millionen Euro waren notwendig für die Sicherstellung der Arbeitsplätze nach dem Klinik-Aus. "Das waren Verpflichtungen, die wir eingehen mussten, damit es für die Leute weitergehen konnte", erklärte der Rathauschef. Die Schließung des Krankenhauses 2005 habe den Gemeinderat sehr gefordert. In 17 Sitzungen in einem Monat habe man damals versucht, das Krankenhaus zu retten. Stadt und Betreiber seien bereit gewesen über acht Jahre jeweils 500 000 Euro zuzugeben, gebraucht habe man jedoch eine zusätzliche Finanzierung vom Land Baden-Württemberg in Höhe von vier Millionen, diese wurde jedoch verweigert. Das bedeutete das Aus für das Krankenhaus. An seiner Stelle wurde ein Ärztehaus eingerichtet, das Krankenhausgebäude zum Pflegeheim. "Ich denke, die Bürgerschaft kann zufrieden sein mit dem, was wir, auch in schwierigen Phasen, mit den anderen in Gemeinschaft erreicht haben. Ich hoffe, ihr seid zufrieden", erklärte Schilling seinen Gemeinderäten bewegt. Die beantworteten diese Frage mit einem Spontan-Applaus und nahmen den Haushalt einstimmig an.

Service-Gesellschaft

Im dritten Jahr wirft das einstige Sorgenkind "Service-Gesellschaft" Gewinn ab und macht ein Plus von knapp 318 000 Euro durch Mieteinnahmen und hat somit einen Jahresüberschuss von fast 50 000 Euro. Der Entlastung des geschäftsführenden Gesellschafters wurde einstimmig zugestimmt.

Vereidigung Gedemers

Der erste Bürgermeister-Stellvertreter Clemens Schätzle wurde einstimmig bestimmt, um den neuen Bürgermeister Thomas Gedemer am Dienstag, 5. Dezember, im Bürgerhaus Tutschfelden um 19.30 Uhr zu vereidigen.

Abschied

Ernst Schilling bekam von jedem Gemeinderatsmitglied zum Abschied eine gelbe Rose überreicht, dazu gab es viele gute Worte. So trug etwa Stadtrat Martin Cesle ein Gedicht vor, in dem er "dem Bürgermeister mit Leib und Seele" dankte. Richard Stubert, der 18 Jahre lang Schillings Stellvertreter gewesen war, erklärte, dass Schilling im gemeinsamen Boot stets den rechten Schlag getroffen, auch wenn manche davon (gerechtfertigterweise) sehr hoch ausgefallen seien. Schätzle erklärte noch zum Abschluss, wichtiger als die guten Finanzzahlen, die Schilling hinterlasse, sei sein persönliches Engagement, auf das man sich an dunklen Tagen stets hätte verlassen können.

INFO

> Verwaltungshaushalt:

1997: 13 037 559 Euro, Zuführung an Vermögenshaushalt: 556 041 Euro

2016: 27 949 777,72 Euro, Zuführung an Vermögenshaushalt: 3 287 822,12 Euro

> Vermögenshaushalt:

1997: 4 341 189 Euro

2016: 13 528 068,80 Euro

> Rücklagen:

1997: 188 245 Euro

2016: 1 228 432,44 Euro

 > Vermögen:

1997: 55 313 225 Euro

2016: 81 766 894 Euro

 > Schulden:

1997: 10 296 885 Euro

2016: 8 481 828,57 Euro