Mit Klebepunkten konnten die Senioren deutlich machen, in welchen Bereichen aus ihrer Sicht am dringendsten etwas getan werden müsste. Foto: Göpfert Foto: Lahrer Zeitung

Die Seniorenumfrage der Stadt Herbolzheim ist ausgewertet ­und die Bürger haben

Die Seniorenumfrage der Stadt Herbolzheim ist ausgewertet und die Bürger haben über sie diskutiert. Deutlich wurde: Soziale Kontakte und eine funktionierende, gewohnte Wohnumgebung haben großen Anteil an der Lebensfreude der Älteren.

Vom 17. Oktober bis 23. November wurden 2068 Fragebögen an Herbolzheimer über 65 Jahren ausgesandt, um sie zu ihren Lebensbedingungen zu befragen. Die Anzahl der Rücksendungen betrug 1279 (also knapp 48,2 Prozent). Es war der bisher höchste Wert, den Kortmann beim Institut LQM je hatte. Damit bietet die Seniorenumfrage der Stadt eine solide Datenbasis zum Diskutieren über zukünftige Maßnahmen für Senioren, erklärte Bürgermeister Gedemer.

Herbolzheim. Klaus Kortmann vom Institut LQM, das die Umfrage betreut hatte, stellte im Bürgerhaus Tutschfelden zusammen mit seinen Kolleginnen Ute Kerber und Marike Smilde-Becker zunächst die Ergebnisse vor (wir berichteten vorab). Bürgermeister Thomas Gedemer ist stolz darauf, dass die Herbolzheimer Senioren sich in ihrer näheren Wohnumgebung prinzipiell wohlfühlen (mehr als 90 Prozent). Er betonte jedoch, dass die Stadt sich auf diesem Wert nicht ausruhen wolle. In drei Themengruppen diskutierten die 70 Anwesenden über Schwierigkeiten und Verbesserungsmöglichkeiten ihres Alltags.

Mobilität: Die Senioren wünschten sich zum einen eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, zum anderen eine engere Taktung von Bus und Bahn oder ein Zusatzangebot in Form von Bürgerbus oder Mitfahrerbänkle. Dabei müsste aus ihrer Sicht zum einen der Spagat geschafft werden, dass der Bus zwar alle zentralen Punkte in der Kernstadt und den vier Ortsteilen anfährt, zugleich aber auch nicht zu lange unterwegs ist. Zudem sei es ein Problem für die Senioren, mit dem ÖPNV etwas Schweres wie Wasserkästen transportierten. Denn dann bräuchten sie Hilfe, um diese zu und von der Haltestelle wegzutransportieren. Weil sie befürchteten, diese nicht zu bekommen, griffen viele lieber zum Auto. Parkplätze zu finden, sei jedoch schwierig, besonders in der Kernstadt.

Radfahrer sahen die Älteren zum einen als Verkehrsrisiko an, zum anderen sei es für die Senioren riskant selbst Rad zu fahren. Sie fürchten Unfälle, weil Autofahrer Abstände nicht einhielten oder Stürze aufgrund von Schachtdeckeln oder unebenen Belägen. Und noch einen Wunsch gab es: mehr Bänke und Sitzgelegenheiten an den Haltestellen.

Freizeit: Das Wohlfühlen im häuslichen Bereich hat für die Senioren Priorität, sie wollen – wie es deutschlandweit Trend ist – möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben. Wichtig dabei: Barrierefreiheit im eigenen Haus sowie eine gute Versorgung daheim (etwa Hilfe im Alltag und Betreuung, Essen und Fußpflege ins Haus) sowie soziale Begegnungen und eine gute, beständige Nachbarschaft, bei der man sich umeinander kümmert. Sie wünschen zudem zentrale Treffpunkte und Freizeitangebote, die in ihrer näheren Umgebung oder zumindest gut erreichbar sind. Tanzen, Kneipanlagen, ein Bouleplatz, ein Seniorencafé, Filmvorführungen, Theater oder spezielle Sportangebote – die Senioren könnten sich viele neue Aktivitäten vorstellen.

Ehrenamtliche Hilfe wünschen sich die älteren Bürger vor allem in Form von Besuchsdiensten, Hilfe beim Einkauf oder dabei, bestimmte Orte zu erreichen. Sie schlugen eine Ehrenamtsbörse vor, bei dem Bedarf und Angebote organisiert werden können.

Auch selbst ehrenamtlich tätig zu sein, könnten sich die Älteren vorstellen – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen: Zum einen wollen sie nicht isoliert, sondern in Gruppen tätig sein. Zum anderen wollen sie Anerkennung und Wertschätzung für ihre Arbeit. Wohnumgebung: Vor allem in den Ortsteilen wünschen sich die Senioren mehr oder überhaupt wieder Einkaufsmöglichkeiten. Ideen dazu waren Waren auf Kommission zu verkaufen, ein "fliegender Händler" (wie "Onkel Peter" im Bleichtal) oder ein Lebensmittelmarkt. Allerdings, so wurde in der lebhaften Diskussion auch klar, funktioniere das langfristig nur, wenn man diese Möglichkeiten auch gezielt zu unterstütze, damit sie sich halten können. Was den Senioren ebenfalls fehlt, sind zentrale Treffpunkte.

In Sachen Wohnen, Pflege und Betreuung wünschten sich viele Alternativen zu Altenheimen, die es ihnen ermöglichen, in ihren Ortsteilen und damit in der gewohnten Umgebung zu bleiben.

Prioritäten: Die Senioren konnten mithilfe von Klebepunkten deutlich machen, in welchen Bereichen sie sich am dringendsten Verbesserungen wünschen. Bürgermeister Gedemer wies daraufhin, dass nicht für alle Wünsche, die Stadt notwendig sei, wenngleich sie Vorhaben unterstützen und Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen werde, beispielsweise die Räume für einen Tanztreff.