Ernst Schilling (rechts) wünschte seinem Nachfolger Thomas Gedemer alles Gute sowie stets ehrliche und zuverlässige Berater an seiner Seite. Foto: Göpfert

Ernst Schilling wird als Bürgermeister von Herbolzheim verabschiedet

Als er am Donnerstagabend die Breisgauhalle betrat, standen alle respektvoll auf: Nach mehr als 21 Jahren wurde Ernst Schilling als Bürgermeister der Stadt Herbolzheim verabschiedet.

Herbolzheim. Neben Landrat Hanno Hurth und Hans-Joachim Meyer, Leiter des Polizeireviers Emmendingen, waren auch 30 Bürgermeisterkollegen oder ihre Stellvertreter gekommen, um einen "überdurchschnittlich energischen, intelligenten und immer im Dienst der Stadt befindlichen Bürgermeister Ernst Schilling zu würdigen", so Bürgermeisterstellvertreter Clemens Schätzle. Unter den Kollegen befanden sich nicht nur die des Landkreises Emmendingen und des Ortenaukreises, sondern auch Bürgermeister Daniel Spagnou aus der Partnerstadt Sisteron in Frankreich sowie Bürgermeister Marian Buras aus der Partnerstadt Morawica in Polen. Auch die Rathauschefs aus Brilon im Sauerland und Herbolzheim (Jagst) sowie Herbolzheim (Franken) fehlten nicht. Die Pfarrer Stefan Meisert, Botho Jenne und Oliver Wehrstein segneten den scheidenden Bürgermeister.

23 Redner zeigen Schilling als "Macher"

Schilling, so wurde in allen Beiträgen deutlich, hatte sich in seiner Amtszeit bemüht, Grenzen und Gräben zu überwinden – seien es die zwischen Städten, Landkreisen oder zwischen den Ländern in Europa. Als Macher voller Energie, aber auch voller Menschlichkeit gerade für die Schwächeren in der Gesellschaft charakterisierten ihn alle 23 Redner. Auch an seinem letzten Arbeitstag hatte er noch den Vertrag zum Busverkehr unterschrieben, der in Zukunft den nördlichen Breisgau und die südliche Ortenau miteinander verbindet. Und auch den letzten Vertrag zur Stadtsanierung hatte er am Donnerstag um 8 Uhr noch selbst abgeschlossen.

Eine besondere Ehrung wurde dem Bürgermeister zuteil. Das Pflege-Centrum in der Carl-Künzer-Straße wurde von Inhaber Edgar Kenk nach Schilling benannt und heißt jetzt Ernst-Schilling-Haus. "Ich habe das Bürgermeisteramt damals gerne angenommen und ich habe es stets gerne ausgefüllt", bedankte sich Schilling sichtlich berührt. Die Tage, an denen er nicht gern ins Rathaus ging, könne er an einer Hand abzählen: "Ein Krankenhaus schließen zu müssen, ist für jeden Bürgermeister und Gemeinderat das Schlimmste, was einem begegnen kann", erklärte er.

In seinem Ruhestand freue er sich nun darauf, mehr Zeit für seine Frau Angelika, seine Familie und Freunde zu haben.

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INFO

Dafür dankten die Stadträte und anderen Festredner dem Bürgermeister:

> Betreuungsmöglichkeiten und Schulen: Schilling hatte in die Kindergärten und Kitas investiert, um aus Herbolzheim einen familienfreundlichen Standort zu machen. So flossen allein 1,2 Million in die Schaffung von U3-Plätzen. Zudem wurden mehr als 13 Million in Schulen investiert.

Soziales Engagement habe Schilling nicht nur beim Bau von Flüchtlingsheimen gezeigt, so die Stadträte. Statt Container zu errichten wurden in Herbolzheim drei Unterkünfte gebaut, in denen später Sozialwohnungen eingerichtet werden können.

>  Ärztehaus: 18 Monate nach dem Krankenhaus-Aus hat Schilling erreicht, dass in Herbolzheim ein Ärztehaus entstand.

> Hochwasserschutz: Die Stadträte lobten unter anderem den Bau des Rückhaltebeckens Erlmatten, das auch zur besseren Zusammenarbeit mit Kenzingen geführt habe.

> Stadtsanierungen gab es unter Schillings Amtszeit zwei: Zum einen die rund um das Gerätedepot des Bundeswehrareals, zum anderen die aktuelle rund um die Hauptstraße für 8,4 Million Euro.

Städtepartnerschaften In Deutschland und Europa haben bei Schilling einen hohen Stellenwert gehabt, Landrat Hanno Hurth lobte ihn bei der Verabschiedung als "begeisterten Europäer, für den Frieden keine Selbstverständlichkeit ist". Herbolzheim hat mit Sisteron in Frankreich und Kremnica in der Slowakei, Oliva in Spanien und Morawica in Polen Städtepartnerschaften. Durch die Stürme Lothar und Kyrill und die gegenseitige Hilfe im Forst entstand eine Freundschaft zu Brilon.

> Schwimmbad: In den Umbau und die Sanierung wurden 1,8 Million Euro investiert, zudem befindet es sich wieder in der Hand der Gemeinde.

> Baugebiete: Unter Schilling wurden zahlreiche Baugebiete und neue Industrieflächen geplant und umgesetzt, um Betriebe nach Herbolzheim zu holen. So entstand etwa auf dem Bundeswehrareal ein Gewerbepark mit mit mehr als 26 Firmen und mehr als 500 Beschäftigten. Die Einwohnerzahl Herbolzheims ist unter Schillings Amtszeit von 8700 auf 20 703 Einwohner gestiegen und verzeichnet einen der höchsten Zuwächse im Landkreis Emmendingen.

> Vereine: Schilling habe die Wichtigkeit der Vereinsarbeit stets betont und sei bei Hunderten von Anlässen als Gast und Schirmherr dabei gewesen, lobten die Stadträte.

> Feuerwehr und Stadtmusik: Schilling war bei vielen Einsätzen und Ausschusssitzungen der Feuerwehr dabei gewesen. Er kümmerte sich intensiv um die Stadtmusik, die Herbolzheim bei vielen Anlässen repräsentiert und sorgte, so die Stadträte, stets dafür, dass der "beste Leiter, Instrumente und Jugendförderung zur Verfügung standen".

> Rheintalbahn: Die Rheintalstrecke wird ein drittes und viertes Gleis bekommen.

> Zusammenwachsen von Kernstadt und Ortsteilen: "Unsere Stadt mit ihren Ortsteilen steht gut da. Keiner ihrer Vorgänger hat sich so sehr für die Belange aller vier Ortsteile eingesetzt", attestierte Schilling etwa Wagenstadts Ortsvorsteher Thomas Hofstetter.