Tabak: Fünf Zeitzeugen berichten aus der Blütezeit in und um Herbolzheim

Herbolzheim (red/jg). Im Rahmen der diesjährigen Themenreihe "Tabak in Herbolzheim" hat ein Zeitzeugengespräch im Torhaus stattgefunden. Geladen waren Gäste, die in unterschiedlichen Bereichen mit Tabak in Berührung gekommen waren. So standen Karl Person, Rita Stegmann, Ludwig Heppe, Ernst Neusch und Alfred Rees in einem sehr gut besuchten Torhaus für das Publikum als Zeitzeugen bereit.

In dem rund eineinhalbstündigen Gespräch erfragten die Moderatoren Claudia Bühler, Reinhold Hämmerle und Thomas Reitzel vieles aus dem Leben der Zeitzeugen sowie ihre Beziehung zum Thema Tabak. Was Ludwig Heppe und Ernst Neusch mit Sujet verbindet, lag auf der Hand, denn beide Zigarren-Fabrikanten führten jeweils in vierter beziehungsweise dritter Generation die Unternehmen ihrer Vorfahren fort und bekamen somit die "Zigarre schon in der Wiege an den Mund" gelegt. Heppe auf einen Bild sogar wortwörtlich.

Die Perspektive eines Tabakanbauers steuerte der Landwirt Karl Person bei, der sich an die mühevolle Arbeit im Umgang mit der Tabakpflanze erinnerte. Vom Anpflanzen der Setzlinge bis hin zum Aufhängen der Büschel in den sehr warmen Tabakschöpfen ("Hängi") war dies alles in Handarbeit zu erledigen, da es damals kaum arbeitserleichternde Maschinen gab. Mit der Feldumlegung 1958/59 gingen viele Tabakfelder aufgrund neu gepflanzter Reben verloren. Person selbst beendete den Tabakanbau mit der Übergabe seines Betriebs an den Sohn 1998.

Den Eindruck über die sorgsame Handarbeit konnte auch Rita Stegmann bestätigen, die ihr Arbeitsleben lang in unterschiedlicher Art und Weise den Tabak sowohl in verschiedenen Fabriken als auch in der Heimarbeit verarbeitete. Besonders das Zigarrendrehen schilderte sie den interessierten Zuhörern.

Dass der Staat sich in Form von Steuern schon immer mit dem Thema Tabak beschäftigt, wurde durch Alfred Rees beschrieben. Als Zolloberamtsrat war er dafür zuständig, die Kontrollen und das korrekte Abführen der Steuern zu überprüfen. Dabei missgönnte er den Arbeitern das steuerfreie Deputat an Zigarren, das jeder Angestellter vom Unternehmen erhielt, nicht, gerade in der Nachkriegszeit waren diese Zigarren eine Art Ersatzwährung im Handeln der alltäglichen Dinge.

Mit unterschiedlichsten Antworten auf die Frage des Bürgermeisters Thomas Gedemer, wann die letzte Zigarre geraucht worden sei, fand das das Zeitzeugen-Gespräch einen differenzierten Abschluss.